(ots) - von Sven Gösmann
Die Frage, wie konservativ sie ist oder sein sollte, wird der CDU
immer wieder gestellt. Für gewöhnlich beantworten die Parteigranden
sie mit Hinweis auf die drei gleichberechtigten Wurzeln (Kauder) oder
Flügel (Merkel). Als Volkspartei sei man christlich-sozial,
wirtschaftlich-liberal und national-patriotisch. Das ist immer
dürftig oder zumindest interpretationsbedürftig gewesen, wurde aber
in besseren Zeiten durch wenigstens symbolhaftes Regierungshandeln in
den Hintergrund gedrängt. Heute sieht die engere CDU-Führung die
Partei auf dem Weg von der Milieupartei zur Sammlungsbewegung
unterschiedlicher temporärer Interessen. Sie will sich nicht mehr
festlegen. Stattdessen summieren sich gewollte, aber eben auch in
ihrer Wirkung unterschätzte Einzelentscheidungen und Einzelmeinungen
zu einem verwirrenden Bild. Jüngste Beispiele: die Attacke der
Kanzlerin auf Thilo Sarrazin, obwohl sie dessen Buch nicht gelesen
hatte; oder der Anti-Atom-Kurs des CDU-Umweltministers Röttgen. Nun
setzt dieser mit seiner Absage an die CO-Pipeline erneut ein
industriekritisches Zeichen. In der Wirtschaft aber könnte die CDU
lernen, wie wichtig für den Erfolg die Markenpflege ist. Zu ihr
gehört ein Profil: Was kann ich, was sollte ich unterlassen? Und die
Erkenntnis, dass die Kunden nicht dümmer sind als man selbst.
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