Im Zusammenhang mit der Übernahme der Caritasheime in Hannover sah sich das Evangelische Johannesstift in vielen Beiträgen der Medien, der Gewerkschaften, der Kirche und der Diakonie mit dem Vorwurf des Lohndumpings konfrontiert.
(firmenpresse) - Dazu sagt nun Stiftsvorsteher Pfarrer Martin von Essen: "Wir weisen dies entschieden zurück! Dies entbehrt jeder sachlichen Grundlage."
Das Evangelische Johannesstift vergütet die ehemaligen Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Diakonietarif (AVR DWBO), der in Berlin (ehemaliger Westteil der Stadt) gilt und der auf der Grundlage des bundesweit geltenden Tarifwerkes der Diakonie zwischen Dienstnehmern (Mitarbeitervertretungen) und Dienstgebern einvernehmlich beschlossen wurde. Die Tabellenwerte sind mit der bundesweit geltenden Fassung, die für zigtausende Pflegekräfte gilt, nahezu identisch.
Die Vergütungen liegen deutlich über dem Mindestlohn, die in der Pflege gefordert werden. Folgende Forderungen werden derzeit diskutiert: DGB 7,50 Euro; DBfK, Deutscher Berufsverband für Krankenpflege 9 Euro sowie von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, 10 Euro, für ungelernte Pflegekräfte. Diese erhalten in den durch das Johannesstift übernommenen Einrichtungen nun 13 Euro, der Diakonietarif bietet 10,50 Euro für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neu eingestellt werden. Der Stundenlohn für ältere Mitarbeitende und Fachkräfte liegt zum Teil über 15€ "Ist das Lohndumping?" fragt Stiftsvorsteher von Essen die Kritiker.
"Wir bedauern sehr, dass sogar renommierte Sozialexperten das Evangelische Johannesstift in die Discounterecke von Aldi, Lidl und Co gestellt haben", so von Essen weiter.
Die Löhne der Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten um bis zu 13 Prozent, auf Höhe des Diakonietarifes abgesenkt werden. "Wir sahen dazu wirtschaftlich gesehen keine Alternative, um sämtliche 580 Arbeitsplätze und 530 Pflegeplätze zu erhalten."
Hintergrund
Die Caritas-Seniorendienste-Hannover gGmbH (CSH) stand kurz vor Ostern dieses Jahres vor der Insolvenz. Eine letzte Finanzspritze der Diözese Hildesheim brachte Aufschub, um schnell nach einer Lösung suchen zu können. Um nicht in die Insolvenz zu gelangen, musste ein starker und zuverlässiger Partner gefunden werden. Das Evangelische Johannesstift wurde im April angefragt, ob es sich eine Übernahme der Häuser und der Sozialstation vorstellen könnte.
Die Gespräche der Verantwortlichen gestalteten sich sehr konstruktiv und einvernehmlich.
In der Sitzung vom 4. August 2009 haben die Vertreter der Caritas und des Evangelischen Johannesstifts dann beschlossen, die geplante Zusammenarbeit umzusetzen.
Rückwirkend zum 1. August 2009 übernimmt die Evangelisches Johannesstift Altenhilfe gGmbH 90% der Gesellschaftsanteile an der Caritas Seniorendienste Hannover gGmbH (CSH). Mit 10% bleibt der Caritasverband Hannover e.V. weiter Gesellschafter.
Einige Eckpunkte der Übernahme:
Das Evangelische Johannesstift kauft die Immobilien der CSH und sichert die Liquidität der Caritas Seniorendienste gGmbH. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Zusätzlich wird das Johannesstift zeitnah den Investitionsstau auflösen und die dafür notwendigen Mittel von ca. 8,3 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Damit soll sich die Situation für die Bewohnerinnen und Bewohner, wie auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich verbessern. Zum Anderen soll dies ein Zeichen dafür sein, dass das Evangelische Johannesstift eine langfristige Zusammenarbeit plant.
Die Altenhilfe des Evangelischen Johannesstifts (Evangelisches Johannesstift Altenhilfe gGmbH) wird Gesellschafter zu 90% und übernimmt den Betrieb der Einrichtungen.
Der Caritasverband Hannover e.V. bleibt mit 10% Mitgesellschafter.
Es werden die AVR DWBO angewendet, was eine Absenkung der Gehälter bis zu 13 % bedeutet. Die konsequente Anwendung der AVR DWBO beinhaltet aber auch die Fortführung anderer tariflicher Leistungen, beispielsweise der betrieblichen Altersversorgung.
Für die kommenden drei Jahre wird auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.
Es wird ein Wirtschaftsausschuss gebildet, an dem die Mitarbeitervertretung beteiligt ist. Der Wirtschaftsausschuss soll auf Grundlage der wirtschaftlichen Zahlen die Entwicklung des Unternehmens begleiten.
Das Evangelische Johannesstift zählt zu den großen diakonischen Einrichtungen in Berlin und den neuen Bundesländern. Mehr als 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und über 250 Ehrenamtliche spannen ein breites Netzwerk von Hilfen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien, für Menschen mit Behinderung sowie für ältere Menschen. Teilhabe ermöglichen und Selbstständigkeit fördern: Das sind zentrale Ziele des Engagements der Stiftung. Das Hauptgelände der Stiftung befindet sich auf einem 75 Hektar großen Gelände in Spandau. Zahlreiche weitere Standorte befinden sich in ganz Berlin, in Brandenburg und in Thüringen.
Wolfgang Kern
Pressesprecher
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