(ots) - Ein Kommentar von Sven Gösmann:
Wann endet das Fremdeln des Bundespräsidenten mit seinem Amt und
damit auch das Fremdeln seines Volkes mit ihm? Die zum Ereignis
stilisierte Rede am Tag der Deutschen Einheit sollte die Wende für
Christian Wulff bringen. Es ist noch nichts geworden. Wulff hat zwar
eine für seine rhetorischen Möglichkeiten ordentliche Rede gehalten.
Doch er und seine Berater wurden bei der Konzeption dieser Ansprache
von der öffentlichen Erwartung erdrückt, so dass Wulff mitunter
buchstäblich die Stimme wegblieb. Der Präsident versuchte, es zu
vielen recht zu machen: Wo es nur einer klaren Aussage zur Deutschen
Einheit, zur Leistung von Ost- und Westdeutschen beim Zusammenwachsen
unserer Nation bedurft hätte, wollte Wulff auch noch das große Thema
seiner Amtszeit bestimmen. Doch dann wiederholte er zur Integration
von Migranten nur viel Richtiges, was vor ihm schon andere gesagt
hatten. Anders formuliert: Der Bundespräsident reihte seine Stimme in
den Chor der Sarrazin-Kritiker ein. Das tat er wenig originell und
spät. Es macht es nicht besser, dass die verhinderten
Bundespräsidenten Gauck im Berliner Landesparlament und
Bundestagspräsident Lammert bei seiner Feierstunde vor dem
Brandenburger Tor Wulff in einen "Sänger-Wettstreit" (Gauck) trieben,
den er als Dritter beschloss.
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