(ots) -
Die Terrororganisation "Islamischer Staat" sucht offenbar gezielt
nach europäischen Rekruten, die Anschläge in Deutschland und Europa
verüben sollen. Das berichtet der Syrien-Rückkehrer Harry S. in einem
exklusiven Interview mit den ZDF-Sendungen "Frontal 21" und
"ZDFzoom". "Es gibt sogar ein Haus der Selbstmörder", behauptet Harry
S., in dem vor allem Jugendliche radikalisiert würden. "Da sind
Europäer drunter und auch Deutsche." Besonderes Interesse habe die
Terrororganisation an deutschen Staatsbürgern für Anschläge in
Deutschland.
"Ich war bei einer Spezialeinheit des IS", schildert der
27-jährige Bremer. Am zweiten Tag in Syrien seien maskierte Männer
aufgetaucht, die Selbstmord-Attentäter anwerben wollten, so Harry S.
im Interview: "Sie fragten mich: Wärt ihr bereit, auch in Deutschland
Attentate zu verüben?". Harry S. sagt, er habe abgelehnt. "Da haben
die gefragt, habt ihr Leute, die ihr kennt, die bereit sind, ihr
Leben zu geben? Es waren Franzosen, die haben gesagt, wir wären
besser in Frankreich geblieben, um dort Anschläge zu begehen." Im
Gegensatz zu den Franzosen hätten die Deutschen wohl immer wieder
"kalte Füße" bekommen, behauptet Harry S.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen haben sich in den vergangenen
Jahren mindestens 810 Männer und Frauen aus Deutschland dem
"Islamischen Staat" in Syrien und im Irak angeschlossen. Zirka 270
von ihnen sollen mittlerweile zurückgekehrt sein. Hans-Georg Maaßen,
Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, bezeichnete die
IS-Rückkehrer im Interview mit dem ZDF als große
sicherheitspolitische Herausforderung: "Wir müssen davon ausgehen,
dass jeder, der beim IS war und wieder auch zurückreisen konnte, eine
Gefahr sein kann für unsere innere Sicherheit, sei es, dass diese
Personen mit einem konkreten Tatplan nach Europa geschickt werden und
zunächst mal als Schläfer bewusst sich ruhig verhalten, sei es, dass
es Personen sind, die einfach nur Kampferfahrung haben und sich
möglicherweise noch weiter radikalisieren, um hier ihren Dschihad zu
begehen."
Harry S. reiste im April 2015 gemeinsam mit seinem Freund Adnan S.
von Bremen nach Syrien. Nach eigenen Angaben absolvierte er eine
Ausbildung bei einer Spezialeinheit des IS, wirkte mit bei einem
Propagandavideo. Die Aufforderung, für das Video einen Gefangenen
hinzurichten, lehnte er aber ab. Danach wollte er die Terrormiliz
verlassen; nach drei Monaten sei ihm die Flucht gelungen. Im Juli
2015 reiste er zurück nach Bremen, wurde noch am Flughafen verhaftet
und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Am 22. Juni 2016 beginnt sein
Prozess wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen
Vereinigung vor dem Oberlandesgericht Hamburg.
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