(ots) -
In den Separatistengebieten in der Ost-Ukraine wurden Kinder und
Jugendliche zu Kampfeinsätzen an die Front geschickt. Das ergeben
Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21". In der Sendung am Dienstag,
10. November 2015, 21.00 Uhr, räumen Jugendliche in Interviews ein,
dass sie bereits im Alter von 14 Jahren an "Säuberungsaktionen" der
Separatisten teilgenommen und selbst Kriegswaffen eingesetzt haben.
Der Einsatz von Kindersoldaten stellt laut Völkerstrafgesetzbuch ein
Kriegsverbrechen dar.
Der 16-jährige Bogdan Krawtschenko erzählt im Interview mit
"Frontal 21", dass er bereits das zweite Jahr in einem Bataillon der
Separatisten in Lugansk kämpft - und dass er getötet hat: "Umgebracht
habe ich nur Faschisten, keine Menschen. Bei den Faschisten gibt es
keine Menschen." Krawtschenko wurde in einem Internetvideo der
Separatisten als Kriegsheld präsentiert. "Frontal 21" ging dieser
Spur nach und suchte vor Ort nach dem Jungen.
In dem Propagandastreifen wird der Jugendliche von seinem
Kommandeur als mutig und verantwortungsbewusst gelobt. Der
Lokalpolitiker Alexander Kolesnik rechtfertigt darin den Einsatz von
Kindersoldaten und schiebt die Schuld der Zentralregierung in Kiew
zu. Sie sorge dafür, dass die Menschen im Donbass leiden würden und
die Kinder ihre Heimat verteidigen müssten. Larissa Sajez, Aktivistin
einer Kinderorganisation der Separatisten, bestätigt zudem, dass
viele Kinder an Kontrollposten der Separatisten eingesetzt wurden.
In der Nähe von Lugansk konnte "Frontal 21" in einer
Kadettenschule mehrere Kindersoldaten sprechen. Der 16-jährige
Jewgenij Schakunow schildert in einem Interview seine traumatischen
Erlebnisse an der Front. Er berichtet von seinen Angstgefühlen und
Albträumen, von Schlaflosigkeit und Wahnvorstellungen: "Oft rieche
ich Blut. Ich kann mir das gar nicht erklären", so Schakunow im
Interview. "Und ich rieche verglühtes Metall. Der Geruch von Metall
verfolgt mich." Sein 16-jähriger Kamerad Semjon Spektor trauert um
seine Freundin Alexandra Kaplina. Die Kindersoldatin kämpfte für ein
Freiwilligenbataillon der Separatisten und fiel im Alter von 15
Jahren.
Nach dem Völkerstrafgesetzbuch dürfen Kinder unter 15 Jahren nicht
in Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen eingegliedert oder zur
aktiven Teilnahme an Feindseligkeiten verwendet werden. Militärs, die
dagegen verstoßen, müssen mit Freiheitsstrafen von mindestens drei
Jahren rechnen. Allein die Ausbildung von Kindern an Waffen ist laut
Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verboten. Barbara
Küppers von der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes erklärte im
Interview mit "Frontal 21", dass es hier zum ersten Mal wirklich
klare Belege gebe, in denen Kommandanturen, Namen, Orte, Schlachten
genannt werden: "Das müsste den Internationalen Strafgerichtshof in
Den Haag interessieren und auch die UN-Sonderberichterstatterin für
Kinder in bewaffneten Konflikten." Zudem seien Untersuchungen nötig,
ob Kinder auch in anderen Teilen der Ukraine an die Front geschickt
wurden. Im Internet kursieren Bilder, wonach Nationalisten auf der
Westseite der Ukraine Kinder und Jugendliche an der Waffe ausgebildet
haben.
Die OSZE beobachtete bei ihrer Mission noch Ende Mai, Monate nach
dem Minsker Waffenstillstandsabkommen, an einem Kontrollpunkt ein
zwölf- bis 14-jähriges uniformiertes Kind, das mit einer Kalaschnikow
bewaffnet war.
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