Vor 20 Jahren wurde aus den beiden 
Staatsbetrieben Bundesbahn (West) und Reichsbahn (Ost) die Deutsche 
Bahn AG. Ãœber den Erfolg dieser Weichenstellung gehen die Meinungen 
auseinander. Doch nüchtern betrachtet gibt es  mehr Licht als 
Schatten. Die Bahn sollte mit der Reform wirtschaftlich arbe ...

30.12.2013

Badische Zeitung: Mehr Licht als Schatten: 20 Jahre ist die Bahnreform jetzt her und noch immer gibt es viel zu tun - Kommentar von Wolfgang Mulke


Vor 20 Jahren wurde aus den beiden
Staatsbetrieben Bundesbahn (West) und Reichsbahn (Ost) die Deutsche
Bahn AG. Ãœber den Erfolg dieser Weichenstellung gehen die Meinungen
auseinander. Doch nüchtern betrachtet gibt es mehr Licht als
Schatten. Die Bahn sollte mit der Reform wirtschaftlich arbeiten
dürfen und dem Steuerzahler nicht mehr auf der Tasche liegen.
Außerdem hoffte der Bund als Eigentümer auf einen steigenden
Marktanteil des Schienenverkehrs gegenüber der Straße. Die Rechnung
ist nicht aufgegangen. Noch immer muss der Verkehrsminister jährlich
viele Milliarden Euro für den Bahntransport ausgeben. Die Länder
erhalten Geld für den Nahverkehr, die Bahn selbst für die
Instandhaltung des Netzes und den Neubau von Trassen. Auch ist der
Marktanteil der Schiene nicht wie erwartet in die Höhe geschnellt.
Stattdessen hat das Unternehmen das Angebot an Verbindungen
insbesondere in der Fläche deutlich eingeschränkt. So gesehen
dominiert zunächst der Schatten die Szene. Ein Blick zurück auf die
Zeit vor der Reform eröffnet jedoch eine andere Sichtweise. Die
Beamtenbahn hatte einen Schuldenberg von 34 Milliarden Euro
angehäuft. Der Jahresverlust lag allein 1993 bei acht Milliarden
Euro. Die Bahn fuhr zwar überall hin, doch oft mit fast leeren Zügen.
Der Kunde hieß Beförderungsfall. Und so wurden Fahrgäste auch
behandelt, von schmutzigen Bahnhöfen und überalterten Zügen ganz zu
schweigen. Auch Verspätungen gab es schon vor der Reform. Der
Gütertransport hatte sich weitgehend auf den Lastwagen verlagert. An
dieser Ausgangslage muss die Reform auch gemessen werden, dann fällt
das Urteil günstiger aus. Der zentrale Pfeiler der Reform war die
Umwandlung der Staatsbahn in ein privatwirtschaftliches Unternehmen,
das Gewinne machen soll. Allerdings wurde nie richtig deutlich, wozu


diese Gewinne denn dienen sollen. Der frühere Bahnchef Hartmut
Mehdorn interpretierte dies in seiner Weise. Es wurde zu Lasten der
Kunden und des Netzes gespart, um aus der Bahn einen internationalen
Logistikriesen zu schmieden. Die Nachwirkungen unterlassener oder zu
spät erfolgter Investitionen in den heimischen Zugverkehr spüren die
Fahrgäste noch immer. Die Politik wollte die Bahn sich selbst
überlassen. Das tat sie aber nur dort vereinzelt, zum Beispiel bei
den Ausgaben für das sanierungsbedürftige Netz. Ein instandgesetztes
Gleis bringt keine schönen Fernsehbilder wie die Einweihung einer
Neubaustrecke. Auch deshalb ist der Sanierungsbedarf heute riesig.
Künftig muss der Bund als Eigentümer klarstellen, was die Bahn
leisten soll, damit es eine Messlatte für deren Erfolg gibt. Und er
muss sich seiner finanziellen Verantwortung für das Netz stellen.
Perfekt wird die Bahn nie sein, aber besser kann sie werden. So
schlecht wie ihr Ruf ist die Bahn ohnehin nicht. Dagegen spricht der
Passagierrekord, der 2012 erreicht wurde.



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