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Bonn – Der Schweizer Wirtschaftsexperte Fredmund Malik, den man mitnichten als Kapitalismushasser bezeichnen kann, sieht das ähnlich. Selten zuvor werde nach Meinung von Malik so viel Falsches für das Nonplusultra modernen Managements angesehen, über die Medien verbreitet, durch Consultants empfohlen und durch zahllose MBA-Studiengänge rund um den Globus verbreitet. Unternehmen dürften nicht zum Objekt von Partikularinteressen und wechselnden Machtverhältnissen von Interessengruppen werden. Unternehmensführung dürfe nicht zu rein finanzwirtschaftlicher Führung degenerieren. Erfahrung und Urteilskraft könne man nicht durch finanztechnische Kennziffern ersetzen. Gewinn könne man nicht mit wirtschaftlich-unternehmerischer Leistung verwechseln.

(firmenpresse) - „Die Wirtschaft muss den Deal-Makern und Spekulanten entzogen werden, denn sonst kollabiert das gesamte System in einem Sumpf aus Fälschungen, Korruption und Wirtschaftskriminalität“, so Malik. Kein echter Liberaler habe jemals Individualismus und Egoismus verwechselt. Der „Verhaltenskrüppel der Wirtschaftswissenschaften“, der Homo oeconomicus, sei erst lange nach Adam Smith geboren worden. Ähnlich sieht es der IBM-Cheftechnologe Gunter Dueck http://www.omnisophie.com: „Wir sind kein Homo oeconomicus. Wir sind eher eine große Masse von leicht erregbaren Individuen, die wie Lemminge hin und her rasen, je nachdem, wohin der Trend zeigt. Wir finden vor allem das rational, was die anderen tun“, schreibt Dueck in seinem Buch „Abschied vom Homo oeconomicus – Warum für eine neue ökonomische Vernunft brauchen“ (Eichborn Verlag).

Die Führungskräfte von morgen müssten anders agieren. Man brauche Manager, die emotional intelligent sind und Teams begeistern können, anstatt sie auszupeitschen. Produktion nur auf Effizienz zu trimmen, reiche nicht aus. Die Welt der Fließbänder verschwinde mit den Fließbändern zusammen. „Die wirtschaftlich führenden Länder werden Dienstleistungen erbringen, die mehr auf Design, komplexe Lösungen, Schlüsselfertigkeit, Kunstform, Produktästhetik, Kundenservice gerichtet sind. Das Geld wird mit anderen Denkweisen, anderen Methoden und Sichtweisen oder Wahrheiten verdient werden“, prognostiziert Dueck.

Die Veränderungen seien so gravierend, dass für die Manager der alten Welt kein Platz mehr sei. „Die heutigen Manager haben die Ökonomie in eine entsetzliche Übertreibung des kurzfristigen Profits hineingetrieben. Diese Blas platze jetzt: „Wir sehen, dass alle Finanztricks ausgenutzt wurden, aber das Langfristige blieb liegen. Es fehlen heute Schiffe, Ölexplorationen, Raffinerien – die Infrastruktur ist alt, die Autobahnbrücken brechen bald. Die Manager werden nun in der Umkehr ganz anders beschimpft, eben als Erbsenzähler, Karrierist, Heuschrecke und wieder als Ausbeuter wie einst“, stellt der IBM-Querdenker fest.




Die herrschende liberale Lehrmeinung richtet ihre Giftpfeile stets gegen den Staat und warnt zurecht vor den Gefahren des Kollektivismus. Kollektivistische Tendenzen gibt es aber auch in der Wirtschaft. Freiheit entsteht nicht alleine durch Privatisierung in einem machtfreien Raum, sondern nur dort, wo sich Macht und Gegenmacht die Waage halten. Staatliche und private Großorganisationen befördern gleichermaßen die Aushebelung persönlicher Freiheitsrechte. Wilhelm Röpke, ein enger Weggefährte des früheren Wirtschaftsministers Ludwig Erhard, zählt zu den wenigen ordoliberalen Denkern, die vor den Gefahren der Machtkonzentration in Staat und Wirtschaft gewarnt hat. „Intrigen, Strebertum, Angeberei, Missgunst, Schweifwedeln, Neid, Eifersucht und alle anderen Kontaktgifte werden, wie tausendfache Erfahrung beweist, zu Plagen, die sich in allen Organisationen und Großbetrieben ansiedeln. Neurotiker können jetzt das Leben von Hunderten, ja von Tausenden zur Hölle machen, und zu allem Unglück ist die Chance, dass just Neurotiker mit ihrem Geltungsdrang und ihrer Geschäftigkeit nach oben gelangen und Herrschaftsstellungen erlangen, überdurchschnittlich groß“.
Der übelgelaunte Finanzbeamte könne sich gehen lassen, seinen Untergebenen wie den ihm ausgelieferten Steuerzahlern gegenüber; der seelisch unausgeglichene Abteilungschef könne zum scheu umschlichenen Betriebstyrannen werden, aber der überreizte von Sorgen geplagte Gemüsehändler müsse sich zusammennehmen, ohne dass er sich deswegen als Sklaven seiner Kunden zu fühlen Veranlassung fände. Röpke klingt sehr modern. Seine Warnungen vor einer Deformation der Marktwirtschaft schrieb er allerdings schon vor über vier Jahrzehnten in seinem Werk „Jenseits von Angebot und Nachfrage“.
Linke wie rechte Politiker sollten mehr Röpke lesen und seinen Empfehlungen folgen: „Je geringer die Zahl der Selbständigen und je typischer für unsere Zeit der Großbetrieb und die Massenorganisation wird, um so mehr büßt die Marktwirtschaft ihre Vorteile gegenüber dem Kollektivismus ein, um so bedenklicher wird in ihr das Geflecht der menschlichen Beziehungen, und zwar durch die Konzentration, die sich innerhalb der Marktwirtschaft vollzieht“, so Röpke. Echte Demokratie und Marktwirtschaft sind nur schwer zu realisieren, wenn der Prozess der Verringerung der Selbständigen nicht mit allen Kräften gebremst und sogar rückgängig gemacht werden kann. „In geduldiger Kleinarbeit wäre zu prüfen, wie nicht zuletzt durch den Staat selber, durch sein Recht, durch sein Steuersystem und durch seine Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Gewichte fortgesetzt und unbedacht zugunsten der Konzentration verschoben werden und dem Klein- und Mittelbetrieb und allen anderen, die auf eigenen Füßen stehen wollen, das Leben in einer Weise sauer gemacht wird, die nichts mit den so oft überschätzten technischen und organisatorischen Vorteilen des Großbetriebs zu tun hat“, führt Röpke aus.
Konzentration und Kollektivismus gehören auf innigste zusammen. Sie unterminieren die Ideale der Freiheit und der Menschenwürde, sie führen zur Dehumanisierung, zur Vermassung und Entpersönlichung. In der Kapitalismus-Diskussion sollten Sozialdemokraten ihre Kritik präzisieren und das liberal-konservative Lager ihre Klientelpolitik aufgeben. In beiden Lagern ist der Mittelbau unserer Gesellschaft schlecht aufgehoben. Wer als Existenzgründer mit 10.000 Euro von Oma, Tante oder Sparkasse einen Laden oder ein Büro aufmacht, wird selten froh. Bereits ab 17.500 Euro Umsatz fällt zwangsweise Umsatzsteuer mit umfangreichen Berichts- und Voranmeldepflichten an. Bei monatlich je 300 Euro Kosten und Pflichtversicherungen bleibt dem Gründer bei 50 Wochenarbeitsstunden gerade noch ein Stundenlohn von 4,29 Euro. Ohne Urlaub. Davon kann er weder leben noch etwas investieren. Dennoch sind schon über den Grundfreibetrag von 7.664 Euro Gewinn Einkommenssteuern fällig. Stellt er eine erste Pauschalkraft ein, dann erheben neben Kammern und Sozialversicherungen auch die Berufsgenossenschaften ihre Zwangsbeiträge, und die Kreditgeber verlangen Sondertilgungen.
Finanzexperten in Deutschland kritisierten frühzeitig das undurchsichtige Geschäftsgebaren der zumeist angelsächsischen Finanzinvestoren. Nach Ansicht des Ex-Deutsche-Börse-Chefs Werner Seifert sollte der Staat gesetzliche Maßnahmen ergreifen. Der Markt nähre schwarze Schafe, die gerne von Steuerparadiesen in der Karibik aus operieren. Finanzinvestoren müssten beispielsweise auf den Cayman Islands für eine Registrierung weniger Formulare ausfüllen als bei der Führerscheinprüfung in Deutschland. Investoren wie Carl Icahn oder Private-Equity-Spezialisten wie Kohlberg Kravis Roberts würden sich auf Übernahmekandidaten mit gesundem Cash Flow konzentrieren. Den Kauf selbst finanzierten sie durch Kredite. Mit den Mitteln aus dem Cash Flow tilgten die Raider ihre Schulden. Institutionelle Investoren und Hedge Fonds schlüpften in Deutschland in die Rolle, die ehedem den Großaktionären vorbehalten war. „Sie tun so, als wären sie langfristig denkende Mehrheitseigentümer, aber in den meisten Fällen verschwinden sie genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind – allerdings erst, nachdem sie das Management ausgetauscht und umfangreiche Ausschüttungen an die Aktionäre, also sich selbst, durchgesetzt haben“, so Seifert. Für alle Akteure auf den Kapitalmärkten der OECD sollten Offenlegungspflichten gelten. "Es darf nicht sein, dass Fonds, die auf den Cayman-Inseln registriert sind und so gut wie keine Informationen über ihre Eigentümer oder ihre Geschäftspraktiken herausrücken, zentralen Einfluss darauf nehmen können, wie große und größte Unternehmungen in Deutschland und in anderen Industriestaaten geführt werden", kritisiert Seifert. Das Mindeste, was man von diesen Anteileignern verlangen müsse, sei die Offenlegung ihrer Beteiligungen.
Heutzutage seien Shareholder keine Aktionäre mehr im Sinne des unternehmerischen Eigentümers. „Sie kaufen Aktien nicht als Anleger, um sie wegen des Unternehmens und seiner Leistungsfähigkeit zu halten. An den Unternehmen selbst ist diese Art von Aktionär im Grunde nicht interessiert, sondern an der schnellen Perfomance für die Funds-Manager und die Zertifikat-Besitzer“, bemängelt Malik. Die 100 größten Money Manager Amerikas verwalten fast 60 Prozent der US-Aktien und da gehe es in erster Linie um die Turnover-Rate, also um Aktienumschichtungen und weniger um unternehmerische Belange, sonst würden diese Manager die Papier länger halten. Malik plädiert daher für eine Neuregelung des Aktienrechtes. „Wer an der Bestellung des Aufsichtsrates und über diesen Weg an der Corporate Governance mitwirkt, soll eine Haltefrist beachten müssen. Wer das nicht tut, darf in der Hauptversammlung kein Stimmrecht haben“, fordert Malik. Noch 1950 waren nach seinen Erkenntnissen rund 90 Prozent aller amerikanischen Aktien in den Händen der privaten Haushalte. Heute seien es noch knapp über 30 Prozent. „Hingegen halten die institutionellen Investoren heute fast 70 Prozent der Aktien, während sie 1950 lediglich 9 Prozent besaßen“, so Malik. Nachzulesen im Magazin NeueNachricht http://www.ne-na.de. Für Rückfragen: Gunnar Sohn; E-Mail: medienbuero(at)sohn.de. Eine Meldung vom medienbüro.sohn. Für den Inhalt ist das medienbüro.sohn verantwortlich.

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Datum: 23.10.2008 - 14:52 Uhr
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Freigabedatum: 23.10.2008

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