Biomedizinische Labore mĂŒssen sicher, ergonomisch und flexibel sein. Gleichzeitig sollen sie einen hohen Probendurchsatz ermöglichen und alle Arbeitsschritte zuverlĂ€ssig dokumentieren. Fraunhofer-Forscher arbeiten deshalb am âLabor der Zukunftâ, in dem die Probenbearbeitung vollautomatisch ablĂ€uft. Wie gut das Konzept funktioniert, zeigen die Forscher wĂ€hrend der Messe MEDTEC Europe in Stuttgart vom 13. bis 15. MĂ€rz.
(firmenpresse) - Wer heute beim Arzt eine Blutprobe abgibt, muss in der Regel ein paar Tage auf den Befund warten. Gerade wenn es um kritische Dinge geht wie eine mögliche HIV-Infektion, dann bedeutet das fĂŒr den Betroffenen oft Warten in Ungewissheit. Dass eine Laboranalyse lĂ€nger dauert, liegt nicht zuletzt an der aufwendigen Dokumentation. Ăber jede Probe muss akribisch Protokoll gefĂŒhrt werden. Patientendaten, Messergebnisse, Messverfahren, all das mĂŒssen Laboranten im Detail aufschreiben. Das kostet Zeit und ist fehleranfĂ€llig. Forscher vom Fraunhofer-Institut fĂŒr Biomedizinische Technik IBMT entwickeln deshalb mit Förderung durch das saarlĂ€ndische Ministerium fĂŒr Wirtschaft und Wissenschaft das âLabor der Zukunftâ, in dem die Untersuchungen und vor allem auch die Dokumentation der Proben vollautomatisch ablĂ€uft.
Proben werden automatisch erfasst
DafĂŒr ist ein ganzes BĂŒndel an technischen Neuerungen nötig, die die IBMT-Experten gemeinsam mit Hochschulen und mittelstĂ€ndischen Unternehmen konzipiert haben. Ein zentraler Baustein ist die automatische Erfassung der Proben. In die Probenröhrchen aus Kunststoff werden dazu kleine Mikrochips eingeschmolzen, die alle Informationen wie etwa das Datum, die Herkunft oder den Namen des Patienten speichern. FrĂŒher wurden diese Röhrchen per Hand beschriftet, seit einiger Zeit steckt die Information in einem Barcode, der eingescannt werden kann. Doch fĂŒr eine vollautomatische Anlage reicht das nicht. Denn die Information auf einem Barcode lĂ€sst sich nicht verĂ€ndern. Anders der Mikrochip. Steckt man das Röhrchen in die AnalysegerĂ€te, wird auf dem Chip automatisch mitgeschrieben, was wann gemacht wurde. Damit enthĂ€lt das Röhrchen selbst eine lĂŒckenlose Historie, ohne dass der Laborant mĂŒhsam ein schriftliches Protokoll fĂŒhren muss. âFĂŒr gewöhnlich wird die Probe von einem Protokollzettel begleitetâ, sagt IBMT-Projektleiter Daniel Schmitt. In anderen FĂ€llen kĂŒndigt man die Probe mitsamt aller Informationen per Email an. âMit dem Chip aber sind Probe und Information unmittelbar verbunden. Nichts kann verloren gehen.â
Inzwischen haben die IBMT-Forscher den Chip mit einer winzigen Datenantenne kombiniert, einem ĂŒber Funk ansprechbaren RFID-Bauteil. Gerade bei biologischen Proben ist das ein groĂer Vorteil. Diese werden in StahlbehĂ€ltern mit eiskaltem Stickstoff gelagert, die man ungern öffnet, weil dann WĂ€rme und Feuchtigkeit eindringen. Dank der Mikrochips kann man jederzeit von auĂen abfragen, welche Proben sich gerade in einem BehĂ€lter befinden â eine Inventur durch den Stahlmantel.
Neue Software steuert AblÀufe
Manche Blutproben reisen weit; HIV-infizierte Blutproben aus Afrika etwa, die in Forschungslabors fĂŒr die AIDS-Forschung benötigt werden. âDa ist eine automatische Datenspeicherung sehr hilfreichâ, sagt Schmitt. NatĂŒrlich gehört zum automatischen Labor auch eine Software, die die AblĂ€ufe steuert, das Labormanagementsystem LabOS, das die Forscher am IBMT zusammen mit der Firma Soventec entwickelt haben. Sobald ein Probenröhrchen in eine Lesestation gesteckt wird, zeigt LabOS auf einem Bildschirm die Daten an, ferner die Historie und die nĂ€chsten Schritten, die zu tun sind. Ganz ohne Zettelwirtschaft.
Ăbers Internet auf LaborgerĂ€t zugreifen
Noch mĂŒssen die Laboranten die GerĂ€te selber steuern. Doch auch dass soll kĂŒnftig automatisiert ablaufen. Zu diesem Zweck wurde am IBMT in Kooperation mit der Technischen UniversitĂ€t Braunschweig ein Netzwerk-System entwickelt, das alle GerĂ€te mit einer Zentrale verbindet. Dieses âsmallCANâ-Bus-System, das der Vernetzung von SteuergerĂ€ten in Autos nachempfunden ist, macht es sogar möglich via Internet auf einzelne LaborgerĂ€te zuzugreifen. âMit smallCAN und LabOS kann das Labor beinahe autark arbeiten und die TestablĂ€ufe automatisch abspulenâ, sagt Schmitt. Das reduziert den Aufwand fĂŒr die Dokumentation erheblich. Statt viel Zeit mit dem AusfĂŒllen von Protokollformularen zu verbringen, können sich die Laboranten dann auf die eigentliche Arbeit konzentrieren, das Umsetzen oder Vorbereiten der ProbengefĂ€Ăe zum Beispiel. Damit kann ein Labor den Probendurchsatz und die QualitĂ€t der Ergebnisse deutlich erhöhen.
Wie gut die Technik zusammenspielt, zeigen die Kooperationspartner seit geraumer Zeit mit einem Lkw, der als mobiles Labor durch SĂŒdafrika fĂ€hrt. Hier liegt der Schwerpunkt auf der AIDS- und Tuberkulose-Diagnostik. âĂber die zentrale Steuerung können wir sogar die Daten des Lkw abfragen, die aktuelle Temperatur im Labor zum Beispielâ, sagt Schmitt. Dass die Technik auch in herkömmlichen Labors funktioniert, steht fĂŒr ihn auĂer Frage. âWenn man es geschafft hat, eine solche Anlage auf kleinstem Raum in einer mobilen Applikation zu realisieren, ist ein gewöhnliches Labor ein Kinderspiel.â WĂ€hrend der MEDTEC Europe vom 13. bis 15. MĂ€rz in Stuttgart (Halle 6/Stand 6211) werden Schmitt und seine Kollegen, die Software LabOS, den smallCAN und ein Modell des Lkw prĂ€sentieren.
Stand-Nummer: 6211 / Halle: 6
www.healthcare-saarland.de
Mail: b.h.hartmann(at)web.de
Tel.: 06894-5906582
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