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Tarifrunde Tageszeitungen: Was wir wollen

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(PresseBox) - Nur noch zwei Tage bis zum Beginn der Tarifverhandlungen für die rund 14.000 Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen. Am 19. Juli treffen die Kolleginnen und Kollegen der DJV-Verhandlungskommission zum ersten Mal gemeinsam mit der dju auf die Vertreter des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Wir werden den Verlegern unsere Forderungen präsentieren und hoffen darauf, dass wir im Gegenzug erfahren, wie sich der BDZV neue Tarifverträge vorstellt. Alle, die sich schon länger in der Tarifpolitik auskennen, wissen, dass das in der ersten Tarifrunde nicht selbstverständlich ist. In der Vergangenheit wurde gern und lange darüber lamentiert, wie schlecht es der Branche geht und wie überzogen die Gewerkschaftsforderungen doch sind. Rituale, die nichts nützen und nur unnötig viel Zeit kosten. Ich wünsche unseren Verhandlern, dass ihnen dieses Verlegerlamento am Freitag erspart bleibt. Denn wir haben konkrete Forderungen für die anstehende Tarifrunde.
Die Tarifabschlüsse der letzten Jahre waren von Verantwortungsbewusstsein und Zurückhaltung geprägt. Verantwortungsbewusst sind wir auch weiterhin, aber zur Zurückhaltung besteht kein Grund mehr. Die Zeitungsverleger argumentieren mit sinkenden Werbe- und Vertriebseinnahmen. Was sie jedoch verschweigen, sind die Renditen, die ihre Häuser verzeichnen. Nach unseren Informationen liegen sie immer noch überwiegend im zweistelligen Bereich.
Denn die sinkenden Einnahmen aus Werbung und Vertrieb sind vielerorts durch strukturelle Maßnahmen kompensiert worden. Als Beispiele nenne ich die Einführung von Newsdesks, die Einsparung von Redakteursstellen, vor allem aber den Umbau der Verlage zu Medienhäusern. Die Zeitung ist nicht mehr der einzige Erwerbszweig der Verlage, aber nach wie vor der wichtigste.
Für die Journalistinnen und Journalisten ist es nicht mehr hinnehmbar, Gehalts- und Honorarsteigerungen unterhalb der Inflationsrate zu bekommen.
Journalismus ist kein Abfallprodukt, sondern die tragende Säule der Verlage.




Deshalb fordern wir für die Tarifverhandlungen sechs Prozent mehr Gehalt bzw. Honorar. Die Einkommenssituation der Kolleginnen und Kollegen muss sich endlich spürbar verbessern. Das ist ein fairer Ausgleich für immer mehr Arbeit, für eine weiter fortschreitende Arbeitsverdichtung.
Wir wünschen uns von den Verlegern, dass sie in den Verhandlungen gemeinsam mit uns zuerst die Gehaltsforderungen diskutieren. Dann wäre danach der Weg frei, konstruktiv über den notwendigen Umbau der Tarifverträge zu verhandeln. Denn sie spiegeln nicht mehr die Arbeitswirklichkeit im Journalismus wider. Und sie grenzen eine immer wichtiger werdende Gruppe von Journalisten komplett aus: die Onliner. Sie arbeiten entweder freiberuflich oder als Angestellte einer Verlagstochter, in der die Tarifwerke nicht gelten.
Die Folge: Sie haben weniger Einkommen und weniger Urlaub als ihre Kollegen aus der Print-Redaktion. Machen sie schlechteren Journalismus? Keinesfalls.
Deshalb ist es nur gerecht, sie in die Tarifverträge zu integrieren. Und es ist das richtige Zeichen für die Bedeutung, die der Onlinejournalismus inzwischen hat - auch oder gerade für die Zeitungsverlage.
Eine weitere Gruppe von Journalisten, die für die Verlage immer wichtiger wird, sind die Freien. Wo Redakteursstellen nicht wieder besetzt werden, wo Arbeitsspitzen ausgeglichen werden müssen, springen die festen Freien ein.
Ohne sie könnte heute keine Zeitung mehr pünktlich und im gewohnten Umfang erscheinen. Deshalb gehört ihr so genannter 12a-Tarifvertrag auf den Verhandlungstisch. Und deshalb haben sie ein Anrecht auf die Anhebung ihrer Honorare bzw. Pauschalen um ebenfalls sechs Prozent.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Nicht zuletzt deshalb, weil in den zurückliegenden Tarifverhandlungen unrealistische Maximalforderungen der Verleger im Mittelpunkt standen, die am Ende von uns abgewehrt worden sind. Der Modernisierung der Tarifverträge sind wir so nicht näher gekommen. Ich hoffe, dass das diesmal gelingt. Die Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen, der Journalistenberuf insgesamt und das Medium Zeitung sind zu wichtig, um überholte Rituale zu beleben. Realismus statt Wunschkonzert -
das wünsche ich uns allen für die Tarifverhandlungen.

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Datum: 17.07.2013 - 12:21 Uhr
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