PresseKat - Mobile Business: Eine Frage der Unternehmenskultur

Mobile Business: Eine Frage der Unternehmenskultur

ID: 24687

(firmenpresse) - Mobile Kommunikationstechnik verÀndert Arbeitsorganisation

Von Gunnar Sohn

MĂŒnchen/DĂŒsseldorf - FĂŒr das Zustandekommen und den Erfolg von Mobile Business ist in jedem Unternehmen eine spezifische Kombination von internen und externen Faktoren verantwortlich. Zwar werden Mobility-Lösungen schon seit vielen Jahren diskutiert, letztlich hĂ€ngt ihr Erfolg aber immer von der Anwendung im Einzelfall ab. Bei einem Experten-GesprĂ€ch des Wirtschaftskuriers in DĂŒsseldorf diskutierten Mehdi Schröder, Vice President Enterprise Sales der Ericsson Deutschland GmbH, Christoph Ferdinand, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des ITK-Systemintegrators Damovo in Neuss und Sebastian Paulke vom Beartungshaus Mind Business Consultants ĂŒber die Entwicklung mobiler Kommunikationstechnik, deren Anwendung und Auswirkungen auf unternehmensinterne Arbeitsorganisation.

„Das Unternehmen des 21. Jahrhunderts entwickelt sich kontinuierlich zu einer weniger starren, demokratischeren Organisation“, schreiben die amerikanischen Wissenschaftler Thomas W. Malone und Robert Laubacher vom Massachusetts Institute of Technology. „Viele Unternehmen beschĂ€ftigen sich mit dem Thema MobilitĂ€t, doch nicht jeder definiert es gleichartig“, skizziert Mehdi Schröder die teilweise unĂŒbersichtliche Landschaft mobiler Anwendungen. Jeder verstehe etwas anderes unter MobilitĂ€t: „Ist ‚mobil’, wenn ich ein GSM Handy in der Hand habe, und ich habe auch meine Mitarbeiter damit ausgestattet? Ist es der Einsatz nur eines einzigen EndgerĂ€tes? Und fĂŒhrt es zu Mehrwert im Unternehmen? Meint man damit den Gebrauch von PC-Karten auf einem Notebook? Theoretisch geht das alles“, so Schröder. Die EinfĂŒhrung von Laptops im Außendienst habe schließlich nicht gleich zu einem mobilen Vertriebsprozess gefĂŒhrt, und die EinfĂŒhrung von Mobiltelefonen nicht unmittelbar die universelle Erreichbarkeit bewirkt. Der Einsatz von One Phone Konzepten, Push Mail, Mobile Office Anwendungen, Remote-ZugĂ€ngen zu Unternehmensnetzwerken verbreite sich rasant in Unternehmen. Klare Strategien seien aber oft nicht erkennbar. In der Praxis stelle die HeterogenitĂ€t der vorhandenen Technik dann oft ein Problem dar. „Die Schwierigkeit wird darin bestehen, die Technologien, die alle auf unterschiedlichem technischen Stand sind, so zu integrieren, dass sie nahtlos miteinander funktionieren“, bestĂ€tigt Sebastian Paulke.





Wie aber steht es um die Realisierungskurve beim Mobile Business? Einig war sich die Runde, dass die Adaption neuer, mobiler Kommunikationstechnik zunĂ€chst eine technische Integration durchlaufen mĂŒsse. Netzwerke und mobile Übertragungsverfahren mĂŒssten in ausreichender QualitĂ€t und zu akzeptablen Preisen zur VerfĂŒgung stehen. „Viele Unternehmen sind allerdings etwas ĂŒberfordert, die Dinge zusammenzufĂŒhren, weil die KomplexitĂ€t mittlerweile zu groß geworden ist“, sagt Damovo-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Christoph Ferdinand. Er sieht außerdem „eine gewisse Sorglosigkeit, was die Sicherheitsproblematik im Umgang mit mobilen EndgerĂ€ten angeht.“ Auch Fehlerquellen wĂŒrden hĂ€ufig unterschĂ€tzt. „Die rein technische Anbindung ist oft nicht das Kernproblem“, bestĂ€tigt Paulke, der auch Redakteur des Fachportals Voice Community ist. Bei der Einbindung in die Business-Prozesse und die Business-Routine hapere es dagegen noch.

Damovo hat erst in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit den Analysten von Berlecon Research eine Studie erarbeitet, die unter anderem Verbreitung und Potenzial von Mobility Lösungen untersucht hat. GrundsĂ€tzlich unterscheidet die Studie zwei Arten von Mobility-Lösungen: horizontale Lösungen, die fĂŒr viele Mitarbeiter eines Unternehmens relevant sein können und vertikale Lösungen, die einzelne Prozesse optimieren sollen. Demnach haben viele Unternehmen mittlerweile Mobile-Mail-Lösungen im Einsatz oder in der Planung. 56 Prozent nutzen sie bereits, 17 Prozent beabsichtigen ihre EinfĂŒhrung.
Mobile Lösungen zur UnterstĂŒtzung des Vertriebs sind dagegen bei 23 Prozent, zur UnterstĂŒtzung von Servicetechnikern bei 15 Prozent der befragten Firmen im Einsatz.

Große Unternehmen setzten dabei stĂ€rker auf mobile Lösungen als kleinere, fĂŒr die die Studie noch enormes Wachstum prognostiziert. An erster Stelle stehe grundsĂ€tzlich die Absicht, Arbeits- und Abstimmungsprozesse zu beschleunigen und mobilen Mitarbeitern den Zugriff auf nötige Informationen zu gewĂ€hren, so Ferdinand. Als große Herausforderung bei der EinfĂŒhrung von Mobility-Lösungen werten die Unternehmen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen die GewĂ€hrleistung der Sicherheit. Erwartete Kosteneinsparungen dagegen hĂ€tten bei den Befragten weniger Gewicht gehabt als die Aussicht, die eigenen Prozesse effizienter gestalten zu können. Besonders stark verbreitet, so Ferdinand, sei der Einsatz mobiler Lösungen zur UnterstĂŒtzung von Servicetechnikern bei unternehmensnahen Dienstleistungen.

Wichtig sei zudem, dass auf der Ebene der Entscheider Akzeptanz geschaffen werden mĂŒsse. „Das grĂ¶ĂŸte Problem ist, dass dieses ganze Thema von vielen Unternehmen noch viel zu unstrategisch angegangen wird. Man muss klar aufzeigen, wo der Wertschöpfungsprozess letztlich ist, wenn man solche Technologien einsetzt“, stellt Mehdi Schröder fest. „Das mobile Unternehmen der Dienstleistungsgesellschaft unterscheidet sich auch intern drastisch vom nichtmobilen Betrieb der Industriegesellschaft. Die Technologie kann die GeschĂ€ftsprozesse unterstĂŒtzen, aber die GeschĂ€ftsprozesse mĂŒssen dann auch zwingend an die Möglichkeiten angepasst werden.“ Modelle wie das Ericsson One Phone Konzept, die Verschmelzung von Festnetz und Mobiltelefon, erforderten das Zusammenspiel zwischen Carrier, Operator, Integrator, Hersteller und Anwender-Unternehmen. Betriebe, deren Firmenkultur vom Althergebrachten abweiche, wĂŒrden sich sicher auch mit dem Thema Mobile Business leichter tun. Wirtschaft, Gesellschaft, VerbĂ€nde und Politik seien oft noch dem Denken der Industriegesellschaft der 60er und 70er Jahre verhaftet und lĂ€ngst nicht in der Service-Gesellschaft angekommen: Mobile Business sei daher auch eine Frage der Firmenkultur.

„Kontrolle, hierarchische Organisation, physische Anwesenheit besitzen hĂ€ufig noch hohe PrioritĂ€t. Effizienz und FlexibilitĂ€t hingegen nicht: Es geht nicht um Anwesenheit, sondern es geht um das Ergebnis. Wenn von oben vorgegeben wird, wie man zu arbeiten hat, dann wird sich das unten genauso weiter fortsetzen. Die erfolgreichen Unternehmen sind die, die schnell sind und nicht die, die groß sind“, erklĂ€rt Schröder. Die Organisationstheoretiker Laubacher und Malone vertreten die Ansicht, dass große Unternehmen durch diese neu gewonnene Freiheit nichts von ihren GrĂ¶ĂŸenvorteilen einbĂŒĂŸen, zusĂ€tzlich aber an Dynamik gewinnen und einen besseren persönlichen Service bieten. „Allein unsere Phantasie hinkt der Technologie hinterher“. Netzwerkmanagement sei fĂŒr den deutschen Mittelstand, der im Vergleich zu nordischen Staaten eine weitaus geringer ausgebildete Kultur im Beziehungsmanagement besitze, eine zentrale Herausforderung der nĂ€chsten Jahre. Malone ist in seiner Wortwahl unmissverstĂ€ndlich. „Der Westen muss seine Wirtschaft transformieren, wenn er nicht zum Friedhof des Industriezeitalters verkommen will.“

VerĂ€nderte Unternehmensstrukturen hat Sebastian Paulke allerdings auch in Deutschland schon ausgemacht: Zahlreiche Freelancer arbeiteten bereits stark in Netzwerken. „Diese Arbeitsorganisation fördert natĂŒrlich die Möglichkeiten der mobilen Kommunikation.“ Damovo-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Ferdinand warnt allerdings davor, alles technisch Machbare auch verwirklichen zu wollen. Schließlich sei die Gefahr, dass Mitarbeiter auch die Bindung an ein Unternehmen verlieren, bei dezentralen Strukturen ungleich höher. „Und das Unternehmen hat ja ein Interesse daran, auch gute Mitarbeiter zu binden. PrĂ€senz ist also bei aller wĂŒnschenswerten Verbesserung der Kommunikationsstrukturen durch mobiles Arbeiten wichtig fĂŒr die Unternehmenskultur.“ Dabei mĂŒsse die gesamte Organisation lernen.
Außerdem dĂŒrften die technischen Möglichkeiten nicht mehr nur unter Aspekten der Kostensenkung betrachtet werden. Die Technik mĂŒsse „unbedingt auch zur Kundenbindung eingesetzt werden.“ Web 2.0 sei ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang. Derzeit bekĂ€men Unternehmen teilweise gar nicht mit, wie sie eingeschĂ€tzt wĂŒrden: „Da wird heute schon ĂŒber Unternehmen, ĂŒber ProduktqualitĂ€t, ĂŒber DienstleistungsqualitĂ€t diskutiert. Da geht es vielleicht auch um ihre Unternehmensstrategien und sie kriegen es im Zweifelsfall noch nicht einmal mit. Das sind einfach Dinge, denen man sich heute als Unternehmen stellen muss, um es mitzugestalten.“

Ericsson-Manager Schröder verweist auf die Baumarktkette Hornbach: „Sie setzt zu Kundenbindung und Kundengewinnung auf Mobile Marketing, One-to-One-Marketing in Form von Angeboten per SMS beispielsweise oder Push Mail.“ Ähnlich arbeiten Kfz-WerkstĂ€tten, um ihre Kunden auf anstehende Hauptuntersuchungen ihres Fahrzeugs hinzuweisen. „Die Technik muss fĂŒr das Unternehmen wertschöpfend sein.“

Vage sind die Prognosen der Expertenrunde bei der Frage, bis wann sich mobile Kommunikation und Mobile Business durchsetzen werden: „Manche sind schon sehr weit“, sagt Mehdi Schröder und erwĂ€hnt die baltische Republik Litauen. „Ein Land, das vor einigen Jahren technisch noch hinter Deutschland lag. Heute ist es dort selbstverstĂ€ndlich, dass man mit einem mobilen EndgerĂ€t seine Parkuhr oder sein Essen im Restaurant bezahlt.“ In Deutschland sei es dagegen schon schwer, ein Taxi zu finden, das Kreditkarten akzeptiere. Die Massenanwendungen wĂŒrden von Region zu Region und von Land zu Land unterschiedlich angenommen. Wie im einzelnen Unternehmen sei es auch in der Masse eine Frage der Kultur. In Europa werde sicherlich Großbritannien eine Vorreiterrolle einnehmen, gemeinsam mit den Skandinaviern. Deutschland sei wie so oft ein wenig spĂ€ter dran. „Allerdings muss sicher nicht jedes Unternehmen jedem Trend folgen. Es wird die Early Adopter, die First Mover geben. Es wird auf der anderen Seite die geben, die erst mal abwarten, bis Kinderkrankheiten ausgemerzt sind.“ GrundsĂ€tzlich dĂŒrfe die eingesetzte Technik nach Ansicht von Christoph Ferdinand irgendwann ĂŒberhaupt keine Rolle mehr spielen, wenn man nur erreichbar sei und gerade die Information bekommen könne, die man verlange und benötige. „Ich glaube, dass diese Grenzen, die wir heute noch kennen zwischen den einzelnen GerĂ€teformen, sich mehr oder weniger auflösen werden. Was aber nicht bedeutet, dass es keinen Computer mehr geben wird oder dass wir keine Tastatur mehr benutzen“, so das Fazit von Sebastian Paulke.


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Datum: 27.11.2006 - 13:15 Uhr
Sprache: Deutsch
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Versandart: kein
Freigabedatum: 27.11.06

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