PresseKat - Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Milleniumsgipfel:

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Milleniumsgipfel:

ID: 261662

(ots) - Es geht um Geld, aber nicht nur. Beim
Milleniumsgipfel in New York soll nach zehn von 15 Jahren überprüft
werden, wie die Umsetzung von acht selbst gesteckten
Entwicklungszielen vorankommt. Wichtigstes Zwischenfazit: Hunger und
Armut in der Welt sind seit dem Jahr 2000 weniger, aber längst nicht
halbiert worden. Manche Fortschritte in Bildung, Landbau und
Kleinhandel sind allerdings nicht Folge der guten UN-Absichten,
sondern Ergebnis gestiegener Rohstoff- und Agrarpreise von 2004 bis
2008. Außerdem: Bric, die Abkürzung der Börsianer für Brasilien,
Russland, Indien, China, steht nicht länger für Hungerleider und
Pennystocks. Vielmehr wandeln sie sich zu dynamischen
Wachstumsländern, die übrigens von der Weltfinanzkrise seit Ende 2008
weniger als andere getroffene wurden. Deshalb ist das Fazit, das
Angela Merkel (CDU) gestern vor den Vereinten Nationen zog, in puncto
Eigenlob in Teilen berechtigt, zu großen Teilen aber auch Ergebnis
anderer Faktoren. Wichtiger ist ihre weitergehende Botschaft: »Ohne
eigenes, sich selbst tragendes Wirtschaftswachstum wird für die
Entwicklungsländer der Weg aus Armut und Hunger zu steil bleiben.« Es
waren durchaus unangenehme und belehrende Sätze, die die deutsche
Kanzlerin als Repräsentantin langer und fairer
Entwicklungspartnerschaft vielen Nehmerländern vorhielt. Noch
deutlicher wurde ihre Fachminister Dirk Niebel (FDP), der den Finger
tief in die Wunde bohrte. Ohne Nigeria, Simbabwe, Indonesien oder
Birma stellvertretend für viele zu nennen, sprach er Klartext. Arme
Länder, die reich an Schätzen seien, ließen ihr Volk nicht daran
teilhaben, investierten kaum im eigenen Land und erhöben nicht einmal
Steuern. Dutzende der Zuhörer im großen Weltsaal der Vereinten
Nationen durften sich von Merkel und Niebel persönlich auf die Füße
getreten fühlen. Die Frage bleibt, wie weit sie überhaupt zuhörten.




Die Behauptung, Deutschland biedere sich an, um einen Platz als
nichtständiges Mitglied im Sicherheitsrat zu ergattern, ist
angesichts solcher unbequemen Worte falsch. Dennoch beschränkten sich
gestern die heimische Opposition und Hilfsorgansationen auf das
Dauerlamento, das deutsche Engagement sei beschämend gering und nicht
freigiebig genug - wohlgemerkt, es geht um das drittgrößte Geberland
weltweit. Tatsächlich wird das schon 1970 im Deutschen Bundestag
formulierte Ziel, 0,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt in die
Weltentwicklung zu stecken, bis 2015 kaum erreicht. Entscheidend
sollte der Effekt der eingesetzten Steuer-Milliarden sein, nicht eine
Quote. Die weltweiten Milleniumsziele sind dabei ein durchaus
brauchbarer Maßstab. Es gibt noch Chancen, sie zumindest in Teilen zu
erreichen. Diese Anstrengung ist aller Ehren wert. Außerdem: Warum
sollen sich die Deutschen nicht über Teilerfolge ein wenig mitfreuen
und Stolz auf ihre große Hilfsbereitschaft empfinden?



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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Datum: 21.09.2010 - 19:56 Uhr
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