Die Hauptakteure von Bund und Ländern, die 
gestern Abend zum wiederholten Mal zu einem "Energiegipfel" im 
Kanzleramt zusammen saßen, verfahren nach dem Motto: Wasch mir den 
Pelz, aber mach' mich nicht nass! Es sind auch etliche 
Energie-Wendehälse am Werke. Dabei weiß eigentli ...

31.05.2016

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Energiewende: Energie-Wendehälse an Merkels Tisch von Reinhard Zweigler


Die Hauptakteure von Bund und Ländern, die
gestern Abend zum wiederholten Mal zu einem "Energiegipfel" im
Kanzleramt zusammen saßen, verfahren nach dem Motto: Wasch mir den
Pelz, aber mach' mich nicht nass! Es sind auch etliche
Energie-Wendehälse am Werke. Dabei weiß eigentlich jeder in der Runde
bei Angela Merkel, dass der weitere Weg hin zu erneuerbaren Energien
tiefe wirtschaftliche, technische und gesellschaftliche Veränderungen
und Einschnitte, aber vor allem aber auch ungeheuren Nutzen mit sich
bringt. Nur gerät dieses übergeordnete hehre Ziel beim beinharten
Feilschen um die wichtigen Details des genauen Kurses der künftigen
Energiepolitik oft ins Hintertreffen. Im Zweifel ist einem das Hemd
näher als der Rock. Und so brechen die einen immer noch eine Lanze
für "ihre" Braunkohlekraftwerke und lassen in Nordrhein-Westfalen,
Lausitz und Mitteldeutschland weiter Kohle fördern und verbrennen.
Der Norden Deutschlands wehrt sich dagegen gegen den geplanten Deckel
für den Ausbau von Windenergie. Vor allem auf hoher See, wo die
Hightech-Windkraftanlagen besonders effizient betrieben werden
können. Der nach wie vor nur schleppend vorankommende Ausbau von
Stromtrassen ist den Niedersachsen bis Vorpommern ebenfalls ein Dorn
im Auge. Für Windstrom, der nicht über die überlasteten Leitungen
abfließen kann, muss trotzdem teuer bezahlt werden. Energiewende
paradox. Geradezu verknotet haben sich die Akteure bei den künftigen
Stromtrassen. Weil die Planer im Auftrag der Bundesnetzagentur
teilweise überfallartig Trassenverläufe den Regionen vorgelegt
beziehungsweise übergestülpt haben, regte sich vielerorts Widerstand.
Horst Seehofer hat diesen Quell des Unmuts rasch erkannt - und sich
flugs an die Spitze der Anti-Trassenbewegung zu setzen versucht. Und
dies nicht, weil er die Energiewende torpedieren will, sondern vor


allem, weil unzufriedene Leitungsgegner bei der nächsten Landtagswahl
wohl kaum ihr Kreuz bei den Christsozialen machen würden. Heraus
kamen dabei sonderlich Formeln wie "Zwei minus X", die den Menschen
vorgaukeln sollten, zwei große Trassen, eine davon im Osten des
Freistaates, brauche es gar nicht. Aber das sind
Taschenspielertricks. Auch nach dem Ende des letzten Atommeilers in
Bayern 2022 braucht der Freistaat eine sichere Energieversorgung. Die
Voraussetzungen dafür müssen in den nächsten Jahren geschaffen
werden. Beim vorletzten Energiegipfel hatte Seehofer durchgedrückt,
dass nicht noch mehr hohe Strommasten und Leitungen, sondern Erdkabel
das Problem lösen könnten. Zumindest in Bayern. Allerdings werden
auch die weit teureren in der Erde verlegten Kabel die Landschaft
durchschneiden und nicht ohne Nebenwirkungen zu haben sein. Man kann
kein Omelett braten, ohne Eier zu zerschlagen, weiß das Sprichwort.
Das heißt in diesem Fall, dass der Staat von vornherein faire
Ausgleichsregeln mit den betroffenen Regionen, Ortschaften und
Landeigentümern aushandeln muss. Und die von der Regierung bestellten
Planer sollten zudem offen sein für alternative Trassenvorschläge von
den Bewohnern vor Ort. Denn eine Erfahrung, die auch der
Energiegipfel viel mehr berücksichtigen müsste, ist die: Ohne die
Einbindung der Bevölkerung, ohne innovative Unternehmen, ohne
Tüftler, ohne Bauern und ohne Handwerker, bliebe die Energiewende
Stückwerk.



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