(ots) - Die zu staatspolitischer Verantwortung neigende
SPD hat mit der Nominierung von Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten
der Demokratie einen Dienst erwiesen. Wer die steigende
Politikverdrossenheit beklagt und nichtssagende Phrasen der
Spitzenpolitiker kritisiert, muss den Klartext-Mann Steinbrück
schätzen. Nach vielen Jahren der gegenseitigen Demobilisierung könnte
der Bundestagswahlkampf 2013 tatsächlich wieder etwas mit Wahl und
Kampf zu tun haben. Was für politische Beobachter eine Wohltat, ist
für die SPD eine Zumutung. Peer Steinbrücks Direktheit, sein
schnoddriger Stil, seine pointenbesessene Sprache, passt so gar nicht
zur gremien- und theorielastigen Debattenpartei. Wie lange es die SPD
mit ihrem Kandidaten aushält, wird mitentscheidend für den Erfolg der
Sozialdemokratie sein. Steinbrücks Problem: Ihm fehlen Truppen.
Bündnisse und Achsen innerhalb der Partei schmiedete der Ex-Minister
nie. Er war sich oft auch selbst genug. Ein Häuflein Vertrauter und
befreundeter Experten begleitet ihn bis heute. Er braucht aber
mindestens die 500 000 SPD-Mitglieder, um gegen die omnipräsente
Kanzlerin zu mobilisieren. In den vergangenen drei Jahren trat
Steinbrück lieber auf Bankentagungen und Wirtschaftskonferenzen auf,
als bei einer SPD-Bezirkskonferenz. Das könnte sich noch rächen.
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