(ots) - Trotz Risiken und Nebenwirkungen läuft das
Großprojekt elektronische Gesundheitskarte (eGK) munter weiter.
Demnächst sollen Tests für die Online-Anwendungen der Karte starten.
Die Freie Ärzteschaft (FÄ) fordert alle Ärzte auf, das eGK-Projekt
nicht zu unterstützen. "Lassen Sie sich nicht für ein Extrasalär zum
Büttel der Krankenkassen degradieren", appellierte
FÄ-Vorstandsvorsitzender Wieland Dietrich heute an die Ärzte. "Die
Praxen sind keine Außenstellen der Kassen." Der NSA-Skandal habe
zudem gezeigt, dass sensible Daten im Netz nicht zu schützen seien.
"Moderne Technik ja, aber nur datensparsam und dezentral. Wir sind
die Ärzte und wir schützen die Daten unserer Patienten", betonte
Dietrich.
Die mit den Tests beauftragten IT-Firmen umgarnen derzeit in den
ausgewählten Regionen Schleswig-Holstein, Trier, Bochum/Essen, Bayern
und Sachsen die Praxisärzte. Mit etwa 32 Millionen Euro sollen sie
geködert werden, die Onlinetests durchzuführen. "Teilnehmende Ärzte
riskieren übrigens, umsatzsteuerpflichtig zu werden, da die Zahlungen
dafür keine Behandlungsleistungen sind", erläuterte der FÄ-Chef.
Ungeachtet aller Ablehnungsbeschlüsse auf den Ärztetagen der
vergangenen Jahre sollen die Arztpraxen künftig unter ständiger
Onlineanbindung an die Infrastruktur der Kassen die
Versichertenstammdaten auf der eGK aktualisieren, etwa die Anschrift
oder den Versicherungsstatus. "Dafür muss jede Karte in jeder Praxis
überprüft werden, auch wenn nur bei durchschnittlich jeder 50.
Prüfung Daten geändert werden müssten", rechnete FÄ-Vize Dr. Silke
Lüder vor. "Am Praxistresen dürften sich mitunter lange Schlangen
bilden." Lüder kritisierte, dass die Kassen ihre Verwaltungsarbeit in
die Praxen verlagerten und sie zugleich online kontrollieren könnten.
Außerdem sei die eGK ein Sicherheitsrisiko, betonte die FÄ, denn
die Krankenkassen hätten wichtige Sicherheitskriterien missachtet.
Das hat kürzlich ein Rechtsgutachten der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung belegt. Für die eGK sollten aber strenge
Sicherheitsstandards gelten. FÄ-Vize Lüder erläuterte das: "Wenn
sensible Patientendaten online weitergeleitet oder auf der Karte
gespeichert werden, müssen Foto und Versichertenidentität
übereinstimmen. Die Kassen aber haben die Fotos nicht überprüft, die
digitale Identität ist also nicht gesichert." Nach Ansicht von
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe seien die Ärzte für die
Identitätskontrolle zuständig. "Sollen wir uns von jedem Patienten
den Ausweis zeigen lassen? Das ist weder unsere ärztliche Aufgabe
noch rechtlich zulässig", stellte Lüder klar. Ärzte seien nicht die
Hilfspolizisten der Krankenkassen.
Über die Freie Ärzteschaft e. V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
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Daniela Schmidt, Tel.: 0176 49963803, E-Mail:
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V .i. S. d. P.: Wieland Dietrich, Freie Ärzteschaft e.V.,
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