PresseKat - Deutschland droht Verkehrsanarchie

Deutschland droht Verkehrsanarchie

ID: 1540689

(ots) - Das städtische Mobilitätssystem befindet sich im
Umbruch. Vor allem die Einführung autonomer Fahrzeuge wird die
Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gefährden;
der Stadtverkehr könnte stark zunehmen. Um dies zu verhindern,
sollten deutsche Städte bereits heute die Weichen für ein
zukunftsfähiges Mobilitätssystem stellen, so die neue Roland
Berger-Studie "Urbane Mobilität 2030: Zwischen Anarchie und
Hypereffizienz". Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Auto Club
Europa (ACE) entwickelt und durch den Verband Deutscher
Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt. Dabei wurden Experten aus der
Automobilindustrie, von öffentlichen Verkehrsbetrieben sowie aus der
Wissenschaft befragt.

Auf den ersten Blick sieht die Lage in den deutschen Städten gar
nicht so schlecht aus: Die Mehrheit der Befragten stellt dem
deutschen Mobilitätssystem im internationalen Vergleich ein gutes,
wenn auch nicht sehr gutes Zeugnis aus, wenn es um den Stand von
Infrastruktur, Technologie, Digitalisierung und rechtlichen
Rahmenbedingungen geht.

"Diese Bewertung zeigt, dass in Deutschland wichtige
Voraussetzungen für eine moderne und intelligente Mobilität vorhanden
sind", erklärt Roland Berger-Partner Torsten Henzelmann. "Allerdings
fehlen noch durchdachte Gesamtkonzepte, um integrierte
Verkehrssysteme in den Städten zu entwickeln. Daran sollten vor allem
Ballungszentren schnell arbeiten, um eine Verkehrsanarchie zu
vermeiden."

Autonomes Fahren: eine Herausforderung für den Stadtverkehr

Vor allem beim autonomen Fahren nimmt Deutschland derzeit die
Rolle eines technologischen Pioniers ein, denn das Land verfügt über
ein großes technisches Know-how. Autonom fahrende Taxen - so genannte
Robocabs - werden daher voraussichtlich bis 2030 in den deutschen
Markt drängen. Entsprechend werden viele Menschen diese Dienste auch




in Anspruch nehmen, denn ihr Preis pro Personenkilometer liegt ca. 60
Prozent unter dem Preis herkömmlicher Taxen.

"Wenn viele Nutzer auf Robocabs umsteigen, weil sie so günstig und
bequem sind, würde diese Entwicklung die städtische Verkehrslage
weiter belasten", erläutert Roland Berger-Partner Tobias Schönberg.
"Außerdem würden Anbieter von öffentlichen Transportmitteln durch die
Niedrigpreise der Robocabs stark unter Druck geraten." Betreiber von
öffentlichen Nahtransportmitteln würden Kunden verlieren und müssten
so ihre Tarife erhöhen, um dies zu kompensieren."

Für die Unternehmen aus dem öffentlichen Transportsektor droht
ohne Maßnahmen zur Sicherung der Angebotsattraktivität eine
Abwärtsspirale. Denn Fahrpreiserhöhungen würden die Attraktivität der
öffentlichen Verkehrsmittel gegenüber Robocabs noch stärker unter
Druck setzen.

Die "Hypereffizienz" - das ideale Szenario für den Stadtverkehr

Für die Entwicklung der urbanen Mobilität sehen die Roland
Berger-Experten vier mögliche Szenarien: von der Verkehrsanarchie
über die vernetzte Individualität bis hin zur maximalen Auslastung
des öffentlichen Verkehrssystems. Doch der Idealzustand wäre die so
genannte "Hypereffizienz".

"In diesem Szenario sind alle relevanten Einzelsysteme - Robocabs,
öffentliche Verkehrsmittel und weitere Car- und Bikesharing-Angebote
- miteinander vernetzt und das gesamte Verkehrssystem wird
datenbasiert aktiv gesteuert", erklärt Torsten Henzelmann. "Dies
setzt voraus, dass die Verkehrsinfrastruktur der Städte für den
Mischverkehr aus autonomen und konventionellen Fahrzeugen optimiert
ist."

Zwei Strategien für die perfekte Mobilität der Zukunft

Um diesen Idealzustand zu erreichen, sehen die Roland
Berger-Experten zwei Möglichkeiten. Die erste Strategie sieht vor,
intelligente Inselsysteme zu einem vernetzten Gesamtsystem zu
integrieren. Dabei sollten Städte den Verkehrsfluss aktiv steuern -
z.B. durch ein aktives Parkraummangement oder eine dynamische
Preissteuerung. "In Hauptverkehrszeiten könnten etwa die Tarife der
öffentlichen Verkehrsmittel in Echtzeit abgesenkt werden", so Tobias
Schönberg. "Auf diesem Weg würden viele Autofahrer in Stoßzeiten eher
auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen."

Die zweite Strategie sieht vor, dass Städte durch ein verbessertes
Leistungsangebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ein unkontrolliertes
Wachstum des Individualverkehrs verhindern. Dabei wäre es sinnvoll,
autonome Fahrzeugflotten in den öffentlichen Nahverkehr einzubeziehen
und die Betriebszeiten auszuweiten. Zudem sollte der öffentliche
Nahverkehr unter anderem durch den gezielten Einsatz autonomer
Fahrzeugtechnologien einen Preisvorteil gegenüber Robocabs sichern.

Wichtig sind außerdem grundsätzliche städteplanerische
Aktivitäten, wie eine gezielte Ausbauplanung der Ladeinfrastruktur
für Elektroautos oder dezidierte Verkehrsspuren für autonom fahrende
Autos. Damit das Gesamtsystem funktioniert, muss aber auch die
Konnektivität zwischen Fahrzeugen und in Verbindung mit dem
Verkehrssystem durch entsprechende Technologien sichergestellt sein.

"Um diese Strategie umzusetzen, sind Infrastrukturinvestitionen
erforderlich", betont Torsten Henzelmann. "Doch eine weit größere
Herausforderung wird darin bestehen, verschiedene Marktteilnehmer mit
ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zusammenzuführen. Entscheider
aus Politik und Wirtschaft haben jedenfalls ausreichend Hebel an der
Hand, um die urbane Mobilität in die richtigen Bahnen zu lenken."

Die vollständige Studie können Sie herunterladen unter:
www.rolandberger.de/presse

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