(firmenpresse) - Pflegekinder zeigen sehr häufig ein auffälliges, gestörtes Essverhalten. Durch die teilweise extremen Essstörungen versuchen die Kinder zum einen, traumatischen Erfahrungen zu kompensieren, zum anderen repräsentiert dieses Verhalten ein scheinbar grenzenloses Nachholbedürfnis. Bei solchen Verhaltensauffälligkeiten brauchen die Pflegeeltern ganz konkrete Ernährungsempfehlungen, berichtet heute Diplom Ernährungswissenschaftlerin Judith Männich von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. aus Aachen.
Pflegekinder kommen oftmals aus zerrütteten Familien, in denen kein tragfähiges soziales Netzwerk herrschte. Häufig wurde eine ausreichende Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse wie Liebe, Zuneigung, Ernährung und Versorgung nicht oder nur unzureichend gewährleistet. Kinder, die in solch einem Umfeld aufwachsen, kennen keinen regelmäßigen Tagesablauf und demnach auch keine festen Mahlzeiten – einige Kinder haben in ihren Herkunftsfamilien noch nie eine warme Mahlzeit erhalten. Die daraus resultierenden Störungen wie „extremer Essensdrang“, „Horten und Verstecken von Lebensmitteln“ oder „Nahrungsverweigerer“ sind repräsentative Verhaltensmuster für die psychologischen und physiologischen Schäden, die diese Kinder erfahren mussten.
Die Pflegeeltern sind mit solchen Extremsituationen meist überfordert und hilflos. Hier zeigt sich deutlich die Notwendigkeit einer zielgerichteten, individuellen Beratung und Hilfestellung. Vor diesem Hintergrund veranstaltete der Fachbereich Oecotrophologie an der Hochschule Niederrhein in Kooperation mit dem Jugendamt Mönchengladbach, im Jahre 2004 einen „Workshop Ernährung“ (1). Bei dieser Veranstaltung erhielten die Pflegeeltern unter Einbeziehung der Pflege- und gegebenenfalls der leiblichen Kinder, detaillierte Informationen zu den Besonderheiten im Essverhalten von Pflegekindern. Die Informationen deckten sowohl physiologische als auch Ansätze der psychologischen Komponente. Die Ernährungsempfehlungen richteten sich nach den Empfehlungen des Forschungsinstitutes für Kinderernährung in Dortmund. Dieses hat eine wissenschaftlich abgesicherte Empfehlung für eine optimierte Mischkost „OptimiX“ speziell für Kinder entworfen (2). „OptimiX“ richtet sich gezielt an die Mahlzeitengewohnheiten, sowie Essensvorlieben und –abneigungen von Kindern. Selbstverständlich bietet „OptimiX“ nur Orientierungsmöglichkeiten für eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise. Im Hinblick auf das besondere Essverhalten von Pflegekindern sind gezielte Ergänzungen unumgänglich und von großer Wichtigkeit. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit und den enormen Nachholbedarf einer individuellen Beratung sowie Hilfestellung für die Pflegeeltern, unterstreicht Judith Männich abschließend. Allgemeine Informationen rund um das Thema Ernährung sind erhältlich unter www.ernaehrungsmed.de.
Literatur:
(1) Freier M.: Besonderheiten im Essverhalten von Pflegekindern. Ernährung
im Fokus. 2006 11: 316-322
(2) Forschungsinstitut für Kinderernährung: OptimiX – Empfehlungen für die
Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Ais, DGE (Hrsg.), 2.überarb.
Auflage, Bonn (2005)