PresseKat - BERLINER MORGENPOST: Autofahrer zwischen Schlagloch und Schikane - Leitartikel

BERLINER MORGENPOST: Autofahrer zwischen Schlagloch und Schikane - Leitartikel

ID: 546562

(ots) - Der Autofahrer sollte in diesem Land eigentlich
König sein. Doch statt ihn zu schätzen, wird er geschröpft. Und nicht
nur das. Ihm wird der fahrbare Untersatz in seinen höchst
unterschiedlichen Qualitäten auch noch miesgemacht, weil er Abgase
produziert und ein "Umwelt-Killer" ist. Ungestört fahren darf er auch
immer seltener, weil auf den Straßen des Landes gebuddelt wird wie im
Sommer an den Stränden der Ostsee. Doch der Reihe nach. Jeder siebte
Arbeitsplatz in Deutschland steht direkt oder indirekt mit dem
Automobil in Verbindung. Wenn also der Autofahrer befolgen würde, was
die Umweltapostel von ihm fordern, ginge es dem Land ziemlich
schlecht. Aber dafür, dass er Konjunkturmotor ist, wird er nicht etwa
gelobt, sondern zur Kasse gebeten. Insgesamt 53 Milliarden Euro zahlt
er pro Jahr für Mineralöl-, Kraftfahrzeug- und Mehrwertsteuer, zudem
noch Lkw-Maut in die Kassen von Bund und Ländern. Etwa so viel wie
die Etats vom Bundesverteidigungs- und Bundesverkehrsministerium
zusammen. Allerdings dient nur ein Bruchteil davon dem Neubau, Ausbau
oder schlicht der Reparatur der Straßen. Da wundert es nicht, dass
sich die Staulänge hierzulande, so hat der ADAC errechnet, in diesem
Jahr auf 450000 Kilometer ausgedehnt hat. Unter den
Bundesländern übrigens hält Nordrhein-Westfalen den Stau-Rekord. Für
den staugeplagten Berliner Autofahrer allerdings ist das nur ein
schwacher Trost. Es ist ja gut, dass Berlins Schlaglochpisten endlich
saniert und einsturzgefährdete Brücken gerettet werden. Dass das
nicht störungsfrei möglich ist, leuchtet jedem Autofahrer ein. Aber
seit Jahren ist ihm unbegreiflich, dass offensichtlich jede Behörde
buddeln lässt, wo es ihr gerade einfällt. So werden selbst lächerlich
kleine Reparaturarbeiten zur Hauptverkehrszeit - wie kurz vor
Weihnachten am Potsdamer Platz - zu Staufallen, die mehr Schikane als




Sorge um den Zustand der Fahrbahn vermuten lassen. Weil auch noch
BVG, Vattenfall und Berlin Wasser jeder für sich im märkischen Sand
graben, gleicht Berlin zunehmend einer einzigen großen Buddelkiste.
Mal erlaubt der Bezirk, mal der Senat, wer wo zu Bagger und Schippe
greifen darf. Deshalb soll es sogar eine Koordinierungsstelle geben,
die alle Bauarbeiten abstimmt. Die steht offensichtlich nur auf dem
Papier. Anderenfalls würde es insbesondere in Mitte nicht regelmäßig
zum Verkehrskollaps kommen. Der neue Verkehrssenator Michael Müller
sollte eine seiner vordringlichsten Aufgaben deshalb darin sehen, ein
gesamtstädtisches Straßenbaumanagement zu erarbeiten. Ziel muss sein,
die Staus zu reduzieren und den Verkehrsfluss nicht noch durch
Minibaustellen allerorten zusätzlich zu bremsen. Mit keiner anderen
Maßnahme kann sich der neue Senator bei den Berlinern mehr
profilieren. Und noch eine dringliche Empfehlung: Angesichts der
bereits angekündigten Großbaustellen, im neuen Jahr wieder in Mitte
konzentriert, darf die Straße des 17. Juni nicht länger für jedes
zweit- und drittklassige Event gesperrt werden. Solche Genehmigungen
kann nur erteilen, wer Spaß am programmierten Verkehrschaos hat. Das
aber haben Berlins ohnehin gebeutelte Autofahrer wirklich nicht
verdient.



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Datum: 28.12.2011 - 20:50 Uhr
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