PresseKat - Geschwisterlernwerkstatt - ein soziales Forschungs- und Erprobungsfeld

Geschwisterlernwerkstatt - ein soziales Forschungs- und Erprobungsfeld

ID: 26084

(firmenpresse) - Streit unter Geschwister?
Prima (Wachstums-)Klima im Geschwisterkreis

Was Geschwisterkinder immer schon wissen, wird von der Wissenschaft neu entdeckt. Der sich heimlich abzeichnende Trend: Es ist Zeit für Geschwisterkinder. Geschwisterkinder sind sich Wachstumsförderer und Bildungsbeschleuniger. Sie lotsen und steuern sich gegenseitig durch die Höhen und (Un-)Tiefen des Lebens und erwerben spielend miteinander das, was die Wirtschaft dringend benötigt: Schlüsselkompetenzen und Lebenskompetenzstrategien. Im Geschwisterkreis darf man sich mit allen Facetten zumuten und kann sich trotzdem aufgehoben fühlen. Ihr Kind hat noch keine Geschwister? Dann aber los. Nachweislich bilden Geschwisterkinder eine Art natürliches Forschungs - und Erprobungslabor füreinander. Die Geschwisterlernwerkstatt (da braut sich was zusammen, da köchelt was auf kleiner Flamme, da trägt sich etwas aus, da findet etwas Form usw.) ist ein Versuchs- und Erprobungslabor unter wirklichkeitsnahen Bedingungen. Im verdichteten Erfahrungsfeld unter Geschwistern lernen Kinder manches, was sie so nirgendwo sonst lernen können. Geschwister bilden eine Art Zwischenlager, in dem sie sich mit Vorräten ausstatten können und den nächsten Schritt hinein in ein eigenständiges Leben auf der Expedition zum Gipfel des Lebens vorbereiten können.


Lernwerkstatt Geschwister – die Chance eines verdichteten Erfahrungsfeldes

Von jeder nur denkbaren Situation zwischen den Geschwistern ausgehend, ist eine unendliche Kette von Experimenten im Sozialverhalten denkbar, die von den Kindern aktiv untereinander erprobt werden kann. Dabei können sich in unterschiedlichen Zusammensetzungen ganz unterschiedliche Bündnisse und ganz unterschiedliche Konstellationen ergeben. Vielleicht erinnern sie sich an solche wechselnden Gruppenbildungen auch noch aus der eigenen Geschwisterzeit?

Wir wollen Hans, Tine, Suse und Tanja beim Großwerden beobachten: Sie haben eine ganze Kindheit lang Zeit und Raum sich auszuprobieren, ihr Vorgehen oder Handeln um Nuancen zu verändern und ihr Ansinnen zu hinterfragen. Dabei können sie feststellen, welche Strategien in welchen Momenten erfolgreich sind und werden auch bemerken, dass immer nur streiten auf die Dauer zu anstrengend ist. Auch das werden sie auf lange Sicht hin, in der Art, wie sie mit ihren Geschwistern umgehen, berücksichtigen lernen. Denn schließlich macht es ja auch Spaß miteinander zu spielen, Dinge zu erfinden, sich spielerisch miteinander zu messen oder gedankenverloren im Rollenspiel aufzugehen.




Ob sie sich abgrenzen oder zusammentun, immer können sie auch etwas über ihre eigenen Grenzen und Möglichkeiten, über die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Geschwister und über die Spielräume in den Beziehungen zu ihren Geschwistern erfahren. Wenn Gefühle so etwas wie abrufbare Handlungsbereitschaften sind, dann haben die Kinder im Zusammenhang mit ihren Geschwistern die einmalige Gelegenheit sich eine Fülle von Handlungskonzepten anzueignen.

Ein ganzes Repertoire an taktischen Verhaltensweisen unter Geschwistern steht den Kindern zur Verfügung, einige davon seien hier benannt: sich schützen lernen, sich neugierig einlassen auf den anderen. auf der Hut sein, für andere da sein, den anderen verstehen, für die Geschwister mitdenken, die Geschwister ins eigene Denken einplanen, fürsorglich sein, gemein sein, in die Unklarheit flüchten, sich einem Konflikt stellen, das liebe Kind spielen, andere einschüchtern, das Baby spielen, den Bedauernswerten spielen, sich die Schuld zuschreiben, um ethisch/moralisch zu gewinnen, Fehler zugeben, anderen die Schuld zuschreiben und sich zum Opfer machen, den Anderen zum Störenfried erklären, den anderen bewundern (um an seiner Macht teilzuhaben), Zwietracht säen, seinen Charme ausspielen, verständig und vernünftig sein.

Eltern haben natürlich Einfluss auf die Kinder, aber sie können die Dynamik, die unter den Kindern entsteht, nicht unbedingt so steuern, wie sie das gern hätten. Sie können höchstens mal schützend eingreifen, oder gesagte Worte abmildern, einem der Kinder den Rücken stärken, sich auf die Seite einer Gruppe schlagen oder, wenn sie einen guten Tag erwischen, den Kindern etwas anbieten, was sie alle zusammen aus dem Konflikt heraus und in ein neues Spiel hineinführt. Natürlich können sie auch versuchen über Geschehenes zu sprechen und es wertebildend mit den Kindern auszudeuten. Aber sie können grundlegende Gegebenheiten nicht in Luft auflösen.

Wenn es also wieder einmal Stress gibt mit Hans, weil er gerade Tanja ärgern will, oder Suse sauer ist auf Tine, weil die Ihr die letzte Schokolade weggegessen hat und Sie als Mutter (oder Vater) daran zweifeln, ob Sie überhaupt irgendetwas richtig gemacht haben, dann halten Sie bitte einen Moment inne und denken Sie daran, dass das alles höchst sinnvoll ist, was Ihre Kinder da tun, auch wenn es zunächst recht destruktiv erscheint. Ja, Sie haben richtig gehört, in dem von Ihnen erlebten Chaos, indem keiner auf keinen Rücksicht nimmt, bilden Ihre Kinder Persönlichkeit aus, differenzieren ihren eigenen Wesenskern aus und entwickeln Selbstbewusstsein. In der „Geschwisterlernwerkstatt“ können die Geschwister neue Gefühle und Verhaltensweisen im Umgang miteinander erproben und bekommen sofort und ohne Umschweife eine Antwort auf das, was sie ausgesendet haben. So lernen sie sich und andere einzuschätzen und entwickeln Beziehungsflexibilität.
Sie lernen auf das gleiche „Beziehungsangebot“ ganz unterschiedlich zu reagieren.

Im obigen Beispiel könnte sich Suse einfach gekränkt zurückziehen und ihre Schwester ignorieren, um sie dafür zu strafen, dass sie ihr die Schokolade weggenommen hat: „Ich soll mit dir spielen, nachdem du mir die Schokolade weggefuttert hast,……ph,…sehe ich so aus, wer bin ich denn?“ Genauso gut könnte sie sich aber auch einen Rachefeldzug überlegen und Tine etwas wegnehmen oder verstecken, was dieser wichtig ist. Die kluge Suse, die die wunden Punkte ihrer Schwester genau kennt, denkt eventuell an das Kuscheltier, das Tine unbedingt zum Einschlafen braucht und genießt schon einmal die Vorfreude, auf den Moment, wenn Tine bemerkt, dass es fehlt. Sie könnte sich aber auch in Geduld üben und den richtigen Moment abwarten, bis es wieder mal Schokolade gibt und dann selbst überraschend zugreifen, mit dem sicheren Gefühl, dass das nur recht ist, was sie da gerade tut. Denn Strafe muss sein. Genauso gut könnte Sie aber auch großmütig verzeihen und deutlich machen, wie unsozial und kindisch ihre Schwester ist und als moralische Siegerin vom Platz gehen. Dabei wäre ihr der Applaus ihrer Eltern höchstwahrscheinlich sicher: „Schön, dass du schon so vernünftig bist.“

Geschwister grenzen sich voneinander ab, sie sind einander aber auch Vorbilder. Sie zeigen sich oder entdecken gemeinsam, wie man zusammenspielt, wie man zusammen arbeiten und streiten kann, wie man sich bekriegt und auch wieder versöhnt Sie sind füreinander Verbündete und Verräter.
Was Geschwister aneinander bindet, ist die intime Kenntnis voneinander. Niemand kennt sich so wie Geschwister es tun, auf diese subtile Weise. Geschwister erkennen und erahnen die unausgesprochenen Ängste, die Sehnsüchte, Ambitionen, das Schamgefühl, die Verwundbarkeiten des anderen. Niemand kann diese „geheimen“ Kenntnisse besser verstehen als Geschwister untereinander. Es liegt an jedem/r Einzelnen, wie er/sie es einsetzt, um zu helfen oder auch um zu verletzen, um sich einzufühlen oder um zu vernichten.

Der Wunsch Überlegenheit und Kompetenz zu zeigen, steckt in jedem Menschen und motiviert jegliche menschliche Entwicklung. Die meisten streben danach, das Beste aus sich zu machen. Das ständige Vergleichen und Beurteilen unter Geschwistern, wer ist der Stärkere, wer ist der Schwächere, hat eine wichtige Funktion in der kindlichen Entwicklung, weil die Kinder so ihre Talente bestimmen und ihre Fähigkeiten und Eigenschaften bzw. Leistungen messen können.
Wer ist der Schönste, der Schnellste, der Klügste, der Beste, der Beliebteste, die Schönste, werden sich Suse oder Tine, aber auch Tanja und Hans immer wieder fragen. Aus den Hinweisen, die sich aus dem Vergleich ergeben, entwickeln sie dann ihr Selbstbild und in der Folge davon so etwas wie Selbstachtung. Dabei ist dieser Prozess nur auf lange Sicht von Kontinuität geprägt, im Alltag ist er eher von einem ständigen Auf und Ab gekennzeichnet.

Was die Rolle der Eltern angeht, so sind Eltern ihren Kindern weit voraus in ihrer Entwicklung, die Kinder können nicht wirklich mit ihnen konkurrieren. Aber die Eltern können mit dem, was sie wissen und können, Ansporn für die Kinder sein. Es kann aus der Erfahrung mit den Eltern der Wille/der Wunsch entstehen, all das auch einmal können zu wollen. Geschwister sind sich hier näher, weniger unerreichbar, sie sind von der gleichen Art. Deshalb lehren sich die Geschwister untereinander, mehr als das Eltern je vermögen, ihr Leben zu meistern. Letztendlich profitieren Ihre Kinder von den Erfahrungen der Geschwister.

Das heißt aber nicht, dass Eltern hilflos bei allem zuschauen müssen. Wenn es um Grundsätzliches geht, müssen sie Kontur zeigen, Vorbild sein, Werte setzen und Umgangsformen einfordern. Eltern formen den Charakter und die Identität ihrer Kinder von einer ganz anderen Seite her. Auch sie vermitteln ihnen Werte, Moralvorstellungen, Ziele, Schutzmechanismen, und die Techniken, die sie benutzen, um ihr Leben zu meistern.
Sie sind es allerdings aus ihrem Berufsleben gewohnt, das Leben als logistische Herausforderung zu betrachten und sind daher schnell bei der Frage, welche Interventionsstrategien führen mit geringstem Aufwand am schnellsten zum effizienten Ergebnis? Entsprechend gehen sie an viele Dinge heran.
Denn sie glauben, Probleme sind dazu da, dass sie gelöst werden!
Doch nicht immer muss sofort und vollständig gelöst, bereinigt und geklärt werden, vielleicht sind einige Probleme auch dazu da, um gelebt, erfahren und ausgehalten zu werden, damit man an ihnen reifen und neue Formen der Konfliktbewältigung entwickeln kann.
Das Buch mit dem Titel „Streit unter Geschwistern“, das Joachim Armbrust im Urania Verlag veröffentlicht hat, will Eltern deshalb Mut machen zum langen Atem.
Es gibt manchmal auch so etwas wie Konfliktlösung in der Zeit: so wie z.B. Gras über seelische Wunden wächst. Hier ist die Zeit kein schlechter Arzt.

Ein Beispiel dafür: Ferdinand und Simon können nichts miteinander anfangen. Ständig kommt der 1 ½-jährige Ferdinand zum 4-järigen Simon ins Zimmer und will mitspielen. Wenn Simon allerdings seinen Bruder mitspielen lässt, bedeutet das für ihn , dass dieser vor allen Dingen Figuren umwirft, sein Spiel durcheinander bringt und die Mühe, die in manchem Aufgebauten steckt gar nicht wahrnehmen kann. Das führt dazu, dass Ferdinand zum roten Tuch für ihn wird. „Du schon wieder!“ „Geh doch zu deiner Schwester, ich bin nicht dein Babysitter.“ „Lass mich in Ruhe, mit dir kann man doch gar nicht spielen.“ Einerseits ist er sich nicht sicher, ob sein Bruder das alles mit Absicht macht, zum anderen fühlt er sich hilflos seiner Wut ausgeliefert, die er ja eigentlich nicht wirklich an dem sehr viel kleineren Bruder auslassen will. Alles reden und klären hilft nicht, die Situation bleibt zunächst wie sie ist.
Eines Tages jedoch spielen Simon und seine 5-jährige Schwester Mathilde „Mutterles und Vaterles“ und es ergibt sich, dass Ferdinand das Kind sein kann. In der Rolle des kleinen Kindes ist jetzt plötzlich Ferdinand, der ständig etwas anstellt, weil er es noch nicht besser weiß, willkommen, weil sich die Simon und Mathilde dadurch als Eltern erproben und erfahren können. Plötzlich haben die scheinbar nicht kompatiblen Anteile der Geschwister ein Bild gefunden, in dem sie alle in ihrer Verschiedenheit Platz finden und ein gemeinsames Spiel entstehen kann.

Ältere Geschwister durchleben im Spiel mit den jüngeren ihre bereits bewältigte Vergangenheit mit den damit verbundenen Entwicklungsschritten, die Jüngeren profitieren von den gemeinsamen Aktivitäten mit den Älteren und werden angespornt sich zu erarbeiten, was die schon können. Außerdem bekommen sie schon eine Ahnung von dem, was an Entwicklung vor ihnen liegt. Beide lernen sich in diesem Prozess besser zu verstehen. Über die Jahre entsteht ein tiefes, intuitives Wissen umeinander.


Bezugsquelle:

Joachim Armbrust
Streit unter Geschwistern
So lösen Eltern erfolgreich Konflikte
128 Seiten
Paperback
16 x 21 cm
€(D) 12,95 sFR 22,80 €(A) 13,40
ISBN 978-3-332-01937-7
Platzierung Elternratgeber
WGS 1 484
erscheint im Februar 2007
Mehr Infos: http://www.punkt-genau-seminare.de/pageID_4028462.html

Zum Autor:
Joachim Armbrust, 48 Jahre alt, verheiratet mit Sabine Armbrust (freiberufliche Hebamme), 3 Kinder (16, 8, und 1 3/4 Jahre alt).
Diplomsozialpädagoge FH), 4 Semester Aufbaustudiengang Erziehungswissenschaften, Heilerlaubnis für Psychotherapie.
8 Jahre Mitarbeiter der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes in Waiblingen, 2 1/2 Jahre Sexualpädagoge bei Pro Familia in Schwäbisch Hall, 7 Jahre Beauftragter für Suchtprophylaxe im Hohenlohekreis, 1 1/2 Jahre Projektkoordinator beim Fachverband der 1 100 Erziehungsberatungsstellen in Deutschland (bke) mit dem Auftrag eine Internetberatungsplattform für 82 Online-Berater zu konzipieren und umzusetzen.
Seit 1987 in der Erwachsenenbildung tätig.
Seit 1995 eigene Praxis, seit 2004 ausschließlich freiberuflich tätig.


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Bereitgestellt von Benutzer: JoachimArmbrust
Datum: 23.01.2007 - 23:11 Uhr
Sprache: Deutsch
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Ansprechpartner: Joachim Armbrust
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Schwäbisch Hall


Telefon: 0791/71552

Kategorie:

Vermischtes


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Freigabedatum: 24.01.07

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