PresseKat - HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Körperscannern

HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Körperscannern

ID: 471480

(ots) - Ein Kommentar von Egbert Nießler

Sicherheit geht vor. Vor allem in der Luftfahrt muss sie oberste
Priorität haben. Ein Flugzeug auf Reiseflughöhe kann nicht einfach
rechts ranfahren und ein technisches Problem beheben - und das
Bordpersonal kann nicht mal eben die Polizei rufen, wenn sich
Kriminelle oder Terroristen an Bord zu schaffen machen sollten. Seit
in den 60er-Jahren Palästinenser Flugzeugentführungen zur
Durchsetzung ihrer politischen Ziele zur Methode erhoben haben und
beschleunigt durch die Anschläge vom ?11. September 2001 wird an
Kontrollmechanismen und Verfahren gearbeitet, die es Terroristen
unmöglich machen sollen, unschuldige Menschen für ihre Ziele zu
missbrauchen oder ?zu töten. Auf diese Anstrengungen ihrer Staaten
und der Fluggesellschaften haben alle Bürger ein Recht. Sie haben
allerdings auch Freiheitsrechte und einen Anspruch darauf, erklärt zu
bekommen, ob alle ergriffenen Maßnahmen auch wirklich notwendig und
zweckmäßig sind. Beim Körperscanner hat Innenminister Hans-Peter
Friedrich nun selbst die Notbremse gezogen. Zumindest vorläufig. Zu
viele Fehlalarme wurden ausgelöst. Statt einer Beschleunigung der
Abfertigung wurde das Gegenteil erreicht. Ins Spiel gebracht wurden
die Geräte nach dem versuchten Terroranschlag des 23-jährigen
Nigerianers Umar Farouk Abdulmutallab im Dezember 2009 kurz vor der
Landung in Detroit. Laut Angaben von Ermittlungsbehörden hatte er 80
Gramm des Sprengstoffs Nitropenta in seiner Unterhose eingenäht. So
hätte er aber weder das Flugzeug zum Absturz bringen können, noch
wäre die Substanz von einem ordnungsgemäß funktionierenden
Körperscanner entdeckt worden. Und offensichtlich lässt sich ein
geordneter Flugbetrieb momentan ohnehin ohne die teuren Durchleuchter
gewährleisten. Warum also weiter gutes Geld in diese Technologie




investieren? Zudem gilt auch in Sicherheitsfragen, dass eine Kette
nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Im Falle der Scanner
heißt das, dass jeder Mitgliedstaat in der EU selbst entscheiden
kann, ob er die Geräte an seinen Flughäfen einsetzt oder nicht. Falls
ja, ist die Liste der Auflagen lang: Die Gesundheit der Passagiere
darf nicht gefährdet werden, und ihre Privatsphäre muss gewahrt
bleiben. Röntgenstrahlung - wie sie bei den eingesetzten und
funktionierenden Geräten in den USA verwendet wird - scheidet damit
aus. Jeder Passagier erhält zudem das Recht, sich dem Gerät zu
verweigern, ohne deswegen gleich als Verdächtiger zu gelten. Ein
Flickenteppich von Geräten und Kontrollen schon im wohlhabenden
Europa bringt schwerlich ein Mehr an Sicherheit. Und es scheint auch
wenig Erfolg versprechend, auf jeden noch so abenteuerlichen und
meist unzulänglichen Versuch potenzieller Attentäter eine eigene
Sicherheitsantwort zu finden. Gänzlich unberührt von alldem bleibt
das Problem der Luftfracht. Etwa ein Drittel davon wird im Bauch von
Passagiermaschinen transportiert und bei Weitem nicht so aufmerksam
überprüft wie die Menschen, die über den Cargoräumen sitzen. Hier
hätten Sicherheitsexperten ein reiches Betätigungsfeld, ohne
Passagiere in den Abfertigungshallen beeinträchtigen zu müssen. Auch
Terroristen sind Menschen, und deshalb lässt sich das Problem besser
mit weniger Technik, dafür mit geschultem Personal eindämmen.
Wichtiger als alle Scanner oder Detektoren ist das
Sicherheitspersonal, das allerdings mehr können sollte, als
Bügelfalten zu befingern und Schuhabsätze abzuklopfen. Spezialisten
können Verdächtige an ihrem Verhalten erkennen und lassen sich
weniger überlisten als alle Geräte. Das vermittelt dem Laien
vielleicht weniger Sicherheitsgefühl als großer technischer Aufwand,
ist aber unter dem Strich effektiver. Und allein darum muss es gehen.



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Datum: 31.08.2011 - 18:32 Uhr
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