Erstes Null-Energie-Hochhaus der Welt wird mit innovativen Ejot-DÀmmhaltern nach Passivhausstandard errichtet / Von Matthias Möldner
(PresseBox) - Die Familie RĂ€ffle realisiert ein ehrgeiziges Bauprojekt und setzt damit ein energieeffizientes Wahrzeichen direkt am Bodensee. Ein stillgelegter Wasserturm wird zum weltweit ersten Null-Energie-Hochhaus umgebaut. "Vermutlich entsteht sogar ein Plus-Energie-Hochhaus", erklĂ€rt Architekt Norman RĂ€ffle, denn das Pilotprojekt nutzt sĂ€mtliche regenerativen Energiequellen wie Geothermie, Solarthermie, Photovoltaik und Windenergie. Der Bau gilt als Demonstrationsanlage der Bundesrepublik Deutschland wird vom Bundesumweltministerium mit 435.000 Euro Fördergeldern unterstĂŒtzt.
Neben den verbauten Technologien zur Herstellung von Energie glĂ€nzt das ehrgeizige Bauprojekt auĂerdem durch die Verwendung intelligenter Energiesparlösungen, nachhaltiger Rohstoffe und hochwertiger Befestigungselemente. Der Aufzug im Treppenturm, der neben dem Hauptturm errichtet wurde, verfĂŒgt beispielsweise ĂŒber eine Konstruktion zur EnergierĂŒckgewinnung. Die Betonbauteile wurden mit HĂŒttensand aus granulierter Hochofenschlacke hergestellt. Der Einsatz von HĂŒttensand bewirkt weniger CO2-Emissionen bei der Produktion von Zement. Die GebĂ€udedĂ€mmung wird mit passivhaustauglichen DĂ€mmhaltern befestigt.
FĂŒr höchste Aufmerksamkeit wird die regenerative Fassade sorgen, deren OberflĂ€che weitestgehend mit Solarpaneelen bedeckt sein wird. Im Detail handelt es sich um ein vorgehĂ€ngtes hinterlĂŒftetes Fassadensystem in Kombination mit einer vlieskaschierten WĂ€rmedĂ€mmung und einer Energiegewinnung aus Photovoltaik-Elementen.
Befestigungsspezialist Ejot sponsert ĂŒber 5000 DĂ€mmhalter
UnterstĂŒtzt wird das Bauvorhaben von namhaften Herstellern der Baubranche. Der Befestigungsspezialist Ejot aus dem sĂŒdwestfĂ€lischen Bad Laasphe hat neuartige DĂ€mmhalter zur Befestigung der WĂ€rmedĂ€mmung geliefert. Die zweiteiligen Ejot-DĂ€mmhalter erfĂŒllen die hohen energetischen AnsprĂŒche des Pilotprojekts. So verhindern die DĂ€mmhalter durch eine nachtrĂ€gliche Tellermontage den sogenannten "Steppdeckeneffekt", der durch das punktuelle EindrĂŒcken der DĂ€mmung entsteht, wenn herkömmliche einteilige DĂ€mmhalter zu tief in den Untergrund getrieben werden. AuĂerdem wird ein Aufklaffen der Fugen zwischen den einzelnen DĂ€mmplatten im Bereich der PlattenstöĂe vermieden. "Die DĂ€mmhalter von Ejot lassen sich sehr gut verarbeiten", weiĂ Norman RĂ€ffle, der bereits etwa 2.200 DĂ€mmstoffhalter fĂŒr eine 100 mm starke DĂ€mmung auf Beton verbaut hat. Weitere 3000 DĂ€mmstoffhalter kommen noch fĂŒr eine 240 mm starke DĂ€mmung auf Vollziegeluntergrund zum Einsatz. Dank des zweiteiligen Prinzips der DĂ€mmhalter ist eine Ă€uĂerst effiziente Montage einer zweilagigen DĂ€mmung möglich.
Familienprojekt Aquaturm
1956 wurde der Turm zur Wasserversorgung fĂŒr das angrenzende Milchwerk gebaut und bereits 1979 wieder stillgelegt. Norman RĂ€ffle war bereits als Kind vom Wasserturm fasziniert. Die Idee, dass man aus der Industriebrache etwas Tolles machen könnte, lieĂ ihn nicht mehr los. Erste Zeichnungen entstanden, die er seinem Vater, dem Unternehmer JĂŒrgen RĂ€ffle, vorlegte. Der Wasserturm zog den jungen Mann derart in seinen Bann, dass er aus den UmbauplĂ€nen einen Beruf machte und Architektur studierte. Bruder Thorsten RĂ€ffle stellte als Finanzfachmann fĂŒr das Familienprojekt einen Businessplan auf, so dass der Vater 2002 das GebĂ€ude schlieĂlich fĂŒr 25.000 Euro in den Besitz der Familie brachte.
Der Spatenstich erfolgte 2008, im Krisenjahr 2009 musste der Baufortgang leider erst mal auf Eis gelegt werden. Unter dem Namen "aquaturm" nahm das Projekt 2011 endlich wieder Fahrt auf. Insgesamt belaufen sich die Umbaukosten auf ca. 2,5 Millionen Euro. "Wenn man das Vorhaben unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, dĂŒrfte man so etwas gar nicht machen", meint JĂŒrgen RĂ€ffle, der als Autodidakt eine Leidenschaft fĂŒrs Bauen entwickelt hat. Man sieht den RĂ€ffles an, dass sie mit Idealismus, Herz und Leidenschaft im Aquaturm-Projekt verankert sind. Die recht lange Bauzeit erklĂ€rt sich dadurch, dass das Bauvorhaben fast komplett in Eigenleistung realisiert wird.
Insgesamt wurde der Turm von 30 auf 46 Meter aufgestockt. Die Endhöhe von 50,5 Meter wird durch die vertikal drehende Windturbine erreicht. Das Gewicht von 2500 Tonnen wird durch 15 Meter tief reichende GrĂŒndungspfĂ€hle getragen. In Anlehnung an die ursprĂŒngliche Nutzung wird der Aquaturm in einem 22 mal elf Meter groĂen Wasserbecken stehen.