(ots) - Es ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den
Missbrauch, aber nicht mehr. Am Mittwoch legte der Runde Tisch
sexueller Kindesmissbrauch seinen Abschlussbericht vor. Und in der
Tat, das Gremium rund um die Ministerinnen Kristina Köhler, Annette
Schavan und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat einiges erreicht:
Die zivilrechtlichen Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch
steigen auf 30 Jahre, ein mit 100 Millionen Euro ausgestattetes
Hilfesystem für die Missbrauchsopfer soll geschaffen werden,
Leitlinien für den Umgang mit Missbrauch in Institutionen wurden
verabschiedet. Auf dem Papier klingt das alles sehr erfolgreich, was
die drei am Runden Tisch beteiligten Ministerinnen da am Mittwoch
vorgelegt haben. Doch es bleibt die Frage, ob die Empfehlungen des
Runden Tisches auch tatsächlich in der Praxis umgesetzt werden. Und
es scheint, als wartet genau an dieser Stelle noch viel Arbeit auf
die Politik: Das zeigt schon das Schicksal des Kinderschutzgesetzes,
das bekanntlich in der vergangenen Woche im Bundesrat durchfiel -
obwohl es aus Sicht von Ministerin Kristina Schröder wesentliche
Inhalte des Runden Tischs enthielt: Es hätte unter anderem geregelt,
dass Einrichtungen nur dann öffentliche Fördergelder erhalten können,
wenn sie ein verbindliches Kinderschutzkonzept, einen Managementplan
bei Verdachtsfällen und Fortbildungen für Mitarbeiter festschreiben.
Und da hat die Ministerin recht: All das wären wichtige
Vorbeugemaßnahmen gewesen, die nun zumindest vorerst nicht
beschlossen worden sind. Zumal auch an anderen Stellen noch Sand im
Präventionsgetriebe steckt: Auch zwei Jahre, nachdem mit den Fällen
am Berliner Canisius-Kolleg der Missbrauchsskandal ins Rollen kam,
fehlt es noch an Therapieangeboten für Betroffene. Das zeigt, dass
der Abschlussbericht des Runden Tisches eben kein Abschluss sein
kann. Am Thema "Sexueller Missbrauch" muss weitergearbeitet werden.
Es darf mit dem Ende des "Runden Tisches" nicht wieder aus der
Öffentlichkeit verschwinden. Denn sobald das Weggucken wieder
beginnt, haben die Missbrauchstäter wieder freie Bahn.
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