(ots) - Die EU-Kommission befürchtet, dass in Deutschland
die europaweit vorgeschriebenen Grenzwerte für Nitrat und
Stickstoffoxide überschritten werden. Nach Recherchen des
ZDF-Magazins "Frontal 21" (Sendung am 1. Februar 2011, 21.00 Uhr)
droht Deutschland deshalb ein EU-Vertragsverletzungsverfahren.
"Frontal 21" berichtet über die Folgen der Industrialisierung der
Landwirtschaft und wie die Bundesregierung diese Entwicklung
befördert.
Die EU-Kommission teilte auf ZDF-Anfrage mit, deutsche Behörden
hätten zwar Maßnahmen zur Minderung der Nitrat-Emissionen
angekündigt, jedoch sei die Einhaltung des Höchstwertes nicht zu
erwarten. Es könne "immer noch eine Überschreitung um sechs Prozent
bleiben", heißt es in dem Brief. Auch die Höchstwerte für
Stickstoffoxide und flüchtige organische Verbindungen könnten
überschritten werden. Die Richtlinie 2001/81/EG legt nationale
jährliche Emissionshöchstwerte für bestimmte Luftschadstoffe,
einschließlich Nitrate, fest. Der Höchstwert, der von Deutschland
Ende 2010 einzuhalten war, beträgt.
550 000 Tonnen. Die EU-Kommission kündigt an, sie werde "alle
notwendigen Schritte, einschließlich der Einleitung von
Vertragsverletzungsverfahren, unternehmen, um die Situation zu
bereinigen", heißt es in dem Schreiben aus Brüssel.
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, sagte dem
ZDF, die Reduktion der Stickstoffeinträge komme in Deutschland zu
langsam voran: "Das ist das Umweltproblem, was bislang noch nicht
zufriedenstellend gelöst worden ist. Da spielt die Landwirtschaft die
zentrale Rolle", sagte Flasbarth. In einer aktuellen Studie stellt
das Bundesumweltamt fest, dass "26,5 Prozent aller Grundwasserkörper
allein aufgrund von Nitratbelastung in einem schlechten Zustand"
seien.
Ein Grund für die Überdüngung ist, dass in der Landwirtschaft
immer mehr Tiere auf immer weniger Fläche gehalten werden. Durch die
Massentierhaltung kommt auch immer mehr Gülle auf die Felder.
Flasbarth kritisiert gegenüber "Frontal 21": "Wenn wir die
Tierbestände nicht wieder in ein vernünftiges Verhältnis zu der zur
Verfügung stehenden Fläche bringen, dann wird es ganz schwierig, die
Stickstoffproblematik zu lösen."
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