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Sie war eine Baustelle der Superlative und die größte Investition,
die der DDR-Außenhandel jemals vergeben hatte. Im Buna-Komplex nahe
Schkopau entstand von 1976 bis 1980 das größte und modernste PVC-Werk
Europas. Sage und schreibe 1,3 Milliarden D-Mark betrug der Kredit,
den die DDR dafür vom Westen bekam. Gebaut wurde mitten auf der
grünen Wiese - komplett und schlüsselfertig von der Uhde GmbH aus
Dortmund, einer Tochter der Hoechst AG aus der Bundesrepublik. Der
Industrieanlagenbauer war damals einer der Besten der Welt. Der Deal:
die Westdeutschen bauen die Anlage - die DDR zahlt ihre Schulden in
Form von PVC-Lieferungen ab. Ein Geschäft, das beiden Seiten zu Gute
kam. Denn die ostdeutsche Chemieindustrie war technologisch und
herstellungstechnisch an ihre Leistungsgrenze gekommen. Dabei stieg
die Nachfrage nach PVC - dem Rohstoff für Plaste - ständig an.
Die wenigsten DDR-Bürger wussten von dem gigantischen
Ost-West-Bauprojekt. Der regionalen Parteizeitung "Freiheit" war es
nur eine kleine Meldung wert. Dabei waren rund 100 Westfirmen an dem
Bau beteiligt. Fast ein Drittel der 9.000 Bauarbeiter, Monteure und
Ingenieure kam aus der Bundesrepublik. Die Männer pendelten jede
Woche ins Chemiedreieck, manche nahmen sogar ihre Familien mit in den
Osten, wie Hans-Thilo Kempen. Gerade wieder Vater geworden, zog der
junge Bankkaufmann mit Frau und zwei Kindern in den Osten - in die
Plattenbausiedlung Halle Süd. "Für mich war das ein großes Abenteuer.
Zum Einkaufen sind wir immer nach Westberlin gefahren", so Hannelore
Kempen.
Zu Wort kommen die Macher von damals, wie der Bauingenieur Theo
Wacker, für den die PVC-Anlage das Projekt seines Lebens war. Barbara
und Manfred Dittmar betrieben damals einen kleinen Lebensmittelladen
in Halle Süd. Sie sagen über die Bauzeit: "Das war unsere beste Zeit,
die kommt nie wieder!" Sie verkauften damals viel an westdeutsche
Arbeiter und legten auch mal Bückware für sie zurück. Ihr
kaufmännisches Geschick und ihre Findigkeit waren der Grundstein für
ihr heutiges, kleines Hotel "Guldenhof" an selber Stelle.
Das Ost-West-Projekt PVC-Werk Buna ging auf. 1980 wurde das Werk
feierlich eröffnet, schon 8 Jahre später waren die Kredite abbezahlt.
Und es überlebte auch die Wende.
Ein Film von Gerd Gerlach.
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MDR LANDESFUNKHAUS SACHSEN-ANHALT, Thomas Ahrens,
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