(ots) -
Griechenland droht eine humanitäre Katastrophe. 22 000 Flüchtlinge
befinden sich nach Angaben der Behörden derzeit in dem Land. Reporter
des ZDF-Magazins "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 1. März 2016,
21.00 Uhr) sind an die Grenze zu Mazedonien gereist und zeigen, dass
dessen Regierung nur noch wenige Flüchtlinge willkürlich durch den
Stacheldrahtzaun lässt. Im Exklusiv-Interview mit "Frontal 21"
verurteilt Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras die
Grenzschließung: "Diese Alleingänge sind inakzeptabel. Die
Flüchtlingskrise kann nicht ein Land allein bewältigen." Und weiter:
"Wenn wir es nicht schaffen, eine gemeinsame Lösung zu finden, dann
wird das nicht nur ein Problem für Griechenland, es wird unsere
gemeinsame Zukunft in Europa gefährden."
Als Konsequenz kündigt Alexis Tsipras eine EU-Initiative seines
Landes an. Griechenland werde bei der nächsten EU-Ratssitzung auf
einen Beschluss drängen, der alle Länder dazu verpflichte,
Flüchtlinge aus Griechenland und der Türkei aufzunehmen. "Wir hoffen,
dass Deutschland uns dabei unterstützen wird. Diesmal sind wir
diejenigen, die sagen, Vereinbarungen müssen eingehalten werden." Der
mazedonische Außenminister Nikola Poposki verteidigt gegenüber
"Frontal 21" die einseitige Grenzschließung zu Griechenland. "Wir
bauen einen 20 Kilometer langen Grenzzaun zu Griechenland, um die
Flut von illegalen Migranten zu stoppen. Es handelt sich dabei
überwiegend um Wirtschaftsmigranten und nicht um Kriegsflüchtlinge."
Trotz der eigenen Abschottungspolitik äußert sich Nikola Poposki
beunruhigt über die zunehmenden Grenzkontrollen im Schengen-Raum.
Zwar sei sein Land noch nicht EU-Mitglied, doch es profitiere von
offenen Grenzen und dem freien Warenaustausch nach Nordeuropa. "Es
würde uns alle ökonomisch hart treffen. Schengen ist sicherlich die
größte Errungenschaft der europäischen Integration."
Wirtschaftliche Nachteile durch die Auflösung des Schengen-Raumes
fürchtet auch Ungarn. So erklärt der ungarische Außenminister Péter
Szijjártó: "Die Erhaltung der Schengen-Zone ist ein
überlebenswichtiges Ziel. Wenn wir diesen Vorteil verlieren, weil
unsere Lastwagen stundenlang an der Grenze anhalten müssten, würden
wir einen großen Teil unserer Konkurrenzfähigkeit verlieren."
Die Zäune zu Kroatien und Serbien verteidigt Szijjártó trotzdem
als Maßnahme zum Schutz von Schengen und sieht darin sogar -
ungeachtet der europäischen Verstimmungen - "ein echtes Signal der
Solidarität". Péter Szijjártó wörtlich: "Jetzt sind wir in der Lage
zu sagen: Liebe Bundeskanzlerin, schauen Sie doch, über die
ungarische Grenze ist kein einziger Migrant nach Deutschland
gekommen, und das ist unserer Ansicht nach eine echte Hilfe für
Deutschland." Der Aufnahme von Flüchtlingen erteilt Szijjártó eine
Absage: "Es widerspricht dem gesunden Menschenverstand, denn es
stellt einen Anziehungsfaktor dar."
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(Steffen Judzikowski)
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