PresseKat - Nürnberg setzt künftig auf Recyclingbaustoffe im Straßenbau

Nürnberg setzt künftig auf Recyclingbaustoffe im Straßenbau

ID: 1520516

(ots) - Als Ergebnis eines erfolgreich verlaufenen
Pilotprojektes soll künftig der Einsatz von Recyclingbaustoffen für
den Straßenbau grundsätzlich möglich sein. In einem Interview
erläutert der Technische Werkleiter vMarco Daume die Entscheidung des
Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (SÖR).

Die Stadt Nürnberg hat in der Vergangenheit keinen
Recyclingbaustoff eingesetzt und in Ausschreibungen wurde dieser auch
explizit ausgeschlossen. Trotzdem führte der SÖR ein Pilotprojekt im
Nürnberger Hafen durch. Warum?

Marco Daume: Nun ist Nürnberg bekanntermaßen die zweitgrößte Stadt
in Bayern und hat im Hafenindustriegebiet schlagkräftige
Recyclingunternehmen, die auch ein wirtschaftliches Interesse haben,
ihre gewonnenen Rohstoffe wieder in Umlauf zu bringen. Hier wurde in
den vergangenen Jahren zusammen mit dem Baustoff Recycling Verband
Bayern umfangreiche Aufklärungs- und Lobbyarbeit durchgeführt. Um dem
durchaus richtigen Ansatz der Wiederaufbereitung und Wiederverwertung
von Baustoffen im Sinne der natürlichen Ressourcenschonung und der
Vorbildfunktion der öffentlichen Hand gerecht zu werden, haben wir
uns Anfang 2015 dazu entschlossen, mit einer Pilotmaßnahme eigene
Erfahrungen beim Einsatz von Recyclingbaustoffen im Straßenbau zu
machen.

Welche positiven Erfahrungen konnten gewonnen werden?

Marco Daume: Für den Einsatz von Recyclingmaterial im Bereich der
Frostschutzschicht kann positiv bilanziert werden, dass im Rahmen der
Auftragserfüllung alle Nachweise zur Eignung des RC-Materials
vorgelegt wurden; ebenso alle notwendigen Lieferscheine sowie Mess-
und Prüfprotokolle. Zudem entsprachen Einbaugeschwindigkeit und
Handling im Wesentlichen dem Einbau mit natürlichen Baustoffen. Auch
die Qualität des Straßenbauergebnisses kann als gleichwertig
bezeichnet werden. Auch nach zwei zurückliegenden Wintern sind




bislang - trotz stetiger Schwerverkehrsbelastung im Nürnberger
Hafengebiet - keine Fahrbahnschäden auf den Einsatz von
Recyclingbaustoffen zurückzuführen.

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten: Welche Probleme haben sich
bei der Baumaßnahme ergeben?

Marco Daume: Ja, es gab auch Probleme während der Ausführung.
Konkret handelte es sich hierbei um Verdichtungsprobleme beim
eingebauten Recyclingmaterial. Die geforderten Tragfähigkeitswerte
konnten in Teilabschnitten nicht erreicht werden.

In gemeinsamer Abstimmung zwischen Stadt und ausführender Firma
konnte anhand eines Probefeldes nachgewiesen werden, dass hier
zunächst ein falsches Verdichtungsverfahren angewandt wurde. Statt
mit einer Walzenverdichtung haben die Versuche gezeigt, dass die
geforderten Verdichtungswerte von 120 MN/m² auf der
Frostschutzschicht nur mit einer Plattenverdichtung erreichbar waren.
Nach entsprechender Verfahrensumstellung konnten dann alle
geforderten Verdichtungswerte erreicht werden.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für künftige Baumaßnahmen?

Marco Daume: Die zu erzielende Tragfähigkeit hängt entscheidend
vom Verdichtungsverfahren ab. Insofern ist in Abhängigkeit des
verwendeten Materials gleich zu Beginn der Maßnahme - am besten
anhand eines Probefeldes - zu klären, welches Verdichtungsverfahren
zur Anwendung kommen muss, damit die Vorgabewerte eingehalten werden
können. Wir vermuten, dass sich noch deutlich bessere Ergebnisse der
Tragfähigkeit mit der Verwendung von Recyclingschotter erzielen
lassen. Wir werden es ausprobieren.

Welche Voraussetzungen müssen denn erfüllt sein, damit
Recyclingbaustoffe bei künftigen Straßenbauprojekten in Nürnberg
eingesetzt werden dürfen?

Marco Daume: Für uns ist der Einsatz von RC-Baustoffen als
Standardbauweise - neben den natürlichen Baustoffen - im Straßenbau
gut vorstellbar. Wir bleiben am Ball und haben daher für unsere
Mitarbeiter/Innen aktuell einen eigenen Handlungsleitfaden zur
sicheren Prüfungsanwendung erarbeitet. Liegen danach die
Voraussetzungen des Einsatzes von Recyclingbaustoffen vor, werden wir
deren Einsatz bei investiven Straßenbaumaßnahmen durch neutrale
Ausschreibungsvorgaben entsprechend zulassen. Dann ist es letztlich
dem Bietermarkt überlassen, ob RC-Baustoffe als wirtschaftlichste
Angebote zur Anwendung kommen werden.

Wie ist ihre Prognose? Wie hoch ist der Anteil von
Recyclingbaustoffen im Vergleich zu Naturbaustoffen in 10 Jahren?

Marco Daume: Prognosen sind hierbei sicher schwierig. Ich wünsche
mir, dass der Anteil der gut verwertbaren Recyclingbaustoffe in den
nächsten Jahren stetig steigt und somit ein nachhaltiger
Verwertungskreislauf entsteht. Es würde noch mehr Akzeptanz und mehr
Handlungssicherheit schaffen, wenn die Mantelverordnung, die unter
anderem die rechtmäßige Anwendung von RC-Baustoffen unter
ganzheitlicher Berücksichtigung des Wasser-, Boden- und
Umweltschutzes sowie Abfallrechtes regelt, endgültig verabschiedet
wird.

Wir in Nürnberg werden unseren Beitrag dazu leisten, dass der
Anteil an Recyclingbaustoffen weiter steigt. Nur so lassen sich die
knappen und wertvollen natürlichen Ressourcen schonen. Dies sind wir
unseren Kindern und nachfolgenden Generationen schuldig.



Pressekontakt:
Jörg Lacher
bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.
fon: +49 (0)228 988 49-27
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Datum: 15.08.2017 - 12:17 Uhr
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