PresseKat - Nachhaltigkeit: Deutschem Mittelstand fehlt Orientierung

Nachhaltigkeit: Deutschem Mittelstand fehlt Orientierung

ID: 1524791

(ots) - Obwohl die meisten deutschen Mittelständler die
hohe Bedeutung von Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility
(CSR) für sich erkannt haben, tun sie sich mit der Umsetzung
entsprechender Konzepte noch recht schwer. So schätzen 80 Prozent für
sich die Integration einer nachhaltigen Unternehmensführung als
relevant ein. Doch erst jedes zweite Unternehmen hat dazu auch eine
entsprechende Nachhaltigkeitsstrategie definiert. Das geht aus einer
gemeinsamen Studie von Baker Tilly und der Technischen Universität
Dortmund hervor, zu der 229 mittelständische Unternehmen zu ihrem
Nachhaltigkeits-Engagement befragt wurden. Als Kernproblem nennt die
Studie, dass es keine verbindlichen Vorgaben gibt, die klare Vorgaben
und Orientierung für die Definition einer entsprechenden
Unternehmensstrategie geben könnten - wie es beispielsweise bei der
Bilanzierung nach HGB der Fall ist. So sind auch nur 15 Prozent der
befragten Unternehmen mit ihrer Berichtserstattung zu
Nachhaltigkeitsaktivitäten wirklich zufrieden.

"Das Ergebnis unserer Nachhaltigkeitsstudie könnte man auch knapp
zusammenfassen mit: Die meisten mittelständischen Unternehmen wollen
- können aber nicht", sagt Martin Weinand, Partner bei Baker Tilly
und Co-Autor der Studie: "Die Erklärung dieses Phänomens ist in
unseren Augen auch gleich der Lösungsansatz. Es fehlt die
verbindliche Orientierung, so wie sie in anderen Unternehmensbereiche
vorgegeben ist, wo es primär und unmittelbar um Profitabilität geht.
Dagegen muss man beim Thema unternehmerische Nachhaltigkeit
konstatieren: ohne feste Parameter, lässt sich auch keine
verbindliche Planung erstellen." Daher verwundert es auch nicht, dass
23 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen ihre
CSR-Maßnahmen noch gar nicht in die unternehmerische Planung
einbinden. "Echte Nachhaltigkeit kann natürlich nur dann




funktionieren, wenn sie fester Bestandteil der Unternehmensstrategie
wird", so Weinand. Folglich sind auch gerade einmal 28 Prozent
bereit, ein jährliches Budget für ihre CSR-Maßnahmen bereit zu
stellen. Hinzu kommt: Entsprechende, interne Aufgabenstellungen
werden meist "on top" innerhalb der bestehenden Abteilungen und
Funktionen verteilt, deren primäre Aufgaben in ganz anderen Bereichen
liegen.

Reporting als Schlüssel zu weniger Willkür und mehr Nachhaltigkeit

Willkür auch in der Nachhaltigkeitsberichterstattung: "Knapp drei
Viertel der Unternehmen nutzt dazu nämlich eigene Leitsätze und
Konzepte zur Erstellung der Berichte", erklärt Prof. Dr. Christiane
Pott von der TU Dortmund und Co-Autorin der Studie: "Eigene Maßstäbe
bei der Kommunikation machen Vergleiche mit anderen Unternehmen
jedoch unmöglich. Nachhaltigkeit avanciert damit zur Willkür - und
hat es damit schwer, zu einem festen und verbindlichen Bestandteil
der Unternehmensphilosophie zu werden."

Mögliche Hilfestellung könnten standardisierte Rahmenwerke wie zum
Beispiel die GRI Richtlinien oder die Leitsätze des UN Global Compact
zur Berichterstattung und Kommunikation geben, die jedoch
vergleichsweise selten genutzt werden: "Gerade diese Werke sind
national und international anerkannt und nicht ohne Grund bei großen
kapitalmarktorientierten Unternehmen beliebt. Auch für den
Mittelstand wären diese Rahmenkonzepte durchaus zu empfehlen", so
Prof. Pott.

Durch eine ausführliche Berichterstattung können nicht zuletzt die
Ziele im Bereich Nachhaltigkeit detailliert definiert und im
Nachhinein evaluiert werden. "Dies erleichtert nicht nur die
Erfolgskontrolle. Auch die Einbeziehung von CSR-Themen in die gesamte
Unternehmensstrategie lässt sich hiermit deutlich einfacher
gestalten. Auf diese Weise ist das Reporting der entscheidende
Schlüssel für mehr nachhaltiges Wirtschaften insgesamt", resümiert
Prof. Pott.

Wirtschaftlicher Erfolg kommt zeitlich verzögert

Viel Luft nach oben haben die mittelständischen Unternehmen auch
bei der geografischen Umsetzung: Nur etwa jedes zweite Unternehmen
weitet seine CSR-Aktivitäten auch national aus. Oft werden in erster
Linie nur lokal und regional ansässige Adressaten erreicht, während
eine vollumfänglichere Ansprache aller relevanten Stakeholder-Gruppen
nicht stattfindet: "Ein weiteres Indiz für die fehlende strategische
Einbindung von CSR-Themen", konstatiert Weinand.

Oftmals werden Nachhaltigkeitsmaßnahmen noch als wenig greifbar
wahrgenommen und deren konkreter Nutzen für das Unternehmen
unterschätzt. Viele Mittelständler stellen sich nicht der
Herausforderung einer konkreten Kosten-Nutzen-Rechnung in diesem
Bereich. "Natürlich schauen sich Unternehmen intern die Ergebnisse
ihrer CSR-Maßnahmen durchaus genau an - Umfragen, Marktanalysen und
externe Kontrollen, die ein objektiveres Bild abgeben würden, finden
dagegen eher selten statt", so Dr. Anastasia Axjonow von der TU
Dortmund und Co-Autorin der Studie.

Die Potenziale sind enorm: "Eine nachhaltige Unternehmensführung
kommt nicht nur Umwelt und der Gesellschaft zugute - auch die
Unternehmen werden langfristig von ihrem Engagement zweifelsohne
profitieren. Mit einer ausgereiften Nachhaltigkeitsstrategie läßt
sich großer Nutzen erzielen, der langfristig die Ausgaben für
Nachhaltigkeitsbemühungen übersteigen wird. Und genau für diese
Kosten-Nutzen-Rechnung ist die Verbindlichkeit zwingend
erforderlich", so Weinand.

Druck auf Mittelstand erhöht sich

Prof. Pott weist zudem auf die steigende Bedeutung von
Nachhaltigkeitsinformationen auch für den Mittelstand hin: "Zwar
stehen aktuell vor allem Großunternehmen im Fokus der CSR-Debatte,
nichtsdestotrotz können die aktuell voranschreitenden gesetzlichen
Verschärfungen zur verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung
für Großunternehmen durchaus auch eine Ausstrahlwirkung auf den
Mittelstand entfalten. Schließlich handelt es sich bei
mittelständischen Unternehmen oftmals um Zulieferer von
Großkonzernen, die von ihren Partnerunternehmen eine Ausweitung der
CSR-Informationen verlangen können", so Prof. Pott.

Für die Studie hat Baker Tilly gemeinsam mit dem Lehrstuhl für
Internationale Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung der TU Dortmund
insgesamt 229 mittelständische Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit
und dessen Stellenwert befragt.



Pressekontakt:
Gregor Damm
Referent Marketing & Communications
Tel. +49 211 6901-1383
Gregor.Damm(at)bakertilly.de

Original-Content von: Baker Tilly, übermittelt durch news aktuell


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Datum: 30.08.2017 - 12:22 Uhr
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