(ots) - Jan Philipp Reemtsma, Philologe und
Sozialforscher, erklärt im Gespräch mit ZEIT WISSEN, was die Ausübung
von Gewalt für Terroristen so anziehend macht. Gewalt sei "die größte
Macht, die man einem Menschen verleihen kann: seinen Mitmenschen
töten und tottreten. Nicht jeder fährt darauf ab, aber genug tun es.
Diese Leute - um ganz ins Extreme zu gehen - gehen zum IS. Darf ich
mich bitte in die Luft sprengen? Darf ich köpfen?", so der
63-Jährige.
Die Gesellschaft könne Gewalt verhindern, indem sie diese nicht
akzeptiere. Bei den Anschlägen auf Flüchtlingsheime in Deutschland
würde genau das fehlen: "Diese Anschläge sind nicht von der
Bevölkerung geächtet worden, sondern es hat eine gewisse Zustimmung
gegeben. Und das verführt den Nächsten, der sonst vielleicht diesen
Schritt nicht täte."
Reemtsma, der vor zwanzig Jahren selbst Opfer einer Entführung
wurde, hält Rachegefühle bei Gewaltopfern für heilsam: "Ich bin sehr
für Rache - sie darf nur nicht sein. Sie widerspricht unserem
Rechtsprinzip, und das ist gut so." Rachegefühle nicht zu empfinden
sei "eine Pathologie. Daran gehen Sie zugrunde." Das hieße aber
nicht, "dass man die Gedanken, die man hat, umsetzen muss".
Jan Philipp Reemstma gründete das Historische Institut für
Sozialforschung, ist Professor für Neue deutsche Literatur an der
Universität Hamburg und veröffentlichte eine Vielzahl an Arbeiten zum
Thema Folter und Gewalt.
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