von Ulrich Heyden, MZ

   Kommt in Russland jetzt eine neue Terrorwelle? Der selbst ernannte
"Emir des Kaukasus" und angebliche Führer der bewaffneten 
islamistischen Gruppen, der Tschetschene Doku Umarow, rief bereits im
Juli 2013 in einer Videobotschaft auf, die Spiele "mit allen  ...

30.12.2013

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu "Terroranschläge/Russland"


von Ulrich Heyden, MZ

Kommt in Russland jetzt eine neue Terrorwelle? Der selbst ernannte
"Emir des Kaukasus" und angebliche Führer der bewaffneten
islamistischen Gruppen, der Tschetschene Doku Umarow, rief bereits im
Juli 2013 in einer Videobotschaft auf, die Spiele "mit allen Mitteln,
die Allah erlaubt", zu verhindern. Die Winterspiele selbst sind nicht
gefährdet, denn die Region Sotschi ist mit mehreren
Sicherheitskordons umgeben. Aber Anschläge treffen friedliche Russen
jetzt an Orten, die sich nur schwer gegen Terroristen abschirmen
lassen. Alles, was der Kreml jetzt bräuchte, wäre Ruhe im Land.
Russland will sich von seiner humanen, sportlichen Seite zeigen. Die
Milliarden Euro, die in den Bau der Sportanlagen, Eisenbahnlinien und
neuen Straßen in Sotschi investiert wurden, sollen sich mindestens in
einem Image-Gewinn für das Land auszahlen. Russlands Präsident
Wladimir Putin will die Welt in Sotschi nicht nur mit der Kombination
von Meer, Palmen und schneebedeckten Bergen beeindrucken. Er will
auch ein Signal setzen, dass Russland sich als die mächtigste Macht
im Kaukasus sieht. Die Nato, in welche der georgische Präsident
Michail Saakaschwili sein Land möglichst schnell führen wollte,
möchte der russische Präsident in der an Erdöl und strategischen
Pipelines reichen Region nicht sehen. Doch gegen den islamistischen
Untergrund im Nordkaukasus scheinen selbst die kampferfahrene
russische Armee und die inzwischen modern ausgerüsteten
Spezialeinheiten machtlos. Seit 1998 gewann in der Region unter dem
Einfluss von Söldnern aus Saudi-Arabien und Jordanien der Wahabismus
an Einfluss. Seit dem Ende des zweiten Tschetschenienkrieges 2003
entwickelten sich in den muslimisch geprägten Teilrepubliken
Dagestan, Tschetschenien, Inguschetien und Kabardino-Balkarien
militante Gruppen - sogenannte Dschamate, die den Nordkaukasus von


Russland lösen und in der Region einen Gottesstaat errichten wollen.
Seit dem Ende des Tschetschenienkrieges köchelt im Nordkaukasus ein
Bürgerkrieg auf kleiner Flamme. Der islamistische Untergrund macht
mit immer neuen Terror-Aktionen gegen örtliche Minister,
Staatsanwälte, Vertreter der Sicherheitsstrukturen, Vertreter der
Kreml-nahen Partei Einiges Russland und angeblich Moskau-hörige
Muftis von sich reden. Die russischen Spezialeinheiten reagieren mit
brutalen Säuberungsaktionen, bei denen aller paar Monate, wenn nicht
Wochen, die Stadt-Wohnungen oder Wald-Verstecke von Terroristen
gestürmt werden. Die "Lesniki", wie man die bewaffneten
islamistischen Gruppen in den Wäldern nennt, bekommen trotz der
zahlreichen "Säuberungsaktionen" immer neuen Nachschub von jungen
Männern, die teils aus religiöser Überzeugung, teils wegen des
Geldes, das sie in den Kampfgruppen verdienen können, bereit sind,
das zivile Leben in den Städten aufzugeben. Für die Verhaftung eines
verdächtigten jungen Mannes in Dagestan reicht es oft schon aus, dass
der Festgenommene den Backenbart der Salafisten trägt. Bei Verhören
wird oft Folter angewandt, wie die Rechtsschutzorganisation "Mütter
von Dagestan" berichtet. Die Salafisten, die Strömung des "reinen
Islam" gewinnt im Nordkaukasus immer mehr Anhänger. Vor allem in
Dagestan kontrollieren sie bereits zahlreiche Moscheen. Außerdem
verfügen sie über eigene Schulen und Kindergärten. Der Kreml muss
sich die Frage stellen, ob er den Kaukasus nur beherrschen oder ob er
auch die Menschen, die dort leben, als Staatsbürger gewinnen will.
Dazu reicht es nicht, den Wiederaufbau von Tschetschenien mit
Milliarden Rubel zu unterstützen. Der Kreml muss öffentlich für
Dialog und Toleranz mit den Menschen im Kaukasus eintreten und den
anti-kaukasischen Rassismus bekämpfen.



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