Das umfangreiche wissenschaftliche Programm der 67. Jahrestagung der DGNC (12. â 15. Juni 2016 im Congress Center Frankfurt am Main) befasste sich im Wesentlichen mit den Kernthemen Aneurysmen und SAB, Neuroonkologie, WirbelsĂ€ulenchirurgie bei Ă€lteren Patienten, Multimodale Bildgebung und Neurophysiologie sowie Craniale Meningeome. AusgewĂ€hlte nationale und internationale Experten dieser Fachgebiete stellten aktuelle Erkenntnisse und Forschungsergebnisse vor.
(firmenpresse) - > Joint-Meeting Koreanische Gesellschaft fĂŒr Neurochirurgie (KNS)
Das erste Joint-Meeting mit der Koreanischen Gesellschaft fĂŒr Neurochirurgie (KNS) war in das Hauptprogramm integriert. Prof. Dr. Volker Seifert, TagungsprĂ€sident und amtierender PrĂ€sident der DGNC freute sich, dass etwa 100 Teilnehmer aus Korea angereist waren. âDie koreanische Neurochirurgie befindet sich auf einem sehr hohen Niveau, technisch exzellent. Die VortrĂ€ge der koreanischen Kollegen sind von einer enormen klinischen und wissenschaftlichen QualitĂ€t und eine groĂe Bereicherung fĂŒr das Programmâ, so Prof. Seifert.
/> Moderne und schonende Behandlung von Hirntumoren
âBei der Operationstechnik von Hirntumoren und den zum Einsatz kommenden technischen Hilfsmitteln hat sich die Neurochirurgie in Deutschland in jĂŒngster Zeit als bahnbrechend erwiesenâ, erklĂ€rt Prof. Dr. Christian Senft, stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik fĂŒr Neurochirurgie der UniversitĂ€t Frankfurt. Zu nennen sind die Anwendung intraoperativer Fluoreszenztechniken (5-AminolĂ€vulinsĂ€ure) und die Verwendung der intraoperativen Kernspintomographie bei der mikrochirurgischen Resektion von Gliomen, genauso wie neurophysiologische Monitoringtechniken. Die patientenorientierte Forschung auf dem Gebiet der Hirntumorbehandlung hat zu wesentlichen Fortschritten gefĂŒhrt, die sich positiv auf LebensqualitĂ€t und Prognose betroffener Patienten auswirkt. âBei bestimmten Tumoren kann mittlerweile eine deutliche VerlĂ€ngerung der prognostizierten Lebenszeit erzielt werdenâ, so Prof. Senft.
Neue postoperative TherapieansĂ€tze wie der Entwurf eines molekularen Tumorprofils, bieten dem Patienten eine effektivere Behandlung: âAnhand eines solchen Tumorprofils kann eine auf den jeweiligen Patienten maĂgeschneiderte Behandlungsform gewĂ€hlt werden. So können beispielsweise Dauer und IntensitĂ€t der Chemotherapie optimal abgestimmt werdenâ, erlĂ€utert Prof. Dr. Volker Seifert, TagungsprĂ€sident und Direktor der Klinik fĂŒr Neurochirurgie der UniversitĂ€t Frankfurt am Main.
/> Aneurysmen â Fachzentren als Anlaufstelle fĂŒr Patienten
Neben weltweit renommierten Experten konnten die Leiter der wichtigsten internationalen Aneurysma-Studien der letzten Jahre (ISAT und BRAT) fĂŒr die Konferenz in Frankfurt am Main gewonnen werden: Prof. Richard Kerr (Oxford, GB), Prof. Andreas Raabe (Bern, CH) und Prof. Robert Spetzler (Phoenix, USA). Auf höchstem wissenschaftlichem Niveau prĂ€sentierten sie auf der diesjĂ€hrigen Jahrestagung der DGNC in Frankfurt ihre Ergebnisse.
Dabei ging es zentral darum, ob fĂŒr Patienten das Clipping oder das Coiling zu empfehlen ist. Beim ersten Verfahren handelt es sich um das operative Einsetzen eines Clips von auĂen auf den Hals des Aneurysmas. Bei der Clipping-Methode wird die Blutzufuhr vollstĂ€ndig unterbunden und das Aneurysma praktisch ausgeschaltet. Beim Coiling wird ĂŒber eine Art Kathetersystem eine Platinspirale innen in das Aneurysma geschoben, die dieses verschlieĂt, den Blutfluss stoppt und eine Ruptur mit Hirnblutung verhindert.
Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass es nicht eine eindeutig bessere Therapie fĂŒr alle Aneurysma-Patienten gibt.
Die passende Variante richtet sich nach der medizinischen Situation des jeweiligen Patienten, die Expertise verschiedener Fachgebiete beeinflusst die Entscheidung fĂŒr die Therapieform.
Die Tagung hatte deshalb auch das Ziel, einen AnstoĂ zur GrĂŒndung weiterer, speziell ausgewiesener, disziplinĂŒbergreifender Zentren zu geben, in denen Patienten individuell beraten und therapiert werden. Zu den weltweit erfahrensten Fachzentren in der Mikrochirurgie von Hirnaneurysmen gehört das âUniversitĂ€re HirngefĂ€Ăzentrum Rhein-Mainâ des UniversitĂ€tsklinikums Frankfurt.
âWir haben hier in Frankfurt in Zusammenarbeit mit Kardiologen und AnĂ€sthesiologen ein Verfahren entwickelt, bei dem man mittels Kathetertechnik das Herz stillegen kann um dann nicht-rupturierte, entspannte Aneurysmen operativ verschlieĂen zu können â wesentlich risikoĂ€rmer als bisherâ, berichtet Prof. Seifert.
/> Chirurgische Behandlung der Epilepsien
Studien zeigen, dass Patienten mit medikamentös nicht kontrollierbarer Epilepsie von einem chirurgischen Eingriff profitieren können. Eine noch in diesem Jahr erscheinende Arbeit zeigt zudem auf, dass die MortalitĂ€t nach einem Eingriff auf ein Drittel reduziert werden kann. PD Dr. Thomas Freiman, Leitender Oberarzt an der Klinik fĂŒr Neurochirurgie der UniversitĂ€t Frankfurt am Main, stellte auf der Pressekonferenz zur Jahrestagung neue, vielversprechende Verfahren zur Behandlung medikamentenresistenter Epilepsiepatienten vor: âDeutliche Fortschritte erlebt die moderne Epilepsiechirurgie dank sich schnell entwickelnder Bildgebungâ, so Dr. Freiman.
Mithilfe weit fortgeschrittener Bildgebungsverfahren kann bereits vor der Operation der Epilepsieursprung im Gehirn lokalisiert werden. Bleibt unklar, ob eine Operation Defizite mit sich bringt, folgt eine invasive prÀchirurgische Diagnostik.
Hier gewinnt die Stereo-Enzephalographie (sEEG) zunehmend an Bedeutung, bei der Elektroden ins Gehirn implantiert werden, die sowohl auf den Ort des Epilepsieherdes schlieĂen lassen, als auch mittels elektrischer Stimulation dabei helfen, Sprach- und Bewegungszentren zu lokalisieren. Das UniversitĂ€tsklinikum Frankfurt verfĂŒgt hierfĂŒr ĂŒber einen OP-Roboter (Robotic-Surgical-Assistant, ROSA), der eine schnelle, hochprĂ€zise Implantation von sEEG-Elektroden erlaubt.
In der Therapie von schwer zugÀnglichen LÀsionen empfiehlt sich das stereotaktische Ablations- (Koagulations-) Verfahren mittels Radiofrequenz oder Laser. Ein weiteres Verfahren ist die Durchtrennung des Nervengewebes, die das betroffene Areal entkoppelt. Ist der Epilepsieherd nicht zugÀnglich oder droht bei seiner Entfernung ein neurologisches Defizit können zur Langzeitanwendung auch stimulierende Elektroden implantiert werden.
/> Multimodale Bildgebung und Neurophysiologie als wesentliche Grundlage des Fortschritts
Die rasante Entwicklung im Bereich der Bildgebung trĂ€gt wesentlich zu den aktuellen Fortschritten in der Neurochirurgie bei. WĂ€hrend prĂ€- und intraoperative Bildgebung zerebrale Strukturen erkennen lassen, ermöglicht ein neurophysiologisches Untersuchungsverfahren die Beurteilung und Ăberwachung der Funktionen dieser Strukturen.
Studien zeigen, dass bei Anwendung des intraoperativen neurophysiologischen Monitorings wĂ€hrend Tumoroperationen bedeutend weniger Patienten postoperative EinschrĂ€nkungen aufweisen, bei zugleich gröĂerem AusmaĂ der Tumorentfernung. âWird ein Patient nahe an einem fĂŒr Sprache relevanten Areal operiert, ist allerdings weiterhin die Operation am wachen Patienten die erste Wahl. So kann man die Sprachfunktion wĂ€hrend des Eingriffs ĂŒberwachen und erhaltenâ, erklĂ€rt PD Dr. Marie-ThĂ©rĂšse Forster, OberĂ€rztin an der Klinik fĂŒr Neurochirurgie der UniversitĂ€t Frankfurt am Main.
/> WirbelsĂ€ule â schonende Verfahren verhelfen auch Ă€lteren Menschen wieder zu MobilitĂ€t
In Bezug auf operative Eingriffe an der WirbelsĂ€ule bei Ă€lteren und vorerkrankten Patienten sprechen sich die Experten deutlich fĂŒr eine individuelle Entscheidungsfindung aus. Den Vorwurf, es werde zu viel und zu schnell operiert, weist Prof. Dr. Lutz Weise, Oberarzt an der Klinik fĂŒr Neurochirurgie der UniversitĂ€t Frankfurt am Main, als âzu pauschalâ zurĂŒck. âLange Liegezeiten und die daraus resultierenden Folgen wie Lungenembolien oder Muskelabbau können durch minimalinvasive, stabilisierende Eingriffe vermieden werden,â so Prof. Weise. Die moderne WirbelsĂ€ulenchirurgie ermöglicht es, auch Patienten fortgeschrittenen Alters ihre MobilitĂ€t und damit mehr LebensqualitĂ€t zurĂŒckzugeben.
Die DGNC ist eine Vereinigung von Ărzten und Wissenschaftlern, die auf dem Gebiet der Neurochirurgie tĂ€tig sind oder an dem Fachgebiet Interesse haben. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung und der praktischen TĂ€tigkeit auf dem Gebiet der Neurochirurgie. Durch Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse und praktischer Erfahrung und durch Anregung zu wissenschaftlicher TĂ€tigkeit will die Gesellschaft die Verbindung der deutschen Neurochirurgen untereinander und die Zusammenarbeit mit in- und auslĂ€ndischen Ărzten und Wissenschaftlern und neurochirurgischen Gesellschaften fördern. Die Gesellschaft nimmt die Belange des Faches in Berufsausbildung, Weiterbildung und Fortbildung wahr und sichert den fachlichen Standard. Sie vertritt das Fach Neurochirurgie in ihrer ZustĂ€ndigkeit auf nationaler und internationaler Ebene.
Pressestelle
67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Neurochirurgie (DGNC)
projektart â vogel rosenbaum & partner
Anne Berghoff
NeugÀrtenweg 3
76189 Karlsruhe
Telefon: 0721 2495050
dgnc2016(at)projektart.eu
www.projektart.eu