PresseKat - Tibet, Strategeme und die Supraplanung der kommunistischen Partei in China

Tibet, Strategeme und die Supraplanung der kommunistischen Partei in China

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Professor von Senger: Europa sollte dem Rat Jesu folgen „Seid klug wie die Schlangen und sanft wie die Tauben“

(firmenpresse) - Freiburg/Berlin/Bonn - Nach Analysen des Schweizer Sinologen Professor Harro von Senger http://www.36strategeme.ch sind die Reaktionen des Westens auf die Tibet-Krise von Naivität und Unwissen geprägt. „Aus Pekinger Sicht blickt wegen der Menschenrechte oder der Tibet-Frage nicht ‚die Welt’, sondern nur ein recht kleiner Teil der Welt, nämlich die – global gesehen - wenigen westlichen Länder nach China. Diese kleine Minderheit repräsentiert nach chinesischer Auffassung nicht ‚die Welt’. Mit Boykottmaßnahmen kann man gegen die Bastion der Länder des Südens, die in der Regel auf der Seite der Volksrepublik China stehen, nichts ausrichten“, so von Senger im Interview mit dem Onlinemagazin NeueNachricht http://www.ne-na.de. Sein Buch „Supraplanung“ (Hanser Verlag) ist gerade erschienen und dürfte sich besonders für westliche Politiker als nützliche Nachhilfe-Lektüre im Umgang mit dem Reich der Mitte eignen.„Welche Rolle das Gesetzesrecht in der Volksrepublik China spielt und welchen Stellenwert es in diesem Land hat, stelle ich in ‚Supraplanung’ deutlich dar. Wenn man die Verfassungsartikel zur Kenntnis nehmen und in ihrer vollen Tragweite begreifen würde, dann würde vieles, was in der politischen Tagespraxis geschieht, durchschaubar und leicht vorhersehbar werden. Aber leider werden offizielle Dokumente der Volksrepublik China im Westen regelrecht boykottiert und planmäßig nicht gelesen oder mit einem Lacher abgetan. In Europa scheint man zu meinen, Hintergrundwissen über die Volksrepublik China sei überflüssig, es genüge, von Fall zu Fall die Tagesereignisse zu verfolgen und mit westlichen Alltagswissen ad hoc zu reagieren“, sagt von Senger. Er verweist auf seine Schrift „Einführung in das chinesische Recht“ von 1994 (C.H. Beck Verlag). „Hier erwähne ich die bis auf den heutigen Tag in Kraft befindliche Verfassung der Volksrepublik China vom 4. Dezember 1982, die auch im Zusammenhang mit Tibet wichtig ist. Im Artikel 1 bekennt man sich in Peking ganz offiziell und offen zu der Tatsache, eine Diktatur zu sein. Nach Artikel 54 sind die Bürger der Volksrepublik China verpflichtet, ‚die Einheit und die Geschlossenheit all seiner Nationalitäten zu sichern’. Natürlich ist diese Verfassungsnorm durch entsprechende Paragraphen im chinesischen Strafgesetzbuch abgesichert“, erläutert der Sinologie-Professor der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität.





Deutschland habe die Volksrepublik China diplomatisch anerkannt und demnach auch die Verfassung. „Es erscheint merkwürdig, auf offizielle chinesische Einzelaktionen zu reagieren und diese anzuprangern, bei gleichzeitiger Anerkennung und damit Billigung der ideologisch-politisch-juristischen Grundlage solcher Einzelaktionen. Wenn man etwas kritisieren wollte, dann müsste man die Basis von Einzelaktionen, also die Verfassung, ja die offiziell hoch gehaltene marxistisch-leninistische Ideologie kritisieren, nicht die aus der Verfassung und aus der offiziell geltenden Ideologie logisch folgende Umsetzung im Einzelfall“, führt von Senger aus. Bei einer seiner Chinareisen habe Bundeskanzler Kohl Tibet besucht und damit dessen Zugehörigkeit zu China ostentativ vor aller Welt anerkannt. „Als ich im August 1997 Mitglied eines Schweizer Menschenrechtsinspektionsteams war, welches im Auftrag des Schweizer Außenministeriums Tibet besuchte, vernahm ich, dass der Delegationsleiter, ein Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, dem chinesischen Empfangskomitee in Peking als ersten Satz sagte, die Schweiz anerkenne, dass Tibet ein Teil der Volksrepublik China sei. Kein Staat der Welt anerkennt die tibetische Exilregierung. Alle Staaten, die entweder die Republik China (in Taiwan) oder die Volksrepublik China anerkennen, anerkennen zugleich, dass Tibet ein Teil Chinas ist. Die Führer der Volksrepublik China werden daher keinen Grund sehen, an der Zugehörigkeit Tibets zu China zu zweifeln. Zudem berufen sie sich auf den in der UN-Charta verankerten Grundsatz der Nichteinmischung sowie auf die von der Volksrepublik China immer wieder hervorgehobenen sogenannten ‚Fünf Grundsätze der friedlichen Koexistenz’ mit dem Grundsatz Nr. 3, jenem der gegenseitigen Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten“, so von Senger.

Menschen, die von Polizisten niedergeschlagen werden, erblicke man in Europa beinahe täglich in den TV-Nachrichten, beispielsweise in der Türkei, Mitglied des Europarats, wo Kurden niedergeknüppelt wurden, die ähnliche Probleme haben wie Tibeter. „Von Russland, ebenfalls Mitglied des Europarates, wurden jahrelang Tschetschenen niedergeknüppelt, ohne dass auf Seiten der Europäer viel geschah. Über unschöne Bilder aus Russland und der Türkei oder auch aus dem Nahen Osten sieht man hierzulande in der Regel mehr oder weniger gleichgültig hinweg. Sobald solche Bilder aus der Volksrepublik China eintreffen, ist man schockiert und empfindet das als unerhört“, moniert von Senger.

In seinem Opus „Supraplanung“ legt er fundiert dar, wie nachhaltig und langfristig der Sinomarxismus von der kommunistischen Partei in China vertreten wird. Von Verhüllungsrhetorik oder Verschleierung könne nicht die Rede sein. Jeder, der sich die Mühe mache, die Satzungen der Kommunistischen Partei Chinas vom 14. November 2002 und vom 21. Oktober 2007 zu lesen, werde auf den folgenden in beiden Satzungen übereinstimmenden Passus stoßen: „China befindet sich jetzt im Anfangsstadium des Sozialismus und wird sich über eine längere Zeit in diesem Stadium befinden. Das ist ein unüberschreitbares Stadium bei der Modernisierung im wirtschaftlich und kulturell rückständigen China, das mehr als 100 Jahre in Anspruch nehmen wird....Das höchste Ideal und das endgültige Ziel der Partei ist die Verwirklichung des Kommunismus“. In Anlehnung an Gottfried Wilhelm Leibniz plädiert von Senger dafür, dass die europäische Belehrungsgesellschaft sich in eine Lerngesellschaft im Verhältnis zu China wandeln sollte. Das Abendland müsse den tief verwurzelten Kulturhochmut ablegen und sich darum bemühen, das amtliche Denken in der Volksrepublik China, insbesondere das Bezugssystem der Kommunistischen Partei Chinas von innen heraus besser zu verstehen. „Die Passagiere des Luxusdampfers Europa kommen wohl nicht darum herum, sehr vieles, nicht zuletzt die chinesische Sprache, zu erlernen, wollen sie verstehen, was im Reich der Mitte vor sich geht“, schreibt von Senger. Europa sei nach der chinesischen Strategemkunde eine leichte Beute und eine optimale Spielwiese für die Anwendung des Strategems Nummer 33: Das Strategem des Zwietrachtsäens. Als Beispiel führt von Senger den Dalai-Lama-Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel an, der dazu führte, dass Chinas Führer reihenweise Termine mit Deutschen absagten. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wurde demgegenüber höchst freundlich empfangen und mit Aufträgen in Höhe von 20 Milliarden Euro überschüttet.

„Der Preis: Menschenrechte kamen nur ganz am Rande vor. Der sonst so knallharte ‚Sarko’ kann also auch anders – windelweich. Die Botschaft Pekings ist klar. Wer die Klappe hält, macht Kasse. So will China Europa spalten“, zitiert Senger die Bild-Zeitung. Sarko sei allerdings nicht nur windelweich gewesen, er handelte in erster Linie listig. „Er benutzte das Strategem Nummer 12 ‚Mit leichter Hand das Schaf wegführen’ und ergriff geistesgegenwärtig und unsentimental, wie Politiker eben vielfach sind, die sich ihm dank dem Verhalten der deutschen Kanzlerin ergebende Geschäftschance. Ob die Kanzlerin ihre Tat wohl vernetzend-strategemisch analysiert und sich überlegt hat, welchen Nutzen ihre EU-Konkurrenten daraus ziehen könnten? Das ist eine überflüssige Frage. Zu derartigen strategemischen Selbstanalysen dürften listenblinde europäische Politiker gerade auch beim ‚Behaupten der eigenen Werte’ wohl kaum fähig sein“, bemerkt der Strategem-Kenner von Senger.

Die Listenblindheit im Umgang mit China ist nach Erfahrungen des Düsseldorfer Emerging Market-Experten Jörg Peisert http://www.joerg-peisert.de auch bei europäischen Managern und Wissenschaftlern sehr ausgeprägt. „Wir betrachten China nur als Billiglohn-Land und wollen die schnelle Rendite erwirtschaften. Das ist für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Westens sehr gefährlich. Der Technologieimport ist für China nur ein Instrument für Neuschöpfungen, um autark zu werden. Aus Importen werden langfristig Exporte angestrebt. Wir machen es der Kommunistischen Partei in China zu einfach, uns an die Wand zu drücken“, warnt Peisert.

Professor von Senger empfiehlt den Europäern, den Rat von Jesus zu folgen: „Seid klug wie die Schlangen und sanft wie die Tauben“ (Matthäus 10, 16). „In der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts sollte der verborgene Schatz, der in dem bei uns unbekannten Ausspruch Jesu ruht, gehoben werden. Unter völligem Verzicht auf ethisch abgestützte und mit Augenmaß eingesetzte Schlangenklugheit dürfte der europäische Marsch durch das 21. Jahrhundert schwierig werden“. Es sei unverzichtbar, sich ein optimales Listwissen anzueignen. Im politischen und wirtschaftlichen Wettbewerb unterliege die Listenblindheit der Listkompetenz. Das gelte für Politiker und Unternehmer.

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Datum: 26.03.2008 - 10:05 Uhr
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