(ots) - Nein, niemand ist gezwungen, Conchita Wurst und ihr
Lied wunderbar zu finden. Auch besteht nicht die allergeringste
Verpflichtung, Travestie als positive Lebensweise zu propagieren.
Aber wenn es zutrifft - und sehr viel spricht dafür -, dass der
Eurovision Song Contest (ESC) in vielerlei Hinsicht ein Abbild der
Bühne ist, die Leben heißt, dann lautet das Fazit für diesen
speziellen ESC 2014: ja, sehr aufschlussreich. Mit Inhalt - was nur
wenige Shows von sich behaupten können. Sagen wir: ten points, zehn
Punkte. Zur Welturabstimmung über Putin und seine faschistoiden
Ansätze muss man diesen ESC nicht hochstilisieren; aber er setzte
jedenfalls ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, Menschen zu
respektieren und ihnen Anerkennung zu geben, auch wenn man sie
kritisch sieht. Zu einem solchen Zeichen konnte sich - zum Vergleich
- die große wunderbare Gemeinschaft der Sportfunktionäre bei den
schwulenfeindlichen Olympischen Spielen in Sotschi nicht aufraffen.
Conchita Wurst, in Wahrheit Tom Neuwirth, und das Lied - über
musikalische und optische Ästhetik lässt sich streiten. Der Bart im
Gesicht dieser Dragqueen ist immerhin noch akzeptabler als vieles,
was an Tattoos, Nasenringen und Piercings derzeit in TV und
allgemeiner Öffentlichkeit zu besichtigen ist. Beim ESC 2006 siegten
Finnen, die aussahen wie leprakranke Zombies. Neuwirths Musik: Na ja,
aber warum nicht. Vertragen sich Show und Politik? Erinnert sei an
Deutschlands Beiträge "Wadde hadde dudde da" (Stefan Raab) und
"Guildo hat euch lieb" (Guildo Horn): umjubelt, lustig, sinnfrei.
Legitim. Ein bisschen Botschaft darf aber gerne sein. Und wenn dann
2014 eine(r) daherkommt, zumal noch für das eher nicht für
überschäumende Toleranz bekannte Österreich, und hat offenbar ein
ernsthaftes Anliegen, dann ist das gut so.
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