(ots) - Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
trauert um ihr langjähriges Ratsmitglied Gerta Scharffenorth. Die
Politologin und Theologin ist am Donnerstag (4. Dezember) in
Heidelberg im Alter von 102 Jahren verstorben. Scharffenorth war 1970
als erste Frau in den Rat der EKD gewählt worden.
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm würdigte die Verstorbene
als "gesellschaftliche Vorreiterin", deren damalige Wahl ein
wichtiger Schritt für die evangelische Kirche gewesen sei. "In meiner
Zeit an der Universität Heidelberg" - so der Ratsvorsitzende - "habe
ich Gerta Scharffenorth als engagierte Theologin und beeindruckenden
Menschen kennen gelernt, mit dem ich seitdem auch persönlich
verbunden geblieben bin. Nicht nur mit ihren Forschungen zur
Bedeutung der Bergpredigt in Luthers Ethik hat sie auch als
Wissenschaftlerin bleibende Spuren hinterlassen."
Gerta Scharffenorth bleibe ihrer Kirche als "begeisterte und
energische Theologin" in Erinnerung, so Bedford-Strohm. Er habe
großen Respekt davor, wie sich Scharffenorth bis ins hohe Alter
hinein an gesellschaftlichen Diskussionen beteiligt habe und für ihre
Überzeugungen eingetreten sei. Nicht zuletzt mit der Verleihung des
Bundesverdienstkreuzes 1989 sei deutlich geworden, "wie segensreich
ihr Wirken nicht nur für die Kirche, sondern für die gesamte
Gesellschaft gewesen ist."
Die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, würdigte
Scharffenorths langjähriges Engagement für die evangelische Kirche
als wegbereitend für Frauen in evangelischen Leitungsämtern. "Gerta
Scharffenorth hat der Evangelischen Kirche früh ein weibliches
Gesicht verliehen." Zu ihrem Vermächtnis gehöre auch die bleibende
Verpflichtung, dass Leitungsämter der evangelischen Kirche auf allen
Ebenen gleichermaßen Frauen wie Männern offenstehen.
Gerta Scharffenorth fand nach ihrer Vertreibung zu Kriegsende aus
Schlesien schließlich eine neue Heimat in Heidelberg. Nach ihrer
Promotion leitete sie von 1962 bis 1966 den Evangelischen
Gemeindedienst in Heidelberg. Anschließend wirkte sie bis zum
Ruhestand als Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstätte
der Evangelischen Studiengemeinschaft. Bis in ihr 100. Lebensjahr hat
sie aktiv am Austausch über die wissenschaftliche Arbeit des
Instituts teilgenommen. "In Erinnerung bleibt uns nicht nur ihr
Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche, sondern
auch ihr unermüdlicher Gestaltungswille für ein friedliches
Zusammenleben."
Hannover, den 9. Dezember 2014
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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