(ots) - Nach dem Brandanschlag auf eine
Flüchtlingsunterkunft in Salzhemmendorf (Landkreis Hameln-Pyrmont)
belasten sich die Tatverdächtigen gegenseitig schwer. Nach
Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hat die
23-jährige Saskia B. ausgesagt, dass sie den Brandanschlag gezielt
verübt hätten. Sie hätten gewusst, dass in dem Haus Asylbewerber
leben. Der 30-jährige Dennis L. hat nach eigener Aussage den
Molotow-Cocktail auf das Haus geworfen. Vorher soll er Saskia B.
zufolge gesagt haben: Wenn der "Neger" brenne, feiere er richtig.
Dennis L. bestreitet das. Er hat aber zugegeben, den Brandsatz
geworfen zu haben. Er bereue die Tat aufrichtig und bitte die Familie
um Entschuldigung.
Nach Recherchen von NDR, WDR und SZ haben sich Saskia B., Dennis
L. und Sascha D. am Abend des Anschlags in der Garage von Dennis L.
in Lauenstein, knapp fünf Kilometer vom Haus der Asylbewerber
entfernt, getroffen. Dort haben sie stundenlang rechtsextreme Musik
gehört und mitgesungen, irgendwann dann den Molotow-Cocktail
gebastelt, eine leere Flasche mit Holzspänen und Benzin gefüllt. Die
Anleitung dafür haben sie sich im Internet gesucht. Die beiden Männer
sollen sich betrunken haben - mit Bier und knapp zwei Flaschen
Weinbrand. Saskia B. hat offenbar nicht mitgetrunken. Sie soll bei
klarem Verstand gewesen sein, als sie später das Auto zur Unterkunft
der Flüchtlinge in Salzhemmendorf fuhr.
Dort hat Dennis L. um kurz nach 2 Uhr den Brandsatz auf das Haus
geschleudert. In seiner Aussage behauptet er, absichtlich auf das
Fenster gezielt zu haben, hinter dem niemand schlafe. In seiner
Darstellung äußert er sich jedoch widersprüchlich. An anderer Stelle
sagt er, er habe nicht gewusst, dass genau in diesem Haus die
Flüchtlinge leben. Laut den Aussagen von Saskia B. und Dennis L.
haben sie nach der Tat noch Sascha D. in der Nähe der Freiwilligen
Feuerwehr Salzhemmendorf abgesetzt. Er war dort Mitglied. Nach
Angaben der Feuerwehr nahm er in dieser Nacht tatsächlich am
Löscheinsatz teil. Dennis L. erschien wenige Stunden nach dem
Anschlag, pünktlich um 6.30 Uhr, auf seiner Arbeitsstelle in
Salzhemmendorf.
Auch Saskia B. hat in ihrer Vernehmung die Tat bereut. Dennis L.
gab beim Untersuchungsrichter an, ihm sei mittlerweile bewusst, dass
durch den Brandsatz Menschen hätten sterben können. Aber bei der Tat
sei ihm das wohl nicht klar gewesen, er habe zu viel getrunken. Die
34-jährige Mutter und ihre vier, acht und elf Jahre alten Kinder aus
Simbabwe, die in der Wohnung lebten, blieben unverletzt, müssen aber
psychologisch betreut werden.
Die drei Verdächtigen sitzen wegen schwerer Brandstiftung und
gemeinschaftlichen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Der
24-jährige Sascha D. hat nach Informationen von NDR, WDR und SZ
ebenfalls zugegeben, an der Tat beteiligt gewesen zu sein, aber nicht
in welcher Form. Er ist den bisherigen Erkenntnissen zufolge in der
rechten Szene aktiv und einschlägig vorbestraft wegen eines
Hitlergrußes. Sascha D. lebt etwa 300 Meter von der
Flüchtlingsunterkunft entfernt, kannte die Gegebenheiten gut.
Auch Dennis L. soll der rechten Szene nahe stehen. Sein Anwalt,
Roman von Alvensleben, sagte dem NDR, seine ersten Eindrücke von
seinem Mandanten seien, dass dieser zwar durchaus rechte Ansichten
habe, aber nicht dem organisierten Neonazi-Bereich zuzuordnen sei. Er
habe das Mandat als Pflichtverteidiger nicht ablehnen wollen und
können: "Jeder hat ein Recht auf einen Verteidiger."
Die Staatsanwaltschaft Hannover wollte auf Anfrage keine Stellung
nehmen. Sie verweist auf die laufenden Ermittlungen.
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