(ots) - Spektakuläre Überholmanöver, waghalsige 
Kurvenfahrten und dröhnende Motoren - all das elektrisiert die Fans 
der Formel 1. Weil bei rasenden Geschwindigkeiten von über 300 km/h 
Sicherheit eine große Rolle spielt, gelten für die Materialien der 
Rennwagen besondere Ansprüche. Durch den Einsatz innovativer 
Chemiefasern sind die Bauteile der Boliden ungewöhnlich leicht und 
dennoch stark und stabil. Auch bei der Entwicklung von Serienautos 
werden diese Hightech-Materialien immer wichtiger.
   Rennsportserien wie die Formel 1 werden von den 
Automobilherstellern seit Jahren als wertvolle Impulsgeber für die 
Produktion von Serienautos genutzt. In der Vergangenheit spielte der 
Technologie-Transfer beispielsweise bei der Verbesserung der 
Aerodynamik eine große Rolle, künftig wird ein wichtiger Fokus auf 
der Verwendung innovativer Chemiefasern liegen. "Ziel ist es, Autos 
mittels Chemiefasern auch abseits der Rennstrecke sicherer, leichter 
und hinsichtlich des Kraftstoffverbrauchs effizienter zu machen", 
erklärt Dr. Wilhelm Rauch, Geschäftsführer der Industrievereinigung 
Chemiefaser. Für die meisten unsichtbar, werden schon heute in jedem 
Pkw durchschnittlich mehr als 20 kg Chemiefasern oder Filamentgarne 
verarbeitet. Etwa dort, wo die Kraft des Motors auf die Straße 
übertragen wird: bei den Reifen.
   Mehr als nur "Gummi" 
   Die Kunst des Reifenbaus ist bei den Herstellern der Formel 1 ein 
gut gehütetes Geheimnis. Über 200 verschiedene Zutaten - darunter 
Viskose- und Aramidfasern - werden je nach Streckenlage individuell 
zusammengestellt, um eine maximale Leistungsfähigkeit zu 
gewährleisten. Auch für Reifen, die im alltäglichen Straßenverkehr 
eingesetzt werden, sind hochwertige Chemiefasern wichtig. Zwar sind 
die Anforderungen an sie weniger extrem als bei den Rennpneus, dafür 
müssen sie vielseitiger sein. Gefragt sind Universaltalente, die bei 
Minusgraden oder drückender Hitze vom Kopfsteinpflaster bis zur 
Autobahn alles mitmachen - ohne Boxenstopp. Zur Produktion von 
High-Performance-Reifen, wie sie Sportwagen- oder Premiumhersteller 
nutzen, werden deshalb vor allem hochwertige Polyamid- und 
Viskosefasern verwendet. Sie dienen bei der Herstellung der 
Reifengerüste als Verstärkungsmaterial.
   Langlebige Bremsen durch Hightech-Werkstoff Carbon 
   Während Reifen vor allem gut und zuverlässig "laufen" müssen, ist 
es die Aufgabe der Bremsen, das Fahrzeug sicher zum Stehen zu 
bringen. Im Rennsport wie auf der Straße stellt sich hier dieselbe 
Herausforderung: Bei jedem Bremsvorgang wird die Bewegungsenergie des
Fahrzeugs in Reibungsenergie umgewandelt. Dabei entstehen sehr hohe 
Temperaturen, in der Formel 1 teilweise bis über 1.000  Grad Celsius.
Damit die Bremsscheiben solche Belastungen am Grand-Prix-Wochenende 
aushalten, werden sie aus Carbonfasern gefertigt. Dieser 
Hightech-Werkstoff ist hochbelastbar und findet deshalb auch in 
verschiedenen Oberklassemodellen Verwendung.
   "Carbonfasern sind sehr leicht und haben eine hohe Zugfestigkeit",
sagt Dr. Rauch zu den Vorzügen des Materials. Für die Herstellung 
braucht man spezielle Faserstränge aus Polyacrylnitril, von denen die
einzelnen Fasern etwa ein Fünftel so dick sind wie ein Menschenhaar. 
Die Stränge werden erst oxidiert und dann bei 1.500 Grad Celsius 
carbonisiert. Dabei verbrennt die Hälfte des Materials, die andere 
Hälfte - die Carbonfasern - bleibt zurück. Für den Einsatz in 
Sportwagen oder anderen Premiumfahrzeugen werden die Fasern 
anschließend mit Siliciumcarbid kombiniert. Es entsteht ein 
keramischer Verbundwerkstoff, aus dem sich sehr feste, zähe und 
belastbare Bremsscheiben bauen lassen. Gegenüber klassischen 
Grauguss-Bremsscheiben haben sie zahlreiche Vorteile: Sie packen 
unter anderem schneller zu, verlieren auch bei kurz 
aufeinanderfolgenden Bremsungen nicht an Kraft und haben eine sehr 
hohe Lebensdauer.
   Innovative Chemiefasern: das Material der Zukunft 
   Von besonderer Bedeutung ist Carbon für den Karosseriebau in der 
Automobilindustrie. In Zukunft werden große Teile der Karosserie aus 
Carbonfasern gefertigt. Bis zur serienmäßigen Einführung wird zwar 
noch einige Zeit vergehen, dennoch gelten Carbonfasern als Material 
der Zukunft. Mehrere große Automobilhersteller haben in den letzten 
Jahren erhebliche Investitionen in diesem Bereich getätigt. Die 
Absicht ist, den Leichtbau sowie die Produktion von modernen 
Elektroautos weiterzuentwickeln. Durch den Einsatz von Carbonfasern 
sinkt das Gewicht der E-Mobile, sodass diese mit einer einzelnen 
Batterieaufladung weiterfahren können.
   Doch auch weitere innovative Fasern und Garne aus der chemischen 
Industrie sind für die Unternehmen von großem Interesse. So wird 
derzeit unter anderem an textilen Beleuchtungssystemen geforscht. 
Lichtleitende Chemiefasern aus Polycarbonat könnten in absehbarer 
Zeit als indirekte, energiesparende Beleuchtung im Fahrzeuginneren 
dienen. Auf diese Weise ließen sich Lichtquellen minimieren und 
Fahrzeuginsassen könnten trotz geringerer Helligkeit Knöpfe und 
Geräte sicher bedienen. Und wer weiß: Vielleicht geht die Entwicklung
künftig einmal andersherum. Dann könnte eine ursprünglich für 
Straßenfahrzeuge entwickelte Technologie auch Funktionselemente in 
einem Formel-1-Cockpit zum Leuchten bringen.
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