(ots) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore
Kraft bedauert die schleppende juristische Aufarbeitung des
Love-Parade-Unglücks in Duisburg im Jahr 2010. "Darunter leide ich
auch", sagte sie dem stern. "Aber Sie wissen ja, dass ich keinen
Einfluss auf die Justiz nehmen darf. Ich weiß aber auch, wie komplex
die Verfahren sind und dass Sorgfalt notwendig ist. Leider können die
Betroffenen so noch keinen Abschluss finden. Das macht mich traurig."
Bei der Massenpanik am 24. Juli 2010 an einem Tunnel im
Zugangsbereich des Festivalgeländes starben 21 Menschen, mehr als 500
wurden verletzt, Ungezählte traumatisiert. Noch heute sind 19
Zivilverfahren anhängig, in denen es um Schadenersatz und
Schmerzensgeld geht. Offen ist, ob es darüber hinaus zu einem
Strafverfahren gegen die Verantwortlichen kommt. Dr. Motte, Erfinder
der Loveparade, hatte die verzögerte juristische Aufarbeitung
"beschämend" genannt.
Zum Zeitpunkt des Unglücks war die Sozialdemokratin Hannelore
Kraft erst wenige Wochen im Amt. Auch ihr Sohn war mit Freunden auf
der Loveparade unterwegs. Über Stunden hinweg wusste Kraft nicht, ob
auch ihrem Kind oder dessen Freunden etwas zugestoßen war. "Ich
musste dennoch funktionieren", sagte Kraft. Als sie endlich Nachricht
erhielt, dass die ganze Gruppe unversehrt geblieben war, sei das ein
"unglaublich befreiender Moment" für sie gewesen.
Die Trauerfeier für die Opfer am 31. Juli 2010 in der Duisburger
Salvatorkirche bezeichnete Kraft im Gespräch mit dem stern als den
"schwierigsten Tag" ihrer politischen Karriere. Zur Frage, ob das
Unglück sie verändert habe, sagte sie: "Natürlich verändert einen so
etwas. Ich habe sehr schnell nicht mehr nur die Zahl der Opfer
gesehen, sondern konkrete Menschen. Ich sehe Gesichter und kenne ihre
Geschichte. Das verändert den Blick. Ich habe sie alle immer noch im
Herzen und stehe im Kontakt zu Familien. Was ich mir vorwerfe: Ich
habe zu spät die Dimension des großen Leids der vielen Verletzten und
Traumatisierten erfasst."
An diesem Freitag richten die Stadt Duisburg und eine
Betroffenen-Initiative eine Gedenkfeier mit Angehörigen und
Traumatisierten am Unglücksort aus. Kraft hat ihren Urlaub
abgebrochen, um an der Veranstaltung teilzunehmen.
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