(ots) - Die Aufarbeitung des Veruntreuungsfalls beim
Kinderkanal in Erfurt sind nach vierjähriger Aufklärungsarbeit
abgeschlossen. MDR-Intendantin Karola Wille legte dem MDR-Rundfunkrat
in Leipzig dazu einen Abschlussbericht einschließlich der gezogenen
arbeits- und strafrechtlichen Konsequenzen vor. Demnach wurden gegen
insgesamt 20 Personen innerhalb und außerhalb des Senders
Ermittlungsverfahren geführt. Einige Beteiligte wurden inzwischen
rechtskräftig verurteilt. Den Gesamtschaden bezifferte die
Intendantin gemäß einem Bericht der Revisionen von ZDF und MDR vom
August 2013 auf insgesamt 9,966 Millionen Euro. Bis heute hat der MDR
über eine Vielzahl von vollstreckbaren Titeln einen Schadenersatz in
Höhe von 2,3 Millionen Euro zurückholen können. In der Sitzung des
Rundfunkrats am Montag, 4. Mai 2015, äußerte die Intendantin ihre
Erwartung, die Schadenersatzsumme noch steigern zu können. Dabei
stehe der Sender mit den Ermittlungsbehörden in engem Kontakt.
Die Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates, Gabriele Schade, nannte die
lückenlose Aufarbeitung der Ende 2010 bekannt gewordenen Vorfälle
eine notwendige Voraussetzung dafür, verloren vergangenes Vertrauen
wieder herzustellen. Kriminelle Scheingeschäfte zwischen Mitarbeitern
des von MDR und ZDF getragenen Kinderkanals und externen Firmen
hätten das Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schwer
beschädigt. Deshalb habe der Rundfunkrat die Geschäftsleitung des für
den Kinderkanal federführenden Mitteldeutschen Rundfunks von Anfang
an dabei unterstützt, die kriminellen Machenschaften umfassend
aufzuklären und notwendige Konsequenzen aus den Erkenntnissen der
Ermittlungen zu ziehen.
Intendantin Karola Wille habe bei ihrem Amtsantritt Ende 2011 die
Aufklärung der Veruntreuungen und Beseitigung der Schwachstellen in
den Kontrollsystemen als erste wichtige Maßnahme ihrer Amtszeit
genannt, sagte die Rundfunkratsvorsitzende. Mit der jetzt
abgeschlossenen Aufarbeitung, den arbeits- und strafrechtlichen
Konsequenzen und der grundlegenden Neuausrichtung der Organisation
und der internen Arbeitsabläufe könne sich der Kinderkanal wieder mit
voller Kraft dem Programm widmen. Schade: "Der Kinderkanal ist mit
seinen Angeboten für Kinder und junge Familien eine Erfolgsgeschichte
des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Vorgänge wie damals beim
Kinderkanal dürfen sich nicht wiederholen. Die Grundlagen dafür sind
geschaffen. Ihre Befolgung werden wir weiterhin regelmäßig
überprüfen. Im Zusammenwirken zwischen ARD und externen Produzenten
wurden im Übrigen Leitlinien vereinbart, in denen sich beide Seiten
verpflichten, durch geeignete Maßnahmen Korruptionsgefahren
vorzubeugen".
Pressekontakt:
Prof. Dr.-Ing. Gabriele Schade, Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates
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