(ots) - Einwohnermeldeämter geben auf Verlangen Adressen von
Bürgern auch an Firmen weiter, die zu Werbezwecken mit Daten handeln.
Das berichtet das ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO am Montag, 4. Oktober
2010, 19.25 Uhr. "Es kommt schon vor, dass mit einer Anfrage 1000
Adressen vermittelt werden", sagt Klaudia Zurth, Abteilungsleiterin
im Bürgeramt Berlin. Datenhändler können so mit Hilfe der Kommunen an
Millionen Privatadressen kommen. Für die Auskunft kassieren die
Behörden eine Gebühr. So verlangt beispielsweise das Bürgeramt Berlin
fünf Euro pro Adresse, in München kostet eine Adresse 15 Euro. Die
Weitergabe der Daten ist eine lukrative Einnahmequelle für die
Kommunen.
Für Peter Schaar, den Datenschutzbeauftragten der Bundesregierung,
ist das ein Skandal: "Im Internetzeitalter hat das eine neue Qualität
gewonnen. Diese Daten werden verwendet, um Profile zu aktualisieren,
um den Adresshandel gegebenenfalls noch effizienter und noch
ertragreicher zu gestalten."
Das Bundesinnenministerium duldet die Datenweitergabe durch
Behörden. Auf Nachfrage von WISO wurde aber dennoch eine Prüfung
angekündigt: "Das Bundesinnenministerium prüft, ob und gegebenenfalls
inwieweit bei Melderegisterauskünften die beschriebenen Interessen
der Allgemeinheit und des einzelnen Meldepflichtigen neu austariert
werden müssen."
Die Firma EURO-PRO Gesellschaft für Data Processing, die
Bonitätsprüfungen von Privatpersonen und Firmen anbietet, hat
gegenüber WISO angegeben, Adressen von Meldeämtern erhalten zu haben.
Das Unternehmen erklärt schriftlich: "Anschriftenermittlungen werden
beispielsweise durchgeführt, wenn Personen bzw. Firmen unbekannt
verzogen sind." EURO-PRO hat zahlreichen Verbrauchern in einem
Schreiben mitgeteilt, dass ihre Adresse ermittelt und an Unternehmen
aus der "Versandhandels-, Versicherungs- und
Telekommunikationsbranche" weitergegeben wurde.
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