(ots) - Der Anteil der weiblichen Beschäftigten in der
Bauwirtschaft ist im Vergleich mit anderen Branchen zwar gering, in
den vergangenen Jahren ist er aber immerhin leicht gestiegen. Dies
gilt auch für den Anteil weiblicher Auszubildender. Ein genauerer
Blick auf die Beschäftigungsstatistik zeigt, dass weibliche
Beschäftigte in der Bauwirtschaft besser ausgebildet sind als in
anderen Branchen und anspruchsvolleren Tätigkeiten nachgehen.
Angesichts eines sich abzeichnenden Fachkräftemangels sollten die
Anstrengungen intensiviert werden, Frauen für die Bauwirtschaft zu
gewinnen.
Die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen ist eines der Ziele
der europäischen und deutschen Politik. Zum einen wird mit einer
höheren Erwerbsbeteiligung der Frauen die generelle Gleichstellung
von Frauen und Männern verfolgt. Zum anderen ist eine höhere
Erwerbsbeteiligung von Frauen eine geeignete Maßnahme, um dem
demografischen Wandel zu begegnen, der für sich genommen zu einer
sinkenden Erwerbsbevölkerung und damit zu einem Fachkräftemangel
führt. Dieser könnte sich durch Wanderungen der Erwerbsbevölkerung
zwischen den Wirtschaftsbereichen noch verstärken.
Von diesem Fachkräftemangel ist inzwischen auch die deutsche
Bauwirtschaft betroffen. So dauert es im Durchschnitt deutlich länger
als im Branchendurchschnitt, offene Stellen zu besetzen und es gibt
mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Da die Beschäftigung in der
Bauwirtschaft seit jeher durch einen geringen Frauenanteil
gekennzeichnet ist, bietet eine Steigerung der Frauenquote ein
entsprechend großes Potential, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
In den vergangenen 15 Jahren konnte die Frauenquote im Baugewerbe
bereits leicht gesteigert werden, sie erhöhte sich von rund 12 % im
Jahr 2000 auf mehr als 13 % im Jahr 2015 und damit immerhin relativ
betrachtet genauso stark wie im bundesdeutschen Durchschnitt, wo die
Quote von 44 % auf 47 % stieg. Verglichen mit ähnlichen Branchen
schneidet das Baugewerbe in den vergangenen Jahren sogar besser ab.
So ist die Frauenquote im Verarbeitenden Gewerbe im gleichen Zeitraum
von 27,5 % auf 25,5 % gesunken. Darüber hinaus ist der Frauenanteil
verglichen mit dem europäischen Ausland bereits verhältnismäßig hoch
(EU28: 9,5 % im Jahr 2015).
Mit Blick auf den steigenden Fachkräftemangel wäre vor allem ein
Anstieg der weiblichen gewerblichen Arbeitnehmer erfreulich. Zahlen
von SOKA-BAU zeigen allerdings, dass die Frauenquote bei den
gewerblichen Arbeitnehmern seit Jahren konstant bei nur 1,1 % liegt,
während der Anteil von Frauen bei den Angestellten von 52 % im Jahr
2000 auf 64 % im Jahr 2015 gestiegen ist. Erfreulich ist in diesem
Zusammenhang aber die Zunahme der Frauenquote in der Ausbildung.
Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2015 ist der Anteil der
weiblichen Auszubildenden immerhin um einen Prozentpunkt von 6,3 %
auf 7,3 % gestiegen. Während der überwiegende Teil der weiblichen
Auszubildenden immer noch eine kaufmännisch/technische Lehre verfolgt
(Auszubildende zum Bauzeichner sind z. B. sogar hauptsächlich
weiblich), ist ihr Anteil dort aber leicht gesunken. Für den Anstieg
der Gesamtquote war vielmehr ein leichter Anstieg des Frauenanteils
in den Ausbauberufen verantwortlich, der sich von gut 1 % auf knapp 2
% erhöhte. Darüber hinaus stieg der Frauenanteil im Dualen Studium
von 2,5 % auf rund 8,0 %.
Anspruchsvollere Tätigkeiten, die eventuell sogar ein
Hochschulstudium erfordern, scheinen damit für Frauen in der
Bauwirtschaft durchaus interessant zu sein. Diese Vermutung wird
durch Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gestützt. Danach arbeiten
Frauen überwiegend im Bereich der Bauplanung (Frauenanteil 2015 27 %)
und weniger in den Ausbau- (3,3 %) oder Hoch- und Tiefbauberufen (1,5
%). Darüber hinaus weisen Frauen in der Bauwirtschaft sehr viel öfter
einen akademischen Berufsabschluss auf als in der Gesamtwirtschaft
(46 % gegenüber 14 %). Entsprechend werden Frauen auch überwiegend in
Berufen mit hoch komplexen Tätigkeiten eingesetzt (Anteil von 47 %).
Angesichts eines sich abzeichnenden Fachkräftemangels sollten die
Anstrengungen intensiviert werden, Frauen für die Bauwirtschaft zu
gewinnen. Die bisherigen Erfahrungen legen nahe, dass dies im Falle
anspruchsvollerer Berufe leichter fallen dürfte.
Pressekontakt:
SOKA-BAU
Michael Delmhorst
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