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Verleger fragen, DJV antwortet

ID: 996683

(PresseBox) - In manchen Zeitungsredaktionen kursiert zurzeit eine Liste mit Fragen und Antworten, die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zu den laufenden Tarifverhandlungen für die Zeitungsjournalisten zusammengestellt hat. Die Antworten sind wenig spektakulär und geben - wie könnte es anders sein - den Standpunkt der Zeitungsverleger wieder. Der DJV kommt zu ganz anderen Antworten auf die Fragen des BDZV:
1. Der Wirtschaft in Deutschland geht es gut, wieso profitieren die Zeitungen nicht davon?
Antwort: Von Ausnahmen abgesehen, verdienen die Zeitungsverlage nach wie vor gutes Geld, auch wenn die Renditen nicht mehr die alten Traumwerte erreichen. Rückgänge im Anzeigen- und Vertriebsgeschäft haben viele Verlage durch Rationalisierungen und Einsparungen, vor allem beim Personal, wettgemacht.
2. Der BDZV sagt, dass es der Zeitungsbranche grundsätzlich gut geht; wieso sollten wir Journalisten dann auf einen merklichen Gehaltszuwachs verzichten?
Antwort: Dafür gibt es absolut keinen Grund. Nach einem Jahrzehnt mit Tarifabschlüssen unter der Teuerungsrate muss jetzt ein Einkommenszuwachs her.
3. Die Zeitungsverlage erwirtschaften immer noch eine oft zweistellige Rendite, über die sich andere Branchen freuen würden. Wieso kommt bei denen, die für die Qualität der Zeitung sorgen, nichts davon an?
Antwort: Die Verlagsmanager sind überwiegend Controller und akzeptieren die besondere Rolle der Redakteurinnen und Redakteure nicht mehr. Die Verleger wussten, dass die Qualität der Zeitung entscheidend ist und diese in den Redaktionen entsteht.
4. Wir haben bereits in den letzen Jahren nur Brosamen und nicht einmal den Inflationsausgleich erhalten!
Antwort: Stimmt. Der Erkenntnis muss jetzt auch die Bereitschaft folgen, das auszugleichen.
5. Die Verleger haben es versäumt, in den letzten zehn Jahren funktionierende Geschäftsmodelle aufzubauen. Wieso sollen nun wir Redakteure unter diesem Versagen leiden?




Antwort: Jetzt rächt sich, dass es vielen Verlagen an Verlegern fehlt. Weil aber die alten Renditen erzielt werden sollen, regiert auf Kosten der Mitarbeiter der Sparwahn.
6. Wieso brauchen wir überhaupt einen neuen Tarifvertrag?
Antwort: Weil nur Tarifverträge gerechte und bundesweit gleiche Arbeitsbedingungen schaffen. Nur dort, wo Verlage tarifflüchtig geworden sind, mussten die Gewerkschaften Haustarife abschließen.
7. Wieso wollen die Verleger einen lang laufenden Tarifabschluss?
Antwort: Wegen der Planungssicherheit und weil sie wenig Lust verspüren, schon nach einem oder anderthalb Jahren wieder Tarifverhandlungen führen zu müssen.
8. Wenn der BDZV seine tarifpolitischen Ziele verwirklicht, müssen Redakteure im Lauf ihrer Kariere auf xx Prozent ihres Einkommens verzichten.
Antwort: Auf wie viel Prozent ihres Einkommens Redakteure verzichten müssten, wenn sich der BDZV durchsetzen würde, wissen wir noch nicht. Denn die Verlagsvertreter sagen noch nicht, welches Sparziel sie wirklich haben. Bezeichnend, dass der BDZV in der Frage eine zweistellige Prozentzahl vorgibt.
9. Was wollen die Verleger tun, um junge Talente für den Journalistenberuf zu gewinnen bei diesen lausigen Einstandsgehältern?
Antwort: Die Losung lautet offenbar: Länger ausbilden, um länger billige Arbeitskraft zu nutzen. Das wird nicht funktionieren, wenn junge Talente die Wahl haben.
10. Wer soll sich noch für den Journalistenberuf interessieren, wenn es nichts mehr zu verdienen gibt und andere Branchen uns beim Gehalt weit überholen?
Antwort: Zu befürchten ist, dass sich immer weniger Hochqualifizierte für den Journalismus entscheiden.
11. Welche Sicherheiten gibt der BDZV, dass OT-Verlage bei einem "maßvollen" Tarifabschluss in den Tarif zurückkehren bzw. zu einer Beschäftigungssicherung bereit sind?
Antwort: Bisher keine einzige. Solange der BDZV das Tor der Mitgliedschaft ohne Tarifbindung nicht zustößt, hält die Tarifflucht an.
12. Der BDZV fordert eine regionale Anpassung des Tarifvertrags. Wie soll das genau aussehen?
Antwort: Wenn es nach den Verlegern geht, müssen Journalisten in Regionen mit niedriger Kaufkraft Abschläge hinnehmen. Mit dem Gleichheitsgrundsatz von Flächentarifverträgen und mit dem Geschäftserfolg der Verlage hat das nichts zu tun.
13. Der BDZV schlägt statt der Berufsjahrsstaffel eine Entlohnung mit erfolgsabhängigen Komponenten vor. Wie soll das genau aussehen?
Antwort: Wahrscheinlich soll die Nasenprämie offizielles Kriterium werden. Wer stromlinienförmig ist, kommt besser weg. Profil ist unbequem.
14. Der BDZV schlägt statt der Berufsjahrsstaffel einen Anspruch auf Weiterbildung vor. Welche Sicherheiten gibt der BDZV, dass Weiterbildungsangebote wirklich gemacht werden?
Antwort: An Weiterbildungsangeboten besteht kein Mangel. Wichtig ist, dass Zeitungsjournalisten überhaupt die Zeit finden, an Seminaren teilzunehmen.
15. Redakteure absolvieren weit mehr als einen 8-Stunden-Tag. Wieso wollen die Verleger uns die zur Erholung dringend nötigen zusätzlichen Urlaubstage streichen?
Antwort: Weil ihnen jede Möglichkeit zum Sparen recht ist und auch billige Argumente herhalten müssen. Wahr ist, dass immer weniger Köpfe immer mehr leisten müssen und der Urlaub notwendiger ist denn je.
16. Redakteure leiden unter einer immer höheren Arbeitsverdichtung. Das muss kompensiert werden.
Antwort: Richtig, lieber BDZV. Deshalb Hände weg vom Urlaub und eine deutliche Anhebung der Gehälter und Honorare! Am 18. Dezember wird darüber verhandelt, bei der fünften Tarifrunde in Berlin.

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Datum: 16.12.2013 - 11:02 Uhr
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