Die Produktionskosten werden fĂŒr immer mehr Minenbetreiber zur Existenzfrage. Wie hoch diese am Ende tatsĂ€chlich ausfallen, ist hĂ€ufig schwer zu sagen. Wir entflechten das Kostenwirrwarr.
(firmenpresse) - Angesichts der GoldpreisschwĂ€che wird die Höhe der Produktionskosten fĂŒr immer mehr Minenbetreiber zur Existenzfrage. SchlieĂlich kann es sich kein Unternehmen dauerhaft leisten, seine Produkte zu einem Preis unterhalb der Herstellungskosten zu verkaufen. Wie hoch diese am Ende tatsĂ€chlich ausfallen, ist jedoch hĂ€ufig schwer zu sagen. Denn obwohl die Branche bei ihrer Kostendeklaration vergleichsweise offen auftritt, sorgt die Vielzahl der verwendeten Berechnungsmethoden dafĂŒr, dass die entsprechenden Angaben oft nicht sonderlich aussagefĂ€hig sind. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen und um mehr Transparenz herzustellen, legte das amerikanische âGold Instituteâ 1996 den sog. âGold Institute Production Cost Standardâ vor, der zwischen den als âCash Operating Costsâ bezeichneten direkten Abbau- und Verarbeitungskosten, den um Förderzinsen (âRoyaltiesâ) und Produktionssteuern erweiterten âTotal Cash Operating Costsâ sowie den zusĂ€tzlich noch Abschreibungen und RĂŒckbaukosten berĂŒcksichtigenden âTotal Production Costsâ unterscheidet. Vor allem das auch als âCash Costs (CC)â bezeichnete Grundmodell, das auf die unmittelbaren Produktions- und Verarbeitungskosten einer Mine abzielt, fand in der Branche groĂen Anklang und wurde von vielen Produzenten ĂŒbernommen. Dabei bewegten sich die reinen Förderkosten der meisten Gesellschaften zunĂ€chst zwischen 500,- und 800,- USD pro Unze. Höhere Lohn-, Energie- und Betriebsstoffkosten sowie der zunehmende Abbau geringhaltigerer Vorkommen sorgten allerdings schnell fĂŒr einen deutlichen Anstieg der âCashâ-Kosten. Da diese zudem einige wichtige Kostenfaktoren unberĂŒcksichtigt lieĂen, stellte der sĂŒdafrikanische Bergbaukonzern Gold Fields 2008 sein âAll-inâ-Kostenmodell vor, bei dem neben den operativen Kosten auch die Kapitalausgaben mit einbezogen wurden, wodurch eine prĂ€zisere Darstellung des Cash-Flows vor Steuern und Explorationskosten erreicht werden sollte. Viele Analysten nutzten daraufhin diesen umfassenderen Ansatz zur Berechnung ihrer langfristigen Goldpreisprognosen. Allerdings gab es weiterhin Kritik an der eingeschrĂ€nkten Offenlegung bestimmter Kostenfaktoren, weshalb schlieĂlich im Juni 2013 das in London ansĂ€ssige âWorld Gold Councilâ, die internationale Lobby-Vereinigung der Goldminenbranche, auf Initiative verschiedener GroĂproduzenten mit den âAll-in Sustaining Costs (AISC)â ein nochmals erweitertes Konzept prĂ€sentierte, das sich mittlerweile branchenweit durchgesetzt hat.
WĂ€hrend bei der heute meist ĂŒblichen âCash Costsâ-Definition neben den reinen Abbau-, Verarbeitungs- und Transportkosten nur noch die minenbezogenen Verwaltungsausgaben, âRoyaltiesâ und produktionsbezogene Steuern in die Kalkulation einflieĂen, berĂŒcksichtigt der âAISCâ-Ansatz auch Ausgaben, die zur langfristigen Aufrechterhaltung (âSustainmentâ) der Förderung erforderlich sind. Zu diesen Erhaltungskosten (âSustaining Capitalâ) zĂ€hlen u.a. die Ausgaben fĂŒr zusĂ€tzliches Equipment, den Schachtbau, die Abraumbeseitigung oder fĂŒr weitere Explorationsbohrungen. AuĂerdem bezieht dieses Modell allgemeine Verwaltungskosten sowie Sanierungs- und Kapitalbeschaffungskosten fĂŒr die laufende Produktion mit ein.
Bei beiden AnsĂ€tzen werden ferner die ErtrĂ€ge aus dem Verkauf von Beiprodukten wie Silber, Kupfer, Zink oder Blei von den Kosten des Hauptproduktes Gold abgezogen. Allerdings ist dieses Vorgehen umstritten, da es die tatsĂ€chliche Kostenzuschreibung verzerrt. Experten plĂ€dieren daher auch bei Betrieben, deren Nebenprodukte-Anteil unter 20 % liegt, fĂŒr eine sog. âKo-Produkte-Rechnungslegungâ, bei der die Kosten jedes Produktes entsprechend seines jeweiligen Umsatzanteils separat ausgewiesen werden.
Zwar ermöglicht das âCCâ-Modell, das wie auch der âAISCâ-Ansatz nicht Teil der offiziellen Rechnungslegung ist und somit auch nicht den entsprechenden nationalen bzw. internationalen Standards (z.B. US-GAAP, IFRS) unterliegt, eine bessere Vergleichsmöglichkeit der Kosten einzelner Minen innerhalb eines Unternehmens, jedoch fördert es auch Fehlinterpretationen bezĂŒglich des Cash-Flows einer Gesellschaft, da dieser meist nicht der Differenz von âCashâ-Kosten und erzieltem Verkaufspreis entspricht. Dies kann dazu fĂŒhren, dass Regierungen oder private Landbesitzer die RentabilitĂ€t einer Mine und damit auch das von ihr zu erwartende Steuer- bzw. âRoyaltyâ-Aufkommen falsch einschĂ€tzen.
Der âAISCâ-Ansatz erfasst hingegen den gesamten Lebenszyklus einer Mine von der Exploration bis zur SchlieĂung und ermöglicht so eine genauere Abbildung der tatsĂ€chlichen Förderkosten und Gewinnmargen. Gleichwohl stellt auch dieses Modell keine vollstĂ€ndige Aufstellung sĂ€mtlicher Unternehmenskosten dar. So bleiben etwa nicht mit dem laufenden Betrieb zusammenhĂ€ngende Genehmigungs- und Sanierungskosten sowie Explorations- und Studienkosten fĂŒr neue GroĂprojekte unberĂŒcksichtigt. Gleiches gilt fĂŒr Ertragssteuern und allgemeine Kapitalkosten, wie etwa Zinszahlungen, aber auch fĂŒr das âWorking Capitalâ, also das um die kurzfristigen Verbindlichkeiten bereinigte Umlaufvermögen. Ferner werden Ausgaben fĂŒr Fusionen und den Erwerb neuer Projekte sowie Wertberichtigungen auf Anlagevermögen nicht einbezogen.
Kritik erntet das âAISCâ-Modell auch dadurch, dass es keine klare Definition der Erhaltungskosten liefert und damit u.a. nicht abschlieĂend klĂ€rt, ob etwa auch Zinsausgaben oder bestimmte Entwicklungs- und Explorationskosten, welche die Betriebsdauer einer Mine verlĂ€ngern, einkalkuliert werden. Der so entstehende Ermessensspielraum bietet Möglichkeiten zur Manipulation und Verschleierung der wahren Kostensituation. Auf diese Weise kann es passieren, dass die âAll-in Sustaining Costsâ eines Unternehmens im Laufe der Zeit sinken, obwohl die âCashâ-Kosten weiter steigen. Versuche, die âSustaining Costsâ zu drĂŒcken, indem erhaltende Investitionen oder Erweiterungsausgaben zurĂŒckgestellt werden, können darĂŒber hinaus der langfristigen Unternehmensentwicklung schaden. Die kurzfristige Konzentration auf besonders hochgradige Vorkommen und eine daraus resultierende vorĂŒbergehende Produktionssteigerung können den Kostenausweis zusĂ€tzlich verzerren.
WĂ€hrend groĂe Unternehmen mit hohen Finanzierungskosten oder groĂer Steuerlast beim âAISCâ-Modell bevorzugt werden, da entsprechende Ausgaben keine BerĂŒcksichtigung finden, sind Juniorgesellschaften mit hohen Investitions- und Explorationskosten bei Produktionsbeginn im Nachteil, da deren âAll-in Sustaining Costsâ meist höher liegen, selbst wenn ihre âCash Costsâ aufgrund neuer, hochgradiger Vorkommen hĂ€ufig geringer ausfallen.
Umso erstaunlicher, dass etwa das US-Unternehmen Pershing Gold (ISIN: US7153022048 / NASDAQ: PGLC - http://www.commodity-tv.net/c/mid,35257,VRIC_2016/?v=295629 -) im Falle der geplanten Wiederinbetriebnahme seiner 2011 ĂŒbernommenen âRelief Canyonâ-Mine im US-Bundesstaat Nevada laut einer vorlĂ€ufigen Wirtschaftlichkeitsbewertung zu âCashâ-Kosten von 695,- bis 745,- USD je Unze sowie âAll-in Sustainingâ-Kosten von gerade einmal 725,- bis 775,- USD pro Unze produzieren könnte. Damit wĂŒrde die Gesellschaft im Ăbrigen noch unter dem fĂŒr dieses Jahr zu erwartenden âAISCâ-Mittelwert der nordamerikanischen Goldminenindustrie von 885,- USD pro Unze liegen, den die Analysten der Royal Bank of Canada (RBC) vor Kurzem ermittelt haben, wobei sie allerdings abweichend von der Definition des âWorld Gold Councilsâ nicht nur die Explorationskosten im Umfeld bereits produzierender Minen (âBrownfieldâ-Exploration), sondern auch die neuer Projekte (âGreenfieldâ-Exploration) einbezogen.
Ebenfalls unter diese Marke sehen die RBC-Experten zudem die diesjĂ€hrigen Förderkosten des Juniorproduzenten Klondex Mines (ISIN: CA4986961031 / TSX: KDX - http://www.commodity-tv.net/c/mid,3159,Companies_und_Projects/?v=294628 -). Das Unternehmen, das in Nevada das âFire Creekâ-Projekt sowie die âMidasâ-Mine betreibt und vor Kurzem zusĂ€tzlich noch in der kanadischen Provinz Manitoba die âRice Lakeâ-Mine erworben hat, dĂŒrfte demzufolge mit âAIl-in Sustainingâ-Kosten von rund 750,- USD pro Unze kalkulieren können. DarĂŒber hinaus rechnen die Experten fĂŒr dessen in Mexiko aktiven Konkurrent Timmins Gold (ISIN: CA88741P1036 / TSX: TMM) mit 797,- USD pro Unze, womit das Unternehmen in seiner derzeit nicht ganz einfachen Situation sicherlich zufrieden sein dĂŒrfte. Und auch die in Simbabwe tĂ€tige Caledonia Mining Corporation (ISIN: CA12932K2020 / TSX: CAL - http://www.commodity-tv.net/c/mid,1323,Interviews/?v=295214 -) könnte mit den von ihr angepeilten 810,- USD pro Unze dieses Jahr noch unter dem von den RBC-Analysten fĂŒr auĂeramerikanische Produzenten ermittelten âAISCâ-Durchschnittssatz von 835,- USD pro Unze bleiben.
Ansonsten erwarten die Goldspezialisten von Kanadas gröĂtem Bankhaus, dass alle Minenbetreiber in den kommenden Monaten von den weiterhin niedrigen Energiepreisen profitieren werden. AuĂerhalb des USD-Raums operierende Unternehmen sollten dazu noch die schwĂ€cheren Wechselkurse in ihren jeweiligen ProduktionslĂ€ndern nutzen können. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die meisten Gesellschaften aufgrund der schwachen Marktlage ihre Explorations- und Erhaltungsausgaben weiter herunterfahren und sich noch stĂ€rker auf hochgradige und somit kostengĂŒnstigere Vorkommen konzentrieren werden. Dadurch dĂŒrften allerdings auch die jeweiligen Goldreserven weiter zurĂŒckgehen. Schon jetzt liegt die durchschnittliche Restlaufzeit der Minen nordamerikanischer Goldproduzenten bei unter 12 Jahren. Ein Anhalten dieses Trends dĂŒrfte die Branche auf lange Sicht weiter unter Druck setzen. Zugleich könnten dadurch aber auch die Besitzer von mit neuen, hochgradigen Vorkommen wie etwa Rye Patch Gold (ISIN: CA7837271005 / TSX-V: RPM - http://www.commodity-tv.net/c/mid,3159,Companies_und_Projects/?v=294628 -), TerraX Minerals (ISIN: CA88103X1087 / TSX-V: TXR - http://www.commodity-tv.net/c/mid,35257,VRIC_2016/?v=295707 -) oder Treasury Metals (ISIN: CA8946471064 / TSX: TML - http://rohstoff-tv.net/c/mid,3074,Firmenpraesentationen/?v=295605 -) verstĂ€rkt in den Fokus von Ăbernahmeinteressenten geraten.
Viele GrĂŒĂe
Ihr
Jörg Schulte
GemÀà §34 WpHG weise ich darauf hin, dass Partner, Autoren und Mitarbeiter von Jörg Schulte Research Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen halten können und somit ein möglicher Interessenkonflikt besteht. Keine GewĂ€hr auf die Ăbersetzung ins Deutsche. Es gilt einzig und allein die englische Version dieser Nachrichten.
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