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"Seit ich denken kann, habe ich mich ständig geschämt. Schon in
der Schule habe ich mich nur selten gemeldet, weil ich nichts
Falsches sagen wollte. Aus Furcht, mich zu blamieren. Zwar geschah
dies nicht oft, dennoch hatte ich Angst davor", sagt Christian Ulmen
im Interview mit der Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT (Ausgabe
6/2015 ab morgen im Handel, www.hoheluft-magazin.de). Auch mit 40
Jahren Lebenserfahrung ist dem zweifachen Familienvater heute noch
vieles peinlich. "Ich schäme mich heute noch schnell, etwa wenn ich
zu wenig Trinkgeld gegeben habe. Oder wenn ich aufgestoßen habe, ohne
es zu merken. Es ist ein Reflex, gegen den man sich nicht wehren
kann. Wenn ich etwa im Glauben, ich sei allein im Raum, in der Nase
bohre oder laut furze, zeige ich dem anderen eine Seite, die ich
lieber verborgen hätte." Hinter dieser Furcht steckt ein
Grundbedürfnis: "Man fürchtet, der andere könnte einen deswegen
weniger mögen. So steckt im Kern dieser Pein vermutlich unsere Angst,
nicht mehr geliebt zu werden, wenn wir als derjenige erkannt werden,
der wir sind. Also strengen wir uns an, uns von der besten Seite zu
zeigen. Und somit hat die Scham auch eine soziale Funktion: Sie
schützt davor, uns danebenzubenehmen", sagt der Wahl-Berliner. "Das
beste Rezept gegen diese Pein ist Humor. Nichts hilft mehr, als über
peinliche Situationen zu lachen. Ich glaube, dass der Witz uns im
Laufe der Evolution mitgegeben worden ist, um Schmerzen besser zu
ertragen" - so Ulmens Strategie mit diesem Gefühl umzugehen.
Auch beruflich wird der Schauspieler, Produzent und Moderator
immer wieder mit peinlichen Situationen konfrontiert: "Für MTV ging
ich früher auf die Straße und musste wildfremde Menschen umarmen.
Wenn ich mich in solch peinliche Situationen begeben habe, fühlte es
sich jedes Mal an, als müsste ich mit einem Fallschirm aus einem
Flugzeug in Tausenden Metern Höhe springen. Doch wenn ich es
geschafft hatte, war es ein ziemlich gutes Gefühl", sagt Christian
Ulmen im Gespräch mit HOHE LUFT. Der Lohn: "Wenn man gemeinsam über
eine peinliche Situation lacht, fühlt man sich verbunden. Ich bin
meinem Gegenüber unwillkürlich etwas näher, wenn dieser rot vor Scham
wird."
HOHE LUFT betrachtet aktuelle und bewegende Themen aus
Gesellschaft & Kultur, Politik & Wirtschaft aus einem philosophischen
Blickwinkel und eröffnet dem Leser überraschende Perspektiven auf
Grundfragen des Lebens.
HOHE LUFT erscheint alle zwei Monate in der HOHE LUFT Verlag UG
(haftungsbeschränkt) & Co. KG zu einem Copypreis von 8,90 Euro.
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