PresseKat - Familienpolitiker besetzen das Thema demografischer Wandel

Familienpolitiker besetzen das Thema demografischer Wandel

ID: 17995

(firmenpresse) - Bonn/Potsdam - Die Europäer bekommen zu wenig Kinder. Ein Patentrezept, wie der Fortpflanzungstrieb der Deutschen, Italiener oder Russen wieder angestachelt werden könnte, liegt nicht vor. Die Diskussion über die Demografie wird oft ideologisch überfrachtet und moralisch überhöht, lautet die Warnung von Matthias Kamann. In einem Leitartikel für die Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de schreibt der Autor, dass an die Familienpolitik falsche Erwartungen gerichtet würden. Kamann hält es für falsch, wenn auch die Parteien jetzt einen regelrechten "Kult um die Familie" betrieben. In Deutschland blieben die Kinder vor allem deshalb aus, "weil die Menschen viel zu hohe Ansprüche ans Familienleben hegen - was sie dann davon abhält, sich in die Realität zu stürzen. Wenn sich nun auch noch die Parteien mit Lobliedern auf die Familie überschlagen, dürfte dieser im Wortsinn kontraproduktive Erwartungsdruck noch steigen".

In anderen Ländern dieser Erde ist die Bereitschaft zur Fortpflanzung noch stärker ausgeprägt als in Europa. Richard Ehrman, lange Jahre Chefkommentar der britischen Daily Telegraph http://www.telegraph.co.uk, fordert daher in der Zeitschrift Cicero http://www.cicero.de zu einer Art Fertilitätskampagne auf. Das Motto: "Europäer, seid fruchtbar und mehret Euch!" Polen habe zum Beispiel derzeit 38,5 Millionen Einwohner und werde 2050 nach Berechnungen der Vereinten Nationen (UN) wohl nur noch mit 32 Millionen rechnen dürfen. Für denselben Zeitraum prognostizierten die UN, dass sich die Bevölkerungen von Rumänien, Slowenien, Kroatien und der Tschechischen Republik um jeweils 20 Prozent verringern werden, die von Bulgarien sogar um ein Drittel. Bis zum Jahr 2050 werde die Bevölkerung der Europäischen Union (EU) um insgesamt 20 Millionen Einwohner schrumpfen. Deutschland, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland sind von dieser Entwicklung besonders betroffen.

Während also die Menschen insbesondere im "alten" Europa, in Russland und in Japan weniger und zudem immer älter werden, sieht es in anderen Teilen dieser Welt ganz anders aus. Für Indien, so Ehrman, rechne man bis zum Jahr 2050 mit einem Zuwachs von 55 Prozent; hier werde die Bevölkerung auf 1.600 Millionen anwachsen und sogar China überholen. Für Brasilien werde ein Zuwachs um 35 Prozent erwartet, auf mehr als 250 Millionen, für Mexiko immer ein Plus von 30 Prozent. Für Algerien und Marokko erwarte man in den kommenden 45 Jahren sogar einen Bevölkerungszuwachs von jeweils 50 Prozent, in Ägypten gar um 60 Prozent. Im Nahen Osten würden die Bevölkerungszahlen nicht nur steigen, sondern geradezu explodieren.





Auch wenn westliche Länder wie Australien, Neuseeland und die Vereinigten Staaten weiterhin wachsen werden, wird die Macht der westlichen Welt allein durch die Bevölkerungsabnahme in den europäischen Staaten zurückgehen. Auch Länder wie Grossbritannien und Frankreich, die über eine weitgehend ausgeglichene Fertilitätsrate verfügen, können daran nichts ändern. "Europa ist eher dazu bestimmt, im Hinterhof der Weltpolitik zu enden, als deren treibende Kraft zu werden", spitzt Ehrman polemisch zu. Welt- oder Machtpolitik interessiert nur wenige Eliten, aber an der mit der Demografie verbundenen wirtschaftlichen Entwicklung dürften mehr Menschen Interesse zeigen. Wenn die Völker Europas älter und weniger werden, ist mit einem Nachlassen des Wirtschaftswachstums zu rechnen.

"Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieser schleichende Prozess auch Gefahren für die Innovationskraft der westlichen Gesellschaften in sich birgt", so Udo Nadolski, Geschäftsführer des Beratungshauses Harvey Nash http://www.harveynash.de. "Richard Ehrman weist ausserdem zurecht darauf hin, dass die Politik bisher in unzureichendem Masse reagiert, wobei es noch besser wäre, wenn sie agieren würde. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass es alternde und schrumpfende Länder mit grossen Steuerbelastungen und hohen öffentlichen Ausgaben in Zukunft und wenn nichts geschieht besonders hart treffen wird. Dies gilt insbesondere für Deutschland. Der Staat sollte sich jetzt nicht als Sozialingenieur betätigen und auf das weiche Feld der Familienpolitik ausweichen. Gefordert sind einschneidende Reformen bei den harten Themen, also bei der Reform der Steuer- und Rentenpolitik."

Der CDU-Politiker Armin Laschet argumentiert in ähnlicher Weise. Laschet ist CDU-Politiker und der bundesweit einzige Generationenminister in der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. In der Zeitschrift Cicero fordert er. Dass das Alterungsthema sozialpolitisch tabufrei diskutiert werden müsse. Es müsse Schluss sein mit der staatlichen Förderung der Frühverrentung. "Eine Gesellschaft des langen Lebens muss auch eine Gesellschaft des langen Arbeitens sein. Wir brauchen in Zukunft flexible, gleitende, modulare Übergänge in den Ruhestand. Dieses Modulmodell, kreativ angewendet, kann auch bedeuten, dass Menschen über 70 noch arbeiten können und dürfen", so Laschet. Ehrman hingegen fordert, dass junge Mensch finanzielle unabhängig sein und eine eigene Wohnung haben müssten, und dass junge Mütter flexibel arbeiten können. Nur so seien auch wieder mehr Menschen bereit, Kinder zu bekommen und sich auf das Abenteuer Familie einzulassen. Die Versäumnisse der vergangenen 30 Jahre, darin sind sich viele Experten einig, sind kurzfristig nicht zu lösen. Patentrezepte gibt es nicht. Allerdings ist auch klar, dass die bevölkerungsmässig boomenden Länder in Asien und Afrika zeitversetzt genau das gleiche demografische "Schicksal" erleben werden wie die Menschen in den westlichen Ländern. Für die Europäer geht eine Art goldenes Zeitalter zu Ende, wobei China alt werden könnte, bevor es überhaupt reich geworden ist, so Ehrman.

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Datum: 18.01.2006 - 10:31 Uhr
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