(ots) - "Ingenieurmangel ist nicht nur ein Problem des
Maschinenbaus, des Fahrzeugbaus oder der Elektroindustrie. Auch die
deutsche Bauindustrie steuert auf eine Ingenieurlücke zu." Mit diesen
Worten kommentierte heute in Berlin RA Michael Knipper,
Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie,
die jüngsten Ergebnisse der Arbeitsmarktstatistik. Knipper forderte
deshalb die Bundesagentur für Arbeit auf, die Vorrangprüfung, nach
der zuerst im Inland nach Arbeitskräften gesucht werden muss, ehe
ausländische Fachkräfte angeworben werden dürfen, auch für
Bauingenieure aufzuheben. "Es kann nicht sein, dass die langwierige
und bürokratische Einzelfallprüfung nur für ausländische Elektro-,
Maschinenbau- und Fahrzeugbauingenieure aufgehoben wird, die
Baubranche aber weiterhin unter Fachkräftemangel leiden soll."
"Auch uns gehen inzwischen die qualifizierten Führungskräfte aus",
stellte Knipper fest. Nach den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für
Arbeit seien im Juli 2011 auf knapp 1.800 gemeldete offene Stellen
für Bauingenieure nur 2.900 arbeitslose Bauingenieure gekommen. Dies
sei die niedrigste Arbeitslosenzahl und das höchste Stellenangebot
für Bauingenieure seit über zehn Jahren. Knipper: "Dabei liegt die
Meldequote für offene Ingenieurstellen nur bei etwa 15 %. Die Zahl
der offenen Stellen fällt also mehr als sechs Mal so hoch aus."
Mittelfristig könnte sich der Mangel an Fachkräften auch in der
Bauwirtschaft immer mehr zu einer Wachstumsbremse entwickeln, glaubt
Knipper. Darauf deutet auch eine Umfrage des Deutschen Industrie- und
Handelskammertages (DIHK) hin, in der 40 % der befragten
Bauunternehmen in der drohenden Fachkräftelücke ein Risiko für die
weitere wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens sehen. Nach
einer Sonderumfrage des ifo Instituts im Rahmen des Konjunkturtests
für die Bauindustrie klagt mittlerweile jedes achte Bauunternehmen
über eine zunehmende Abwerbung eigener Arbeitskräfte durch andere
Bauunternehmen. Mit ähnlichen Problemen hatte die Baubranche zuletzt
während des Wiedervereinigungsbooms zu kämpfen.
"Die Lage wird sich verschärfen," erwartet Knipper. "Während vor
zehn Jahren nur 37 % der Bauingenieure älter als 45 Jahre waren, sind
es jetzt schon 46 %. Es entscheiden sich zwar wieder mehr junge Leute
für ein Studium des Bauingenieurwesens. Allein aus diesen
Nachwuchskräften werden wir jedoch auf die Dauer die
Bauingenieurlücke nicht schließen können."
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