(ots) - Ist es herzlos, den Hartz-IV-Familien Alkohol
und Zigaretten zu streichen und die Regelsätze nur um fünf Euro zu
erhöhen? Natürlich, sagt der organisierte Sozialprotest in diesem
Lande. 500 Cent mehr statt 500 Euro für jeden, wie die Linken
verlangen - bei dieser Schere zwischen Erwartungen und Entscheidungen
fällt es leicht, ein entsetzter Linker zu sein. Aber die Bevölkerung
hat ein feineres Gespür für die Zusammenhänge. "Transferleistungen"
heißt ja nicht nur, dass bei irgendwem etwas ankommt. Es heißt auch,
dass es vom Steuerzahler genommen wird, der dafür hart gearbeitet
hat. Das steckt hinter der Mehrheit von 56 Prozent, die laut Umfrage
keine Erhöhung von Hartz IV wollten, und den 14 Prozent, die sogar
eine Senkung erwarteten: Der Appell an die Politik, beim Umverteilen
zurückhaltend vorzugehen. Denn zu viele Alleinverdiener mit mehreren
Kindern haben sich bereits anhand der eigenen Situation ausgerechnet,
dass sie sich besser stünden, in Hartz IV zu gehen, statt jeden
Morgen zur Arbeit. Deshalb muss Hartz IV wieder mehr als
Ausnahmeleistung für Notfälle konstruiert werden und nicht als
Dauer-Alimentation und Alternative zur Arbeit. Die Entscheidung der
Koalition verdient Respekt. Besser wäre es allerdings gewesen, die
Regierung hätte keinen Überraschungscoup daraus gemacht.
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