(ots) - 
   Nach Recherchen des Computermagazins c't könnte die 
Flirt-Plattform Lovoo ihren Nutzern mit unlauteren Tricks viel Geld 
aus der Tasche gezogen haben. Wie c't in seiner aktuellen Ausgabe 
21/15 schreibt, nähren die vorliegende Unterlagen den Verdacht, dass 
Lovoo in erheblichem Umfang virtuelle Nutzerinnen ("Fake-Profile") 
angelegt hat, die automatisiert andere Profile zu Interaktionen auf 
der Plattform verleitet haben - auch zu kostenpflichtigen.
   Lovoo hat zurzeit nach eigenen Angaben mehr als 36 Millionen 
Kunden in 17 Ländern. Die Apps selbst sind kostenlos; Geld verdient 
das Dresdener Unternehmen mit Einnahmen aus dem Verkauf von In 
App-Credits und VIP-Abos, die man etwa zum Aufdecken fremder Profile 
oder für Chat-Funktionen benötigt.
   Ein anonymer Whistleblower hatte c't unaufgefordert Dateien 
zugespielt, die nach seiner Darstellung E-Mails der 
Lovoo-Führungsriege enthalten. Auf Nachfrage ließ Lovoo einen Anwalt 
darauf hinweisen, dass die Dokumente gefälscht sein könnten; die 
Authentizität der brisanten Unterlagen ist daher nicht bis ins 
Allerletzte geklärt. Johannes Endres, Chefredakteur von c't, sagt: 
"Bei den uns vorliegenden Dateien handelt sich jedoch um mehrere 
Kopien von Mail-Postfächern sowie Screenshots und Quellcode - 
insgesamt mehr als 50 GByte. Selbst in diesem Umfang lassen sich 
Dateien manipulieren, wir haben bislang keinerlei Hinweise auf eine 
Manipulation entdeckt."
   Den E-Mails zufolge arbeitet Lovoo bereits seit ungefähr zwei 
Jahren mit derartigen Profilen. Die weiblichen Fake-Profile hat Lovoo
demnach dazu eingesetzt, mit echten Nutzern in Kontakt zu treten und 
sie zu kostenpflichtigen Aktionen zu verleiten. Allein die 
vergeblichen Versuche von angelockten Nutzern, Fake-Profile per 
sogenanntem "Top-Chat" zu erreichen, sollen Lovoo zeitweise ungefähr 
5000 Euro täglich in die Kasse gespült haben, was aufs Jahr gerechnet
einen Schaden von mehr als einer Million Euro bedeuten würde.
   Nach Abschluss der Recherche konfrontierte c't die 
Unternehmensführung schließlich mit konkreten Fragen zu den 
Beobachtungen und Dokumenten. c't hat Lovoo auch auszugsweise 
belastendes Material vorgelegt und nach dessen Echtheit gefragt. 
Trotz angemessener Frist nahm Lovoo nicht konkret zu den Fragen und 
Auszügen aus den Dokumenten Stellung. Stattdessen teilte ein vom 
Unternehmen beauftragter Rechtsanwalt pauschal mit, dass Lovoo aus 
den Fragen den Inhalt der Berichterstattung ableiten könne, die aber 
falsch sei und jeder Grundlage entbehre bzw. Informationen in einen 
falschen Kontext stelle.
   Dennoch begann Lovoo kurz nach der Anfrage offensichtlich, Profile
in erheblichem Umfang von der Plattform zu entfernen. Die meisten der
Profile, die für Testpersonen von c't gevotet hatten, tauchten ab dem
12. September plötzlich nur noch als "Gelöschter Nutzer" auf. Sofort 
gab es auch entsprechende Beschwerden in den App-Bewertungen. 
Mittlerweile sind die "Gelöschten Nutzer" komplett entfernt, dadurch 
haben die c't-Testaccounts jeweils mehr als die Hälfte ihres 
Lovoo-Bekanntenkreises verloren.
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Sylke Wilde
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