PresseKat - Marketing mit MAO-Bibel

Marketing mit MAO-Bibel

ID: 219574

Leipziger Verlag veröffentlicht Buchüber die Relevanz von Mao für das westliche Marketing.

(firmenpresse) - Eisenmann heißt natürlich nicht Eisenmann. Das, was er mit seiner Mao-Bibel angestellt hat, ist nicht unbedingt etwas, was man unter dem eigenen Namen veröffentlicht. Man macht sich damit eine Menge Feinde. Auf beiden Seiten der Demarkationslinie.

Er hat den Text all der großen Worte, die Mao einst in den chinesischen Befreiungs- und Bürgerkriegen und dann in der Zeit des großen Aufbaus geäußert hat, ins Marketing-Deutsch übersetzt. "Maos narrativer Stil ist von Wiederholungen geprägt, welche die realistischen Elemente seiner Botschaft herauspräparieren und verdeutlichen sollen", schreibt Eisenmann in seinem Vorwort. Man merkt: Das, was er da vor 30 Jahren mit dem kleinen roten Buch anstellte, wirkt nach. Da glänzt noch was. Etwas, was sich dem heutigen Leser nicht wirklich mehr erschließt. Denn eine wirkliche Botschaft gibt es bei Mao nicht.
Die Sprüche im Buch sind zusammengestoppelt aus allerlei Reden und Ansprachen, die Mao seinen Offizieren und Funktionären hielt. Wenn er von Armee und Krieg spricht, meint er das auch. Aber welcher Truppenkommandeur hätte jemals auf seinen Feldzügen ciceronische Reden geführt oder gar Gesellschaftstheorien entwickelt? - Selbst das, was Mao danach in seiner Zeit als großer Vorsitzender von sich gab, sind nur Reden an eine mobilisierte Truppe. Nur sind jetzt aus seinen revolutionären Offizieren die "Kader" geworden und aus dem zu befreienden chinesischen Volk die "Massen".

Wer in der DDR die obligatorischen Parteitagstexte lesen musste, erkennt den Jargon. Und erkennt die Leere hinter dem Gebrüll, die völlige Abgelöstheit einer fiktiven Zukunft, die erreicht werden soll, wenn alle Individuen erst die "Richtigkeit des Weges" und die "Weisheit der Partei" begriffen haben. Und zwar fix. Elemente, die das nicht schnell genug begreifen, werden ausgemerzt. Auch das steht drin. Bis hin zum Kadaver - pardon! - Kader-Gehorsam, den Mao ganz offiziell 1948 predigte, als sich China noch im Bürgerkrieg befand. Und es ist wie in der Sowjetunion und all den anderen Staaten, die den Weg in den Sozialismus probierten: Sie machten das Funktionsmodell der Kriegspartei zum Standardmodell für eine ganze Gesellschaft, in der sich der Einzelne jederzeit unterordnen muss. Das Sagen hat immer nur das Zentralkomitee, auch wenn Mao immer wieder die "Weisheit des Volkes" beschwört und seine "Kader" zusammenstaucht, wenn sie den "Kontakt zum Volk" verlieren. Dieser ganze saure Brei, der augenscheinlich auch den Akteuren der Roten Armee Fraktion den kritischen Verstand weggenebelt hat.





Was gültig war, kann jeder nachlesen unterm Kapitel Parteidisziplin: "1. Unterordnung des einzelnen unter die Organisation; 2. Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit: 3. Unterordnung der unteren Instanzen unter die oberen: 4. Unterordnung der gesamten Partei unter das Zentralkomitee." Und wer hier noch nicht begriffen hat, was daraus folgt, für den gibt es den Mao-Satz: "Wer gegen diese Regeln verstößt, der untergräbt die Einheit der Partei."

Das müsste eigentlich auch alles nicht mehr erklärt werden, wenn sich nicht auch durchaus erklärte Demokraten teilweise mit solchen Argumenten hervortäten. Oder sich dahinter verstecken. Stichwort: Parteizwang. Und wenn einen bei all dem politischen Wortmüll nicht die vage Ahnung ankäme, dass dafür so manche Mehrheiten empfänglich sind.

Und so ist der Schritt, den ganzen Berg hingeschmetterter Worte in das heutige Marketing-Deutsch zu übersetzen, so abwegig nicht. Denn auch dort funktionieren ähnliche Mechanismen der Beschwörung, Behauptung und Teilung in Freund und Feind. Und da und dort auch ähnliche Gefolgschaftsrituale. Von den Reden einiger Manager ganz zu schweigen. Auch aus denen könnte man ohne Probleme solche Bücher extrahieren mit dem Titel "Worte des Vorsitzenden ..." - Die würden sich immer dann gut machen, wenn die geschassten Vorsitzenden mal vor Gericht landen.

Natürlich ist so manche Übersetzung entlarvend. Und natürlich ist dieses Marketing-Buch genauso schwer lesbar und unsinnig wie 99 Prozent aller anderen Marketing-Bücher auf dem deutschen Markt. Denn wenn es um Macht, Vormacht und Allmacht geht, verengt sich nicht nur der Sicht-, sondern auch der Sprachhorizont der uniformierten Männer. Dann geht es nur noch um die eigene geniale Überlegenheit über die "Massen", egal, was es für Massen sind, Hauptsache, sie parieren, konsumieren und funktionieren. Minderheiten und Querulanten sind nicht nur in allein seligmachenden Staatsparteien unbeliebt. Manches, was hier wie Marketing-Deutsch klingt, kennt der sich erinnernde DDR-Bürger auch aus der zentral gelenkten Produktion seligen Gedenkens - da wurden Schlachten geschlagen und Produktionsfronten aufgemacht, wurden heroische Leistungen vollbracht zum Wohle von diesem und jenem - und es wurden Widrigkeiten aller Art bekämpft.

Und da fehlt dann nur noch ein kleiner Sprung, um in den nächsten Polit-Sprech zu verfallen, der jedes Mal dann zum Zuge kommt, wenn die Akteure von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, aber trotzdem Fähigkeit und Machertum beweisen wollen. Dann werden die Worte markig und kriegerisch - und dann wird bekämpft, was immer zu bekämpfen ist.

Der internationale Terrorismus zum Beispiel. Oder - ganz zivil - die Arbeitslosigkeit in Deutschland. Was dann meistens in einen furchtlosen Kampf gegen Arbeitslose ausartet. Wie gesagt: Die Bekämpfer haben meist von Tuten und Blasen keine Ahnung. Und so passt denn Hannes Eisenmanns "Mao fürs Marketing" problemlos in die Regale mit den üblichen Marketing-Handbüchern und Lügenmärchen der Marketing-Experten. Nur das knallige Rot wird etwas auffallen - und der kampfbereite chinesische Soldat auf dem Cover, der stolz seine Mao-Bibel an die Brust drückt.

(Ralf Julke - Leipziger Internet Zeitung)

Hannes Eisenmann, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86901-899-7, 13,50 Euro


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Datum: 30.06.2010 - 11:47 Uhr
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