PresseKat - Buchkritik: Du sollst nicht langweilen und mit Deinem Wissen protzen

Buchkritik: Du sollst nicht langweilen und mit Deinem Wissen protzen

ID: 36096

Michael Kleeberg verstößt gegen ein paar Grundregeln des Erzählens

Von Ansgar Lange

(firmenpresse) - Literaturkritiker der großen Zeitungen und normale Leser leben auf zwei verschiedenen Planeten. Dies wurde mir vor kurzem bei der Lektüre des Romans „Karlmann“ von Michael Kleeberg bewusst. Die Kritik hatte den rund 450-seitigen Wälzer über das Leben das Durchschnittstypen Karlmann „Charly“ Renn euphorisch gefeiert. Den Anfang machte eine große Besprechung in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) am 19. August 2007. Liest man die Rezension von Peter Körte, so fällt auf, dass dieser den sehr umfangreichen „Beipackzettel“ der Presseabteilung der Deutschen Verlags-Anstalt sehr aufmerksam studiert haben muss. In einem langen Interview lieferte der Autor, der aus der Werbebranche kommt, gleich eine Interpretation seines Werks. Der Rezensent dankt für solche professionelle Unterstützung, die ihn gegebenenfalls bei der mühsamen Lektüre einer solchen Schwarte etwas entlastet.

Nach exakt 139 Seiten habe ich kapituliert. Kleeberg hatte die Latte selbst ziemlich hoch gelegt, als er bekannte, zur Vorbereitung auf sein Buch habe er die Rabbit-Romane des amerikanischen Romanciers John Updike erstmals gelesen. Um es vorweg zu sagen. Liebe Leserinnen und Leser, sparen Sie kostbare Lese- und damit Lebenszeit und greifen Sie sofort zu den großartigen Schilderungen des amerikanischen Alltagslebens aus der Feder von Updike. Die Rabbit-Reihe schildert die Befindlichkeiten der US-Mittelschicht über rund 40 Jahre. Der Unterschied zu Kleeberg: Updike ist ein Schriftsteller, der seine Figuren nie der Lächerlichkeit preisgibt. Auch wenn Harry „Rabbit“ Angstrom ein ziemlicher durchschnittlicher Typ ist; man schließt ihn ins Herz. Man entwickelt Sympathie.

Kleeberg ist der ungleich schlechtere Erzähler. Man quält sich durch die Seiten des Buches und muss es als Drohung empfinden, dass der Autor – ähnlich wie Updike – sich eine „Karlmann“-Reihe durchaus vorstellen kann. Schon dieses Buch, welches den Auftakt einer Reihe bilden könnte, ist geschwätzig und protzt mit der eigenen Belesenheit. Und wenn Kleeberg gemeint haben sollte, mit der Schilderung von ein paar ungewöhnlichen Sexualpraktiken noch irgendwelches Aufsehen zu erregen, dann ist das zumindest fragwürdig. In dem besagten Interview mit der FAS bekennt Kleeberg, bei manchen Passagen habe er selbst gezögert und seine Ehegattin habe ihn gewarnt: „Die Männer werden Dir nie verzeihen, dass Du alle Ihre sorgsam gehüteten Betriebsgeheimnisse ausgeplaudert hat.“ Ach Gottchen, möchte man sagen. Wir leben doch nicht mehr in den fünfziger Jahren. Wenn es um gewagte eindeutige Stellen geht, dann lohnt sich ebenfalls eher ein Griff zu den Updike-Romanen, der als grundsolider Handwerker weiß, wie man seine Leser bei der Stange hält.





Selbstverständlich sieht die professionelle Literaturkritik dies anders. Kleeberg habe den großen Roman der achtziger Jahre geschrieben. Wer seitenlange Schilderungen von längst vergessenen Tennismatches mag und gern wissen möchte, was Herr Kleeberg so alles über die Hirnforschung oder Gesicht angelesen hat, der sollte dieses Buch kaufen. Ein Beispiel für den manirierten Stil: „Danach legte der Discjockey Platten auf, und die jüngere Generation okkupierte und übernahm gnadenlos erleichtert das Parkett der Operationen.“ Wer solches Geschwurbel nicht lesen möchte, der sollte lieber zu den grandiosen amerikanischen Erzählern wie Philip Roth, John Updike oder Richard Yates greifen. (Leider) können diese es oft einfach besser als die Deutschen!


Michael Kleeberg: Karlmann. Deutsche Verlags-Anstalt: München 2007. 480 Seiten. ISBN 978-3-421-05459-3.

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Datum: 28.09.2007 - 11:41 Uhr
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