PresseKat - Von der Plattensammlung zur digitalen Bibliothek

Von der Plattensammlung zur digitalen Bibliothek

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(firmenpresse) - Berlin/Lindau - Die 16. Popkomm versucht an ihrem neuen Standort Berlin Auswege für die desolate Lage der Musikbranche aufzuzeigen. "Nachdem bei der Popkomm vor einem Jahr in Köln Besucherzahlen und Aussteller deutlich zurückgegangen waren, ist die Zeit für eine ehrliche Positionsbestimmung gekommen. So hat man zu lange mit untauglichen Mitteln versucht, den rückläufigen Absatz der teuren CDs aufzuhalten. Allein mit Kopierschutz-Techniken ist gegen Raubkopien kein Kraut gewachsen. Das Kopieren von Musik zum privaten Gebrauch ist doch kein neues Phänomen. Nur die Technik hat sich vom klassischen Tonbandgerät über Kassettenrecorder und die Minidisk zum CD-Recorder weiterentwickelt", so Michael Sander, Geschäftsführer der TCP Terra Consulting Partners GmbH http://www.terraconsult.de in Lindau. Die betroffenen Unternehmen sollten sich endlich damit auseinandersetzen, ob die CD als Hauptumsatzträger noch eine Zukunft habe und wie alternative Geschäftsmodelle aussehen könnten.

So ganz unversehens sei das Internet und der Musikdownload als Alternative zur CD nicht aufgetaucht. Nach der Beschreibung des ehemaligen Universal-Managers Tim Renner in seinem gerade vorgestellten Buch "Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm" wurden die Führungskräfte von Polygram schon 1994 vom amerikanischen Wissenschaftler Nicholas Negroponte davor gewarnt, dass das Internet das CD-Geschäft ablösen werde. "Zwar gibt sich die Musikbranche sehr gerne innovativ und aufgeschlossen, ist aber bei ihrem eigenen Geschäft wenig visionär. Man beschränkte sich darauf, Raubkopien und Musik-Downloads durch technische Massnahmen und juristische Schritte aufzuhalten. Viel zu spät hatte sich die deutsche Musikindustrie im Sommer 2003 entschlossen, die eigene Downloadplattform Phonoline im Internet zu starten. Doch ein gutes Jahr später gibt die Industrie die Plattform wieder auf, sie soll nun von T-Online weiter entwickelt werden. Praktisch aus dem Nichts hingegen hatte Apple die Downloadplattform iTunes eingeführt, um ein breites Musikangebot für seine MP3-Player iPod zur Verfügung zu stellen", so Sander. Renner gehe in seinen Ausführungen aber noch viel weiter: das gesamte Thema des Kopierschutzes und des Managements Digitaler Rechte (DRM) biete für die Musikbranche keinen Schutz - ihre gesamte Position im Markt sei gefährdet.





Auch das Beratungshaus Terra Consulting gehe von einer gravierenden Veränderung des Hör- und Konsumverhaltens der Verbraucher aus. "Schon in den 60er Jahren bei der breiten Einführung der Langspielplatte trat eine ganz neue Entwicklung auf. Statt Singles mit zwei Titeln, einer davon als Hit und der andere als B-Titel deklariert, entwickelten sich thematisch geschlossene Konzept-Alben, die teilweise gar nicht mehr auf die Charts für einzelne Titel ausgerichtet waren. Viele der Alben enthalten mehrere chartträchtige Hits und ansonsten Fülltitel. Mit der freien Zirkulation einzelner MP3-Dateien entwickelt sich nun der Konsum wieder weg vom 40 bis 60 Minuten dauernden Konzept-Album. In einigen Fällen erzielen bereits Klingeltöne mit Auszügen aus einzelnen Titeln einen höheren Profit als der Verkauf des gesamten Titels," sagt Sander.

Auch die Steigerung der Wiedergabequalität, wie mit der Super-Audio-CD (SACD) und der DVD-Audio angestrebt, werde nach Ansicht von Sander nur eine Nischenrolle spielen. Die Reduktion der Qualität, wie sie MP3 realisiere, sei längst von der Masse der Konsumenten akzeptiert worden: "Die Branche darf nicht übersehen, dass sich das Konsumverhalten ändert und dabei in Wechselwirkung mit der Technik steht. Wer zu Hause konzentriert ein klassisches Konzert in naturgetreuer Wiedergabe hören will, wird natürlich zu hochauflösenden Speichermedien greifen. Aber für das Hören von Musik im Hintergrund oder zum Quasi-Löschen der Umweltgeräusche - wie etwa beim Bahnfahren oder Sport treiben - sind datenreduzierte Formate wie MP3 bestens geeignet," betont Sander.

Die Musikbranche stehe also vor einer revolutionären Umwälzung. "Rund 20 Jahre lang wurden hitträchtige Titel über Musikvideos promotet und dann die CDs palettenweise in die Plattenläden gekarrt - damit die ‚Verkaufszahlen’ eine Top-Position in den Charts garantieren. Wird aber Musik direkt als Datei ins Internet gestellt, werden sich andere Erfolgsparameter finden. Über das Internet als digitale Bibliothek wird jede Musikrichtung, jeder Interpret und jeder Titel gleichermassen verfügbar sein, was bedeutet, dass auch die klassischen Zeitphasen des Lebenszyklus eines Titels oder eines gesamten Albums in Frage gestellt werden. Musik als Konsumgut wird noch stärker als bisher der kurzfristigen und spontanen Akzeptanz der Konsumenten unterworfen sein. Ob die Ära der Megastars, die gegen millionenschwere Verträge auf Jahre im voraus für neue Alben verpflichtet werden, noch lange anhalten wird, kann durchaus bezweifelt werden. Webradios und drahtlose Internetzugänge machen die Musik universell und überall verfügbar. Die Branche muss neue Mechanismen für Promotion und Cross-Selling finden", so die Empfehlung von Sander.


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Datum: 28.09.2004 - 11:37 Uhr
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