PresseKat - Gerhard Schröder bleiben in Zukunft nur noch "Blick" und Glotze

Gerhard Schröder bleiben in Zukunft nur noch "Blick" und Glotze

ID: 17583

(firmenpresse) - Bonn/Berlin - Nach der Bundestagswahl sind die Medien ins Gerede gekommen. Gerhard Schröder wollte seine Wahlniederlage nicht eingestehen und schob sie den "bösen Medien" in die Schuhe. Ein recht merkwürdiges Verhalten für jemanden, der in der Presse und im Fernsehen immer besser punkten konnte als sein Vorgänger Helmut Kohl und der angeblich nur die Bild-Zeitung und die Glotze zum Regieren brauchte. Dass der ehemalige Bundeskanzler nun ausgerechnet als Berater zum Schweizer Ringier-Verlag http://www.ringier.ch wechselt, wirkt angesichts der absurden Medienschelte zahlreicher Genossen und des mehr als zweifelhaften Umgangs mit dem Magazin Cicero http://www.cicero.ch doch sehr verwunderlich. Bei den Eidgenossen kann Schröder zwar nicht mehr mit der Bild weiter regieren, dafür gibt es dann das Boulevard-Blatt Blick http://www.blick.ch.

Eine gründliche Analyse der Vorgänge steht noch aus. Keine Frage, würde Schröder sagen. Die aktuelle Ausgabe der sozialdemokratischen Zeitschrift Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte (NG/FH) http://www.frankfurter-hefte.de widmet sich dem Thema "Medien ohne Volk?". Tissy Bruns vom Berliner Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de liefert einen mehr als lauwarmen Beitrag. In ihrem Artikel nennt sie weder Ross noch Reiter und übt sich in etwas peinlicher Selbstkritik. Nicht nur die Politiker haben Kritik verdient, sondern auch die Medienvertreter, lautet ihre schlichte Diagnose. Sie versteigt sich sogar zu der These, die Medien hätten bei der vergangenen Bundestagswahl "mit der auf Umfragen gestützten Antizipation des Ergebnisses Schiffbruch erlitten". Viele Journalisten sind eben auch nur Menschen und damit auch Opportunisten. Sie halten es lieber mit den Mächtigen. Und Schröder wirkte nach Ausrufung der Neuwahlen nicht mehr wie ein Mächtiger, sondern wie ein Getriebener. Zudem kann man wohl kaum behaupten, Schröder sei von den Journalisten stärker angegangen worden als seine Konkurrentin oder zum Beispiel Helmut Kohl, der jahrelang als "Birne" dargestellt wurde.





Diesen Artikel darf der Leser getrost überblättern. Richtig spannend wird es erst, wenn man Christoph Schwennickes meinungsfreudigen und peppigen Text liest, der eine Widerrede auf die Medienschelte darstellt. Der Autor ist Korrespondent im Berliner Büro der Süddeutschen Zeitung (SZ) http://www.sueddeutsche.de, der zurzeit wohl besten deutschen Tageszeitung. Anders als seine um den heissen Brei schreibende Kollegin kommt der SZ-Mann direkt zur Sache: Schröders Medienschelte war "durchsichtig, fehl am Platze, scheinheilig und überflüssig". Viel interessanter als Schröders Schelte sei aber die Reaktion innerhalb des Journalismus: "Und vor allem: viel ärgerlicher und unnötiger." Sollte da vielleicht auch Tissy Bruns gemeint sein?

Schwennicke rückt die Dinge wieder ins rechte Licht und erinnert daran, wie der nach dem Machtverlust larmoyant-aggressiv auftretende Schröder im Verlauf des Wahlkamps "den politisch ahnungslosen Steuerrechtsprofessor Paul Kirchhof mit unfairsten Mitteln und einer falschen Darstellung seiner Steuermodelle fertig gemacht hatte". Auch wenn es "Ol’ Blue Eye" später nicht mehr wahrhaben wollte: Sieben Jahre war Schröder der Liebling der Medien, der die angeblich so kritischen Journalisten um den Finger wickeln konnte. Ex-Woche-Chef Manfred Bissinger ist sicher nur ein besonders krasses Beispiel für diese Haltung. Schwennicke berichtet von der vor allem für die Medienvertreter peinlichen und demütigenden Episode, als sie "der Gerd" dazu animierte, über Handy der Gattin Doris ein Geburtstagsständchen darzubringen. Kritische Distanz sieht anders aus.

Ein ganz spezieller Fall ist auch der Schweizer Journalist Frank A. Meyer vom Ringier-Verlag (!). Dieser hatte "eine Flat-Tax-Generation" von Journalisten des Versuchs bezichtigt, "das Resultat einer demokratischen Wahl in den Medien vorwegzunehmen". Gewissermassen als Ausweis der Unabhängigkeit des Autors sei dann angefügt worden, Meyer sei Mitbegründer des konservativ-liberalen Magazins Cicero: "Tatsache ist, dass Meyer entgegen der Darstellung seiner Distanz eine ausserordentliche Nähe zu Schröder hatte und hat."

Norbert Seitz liefert mit seiner Rezension des letzten Kohlschen Erinnerungsbandes den Beweis dafür, dass Kanzler nicht unantastbar sind, sondern während und nach ihrer Amtszeit scharf angegangen werden dürfen. Der Ex-Kanzler gehe kleinkariert mit seinen Gegner innerhalb und ausserhalb der CDU um. Genau dieser Charakterzug zeigte sich aber auch bei Schröders Verhalten am 18. September, als er Journalisten drohend mitteilte, sie müssten jetzt aber aufpassen.

Eine andere Art der Medienschelte übt das publizistische Urgestein Klaus Harpprecht in seinem Artikel "Das Beziehungsnetz". Harpprecht hat völlig recht: In seltsamer Kungelei zieren sich die Journalisten, über die eigenen Berufskollegen kritisch zu berichten. Ein Beispiel für diese These ist die Medienseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort findet sich in der Regel nur wohlfeile Schelte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Andere Zeitungen und Zeitschriften oder auch Online-Publikationen werden kaum zur Kenntnis genommen. Ein Meister im Strippenziehen sei der FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher, der mit der Chefetage des Hauses Springer, mit Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und sogar mit dem Chefredakteur der Bild-Zeitung bestens könne. Der Leser hat davon den Schaden: "Die Redaktionen verzichten darauf, sich gegenseitig zu kontrollieren, was bitter notwendig ist, wenn sie ihr Wächteramt in der Demokratie erfüllen wollen. Auf Polemik wird lieber verzichtet. Debatten zwischen den grossen Blättern finden nicht mehr statt." Bei so viel Konformismus falle es insbesondere dem wachsenden Heer freier Mitarbeiter schwer, den eigenen Standpunkt mutig zu vertreten.

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Datum: 09.12.2005 - 14:35 Uhr
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