(ots) - Heute wird ein Bundespräsident gewählt. Jeder, der
in das Amt gewählt wird, ist Ansprechpartner für alle Deutschen, übt
Gerechtigkeit gegenüber jedermann. Seine Macht, so haben wir es nun
zum x-ten Mal gehört, stützt sich vor allem auf das Wort.. Ein
Präsident, der das Wort wie keiner vor und nach ihm zu gebrauchen
wusste, war Richard von Weizsäcker. Am 8. Mai 1985 hielt er eine
historische Rede zum »Tag der Befreiung«. Er sagte, wir Deutschen
»ehren das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes, des
bürgerlichen, des militärischen und glaubensbegründeten, des
Widerstandes in der Arbeiterschaft und bei Gewerkschaften, des
Widerstandes der Kommunisten«. Mächtiger als sein Wort war das
Bestreben, Menschen, die unter den Nazis gelitten und gegen sie
gekämpft haben, in gute und böse, genehme oder unangenehme zu teilen.
Es dauerte Jahrzehnte bis Deutschland als ganzes Anstand zeigte
gegenüber Zwangsarbeitern, Sinti und Roma, Homosexuellen,
Deserteuren ... Von Entschädigung ausgeschlossen sind noch
immer Kommunisten. In der BRD zu Hochzeiten des Kalten Krieges
verfolgt, verweigerte man ihnen den Respekt. Das will die
Linksfraktion nicht länger dulden. Zustimmung oder Ablehnung des
Parlaments wird zeigen, welchen Traditionen sich das offizielle
Deutschland 65 Jahre nach dem Ende der Nazi-Diktatur und 25 Jahre
nach der Weizsäcker-Rede verpflichtet fühlt. Deutschland steht im
Wort.
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